Tiere
Stallhasen bald auf der Roten Liste?

Bei Kaninchen gibt es immer Nachwuchs, bei Kaninchenzuchtvereinen kaum. Dabei war ein Regierungspräsident Ehrenmitglied.

02.04.2018 | Stand 16.09.2023, 6:11 Uhr
Heinz Klein

Anneliese und Ludwig Hurzlmeier in ihrem Kaninchenstall: Vielleicht steigen die Enkel Lukas und Laura mal in die Kaninchenzucht ein. Schön wär’s, sagt der Opa, denn mit dem Nachwuchs schaut es bei den Kaninchenzuchtvereinen schlecht aus. Foto: Heinz Klein

Sie waren immer das Wild der kleinen Leute, gehalten in kleinen Ställen im Stadl hinterm Häuschen. In Regensburg aber legten die Stallhasen, die ja eigentlich Kaninchen sind, einen fürstlichen Start hin. Der Hofstaat des Fürstlichen Hauses weilte dereinst nämlich gerne den Sommer über in Cannes, genoss dort natürlich die französische Küche und machte so mit dem Kaninchen Bekanntschaft – auf dem Teller und wohl rein kulinarisch.

Auch zuhause gelüstete es den Gourmets nach dem weißen Kaninchenfleisch, doch war in der Oberpfalz keiner der Hoppler aufzutreiben. So erging an zwei fürstliche Hausoffizianten die Order, in Regensburg einen Kaninchenzuchtverein zu gründen, was am 13. Februar 1895 im Gasthaus Edelweiß auch gelang. Allerdings mit Startschwierigkeiten, denn für die Wirtsleute war es damals schier unvorstellbar, Kaninchen zu essen, weshalb sie sich weigerten, dem Verein zum Verzehr des mitgebrachten Kaninchenbratens ein Essgeschirr herauszurücken.

Ein Leben lang Kaninchen

Gut 80 Jahre später stieg Ludwig Hurzlmeier in den Kaninchenzuchtverein B 721 Regensburg und Umgebung ein. Seit 40 Jahren ist der Schierlinger dort aktiv, seit 25 Jahren im Vorstand. Mit den Kaninchen ist der 70-Jährige aber schon sein Leben lang auf du und du. Er wuchs mit den schnuckeligen Pelztieren auf und hatte als Achtjähriger seinen ersten eigenen „Hasen“. Eine Mark hat er damals gekostet.

Enkel Lukas (6) und die kleine Laura (2) sind als liebevolle Kaninchenstreichler natürlich oft im Stall. Lukas hat sogar schon seinen eigenen Hasen. „Tim“ heißt der Zwerghasenwidder.

„Die Grundstücke werden immer kleiner, die Gemüsegärten und die Stadl sind verschwunden und damit die Stallhasen auch.“Ludwig Hurzlmeier

Auch in seiner Eigenschaft als Fell- und Fleischlieferant ist der Stallhase kaum mehr gefragt. Was er an Küchenabfällen und altem Brot fraß, damit wird heute der Komposthaufen gefüttert. Und die jungen Leute haben sowieso ganz andere Interessen.

So sieht das auch im Kaninchenzuchtverein B 721 Regensburg und Umgebung aus. In Hochzeiten hatte er in den 90er-Jahren an die 70 Mitglieder. Heute sind es noch 17. Dazu kommt die Frauengruppe mit zehn Mitgliedern. Die Jugendgruppe wurde mangels Nachwuchs 2006 aufgelöst.

Das Milchscheckelzupfen war mal

Über Jahre hatte der Verein zusammen mit dem Geflügelzuchtverein und den Taubenzüchtern die alte Schlachthofhalle in der Babostraße gemietet und eine jährliche Jungtierschau organisiert. Bis zu 11000 Tiere waren dort jährlich im Juli ausgestellt und die Züchter kamen von weit her nach Regensburg.

Die große Vereinsschau gibt es bei B 721 Regensburg und Umgebung nicht mehr. Heutzutage kommt der Preisrichter, um die Tiere im Rahmen einer Tischbewertung zu prüfen. Mit Häsinnen und Rammlern fahren die Züchter dann auf Kreis-, Bezirks- oder Landesschauen oder gar auf die Bundesschau, die im Januar in Leipzig veranstaltet wurde.

Die wenigen Mitglieder, die verblieben sind, sind ein buntes Häufchen. Den kleinen Häusler sieht man dort nicht mehr, Akademiker aber schon. Der Kaninchenzüchter von heute zupft auch keine Milchscheckel mehr am Straßenrand. Er kauft jetzt Fertigfutter.

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