Fälle in Regensburg und Neumarkt
Am Altar uriniert, Jesus Finger abgeschlagen: Vandalismus in Kirchen der Region nimmt zu

15.05.2023 | Stand 15.05.2023, 11:36 Uhr

Kirchen und Kapellen sollen eigentlich Orte der Ruhe und des Friedens sein. In Bayern werden sie aber immer häufiger zum Ziel von zerstörerischen Attacken, wie Zahlen des Landeskriminalamtes zeigen. −Symbolbild: Nicolas Armer/dpa

Kirchen und Kapellen sollen eigentlich Orte der Ruhe und des Friedens sein. In Bayern werden sie aber immer häufiger zum Ziel von zerstörerischen Attacken, wie Zahlen des Landeskriminalamtes zeigen. Auch in Regensburg und Neumarkt gibt es Beispiele.



Brennende Gesangbücher, beschädigte Orgelpfeifen, umgeworfene Kerzen, ein Altar in Flammen: Immer häufiger werden Gotteshäuser in Bayern Ziel von Zerstörungswut. 294 Fälle von Sachbeschädigungen in Kirchen, Kapellen oder Klöstern registrierte das bayerische Landeskriminalamt (LKA) im vergangenen Jahr - 23 mehr als noch 2021 (271). Die Tendenz ist den Angaben zufolge in den vergangenen Jahren klar steigend. 2019 zählte das LKA noch 219 Fälle, im Jahr darauf schon 242.

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„Grundsätzlich stellen wir fest, dass die Zahlen, insbesondere im Bereich des Vandalismus, gestiegen sind und die Zerstörungswut wesentlich massiver ausfällt“, sagt auch ein Sprecher des katholischen Bistums Regensburg. „So wurden beispielsweise Heiligenfiguren zerstört oder beschädigt, in Kirchenräumen geraucht und uriniert, Kirchenaußenwände beschmiert oder Feuer im Kircheninneren gelegt.“

In der Kirche uriniert und geraucht

Dieser Trend zum Vandalismus macht auch vor Regensburg und der Region nicht halt – so etwain der Pfarrei Heilig Geist. Im November 2021 hatte ein unbekannter Täter das bronzene Altarkreuz und einen Kerzenständer abgebrochen und zudem Plastikhüllen von Windlichtern angezündet. Zum Erschrecken der Pfarrei-Mitglieder hatte er zudem in der Kirche in Altarnähe uriniert und ind er Kirche mehrere Zigarettenstummel hinterlassen.

In Donaustauf wurde Anfang 2022 die Herz-Jesu-Figur in der St. Michael Kirche schwer beschädigt. Der Statue wurdenbeide Daumen und ein kleiner Finger entfernt. Außerdem beschmierten Unbekannte auf dem nahe gelegenen Burgfriedhof das Friedhofskreuz mit Farbe. Kurz zuvor wurde die Fatimakapelle geplündert, mehrere Wandbilder gestohlen, Kirchenutensilien beschädigt.

Ebenfalls erheblich war der Schaden im Juli 2022 in der Wallfahrtskirche „Maria Hilf“ in Seubersdorf (Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz). Dort klauten Einbrecher 30 Orgelpfeifen und 16 vergoldete Kerzenständer.Schaden: rund 24.000 Euro. Noch größer war allerdings der Sachschaden, der entstand, als die Einbrecher die Türen aufbrachen und die Orgelpfeifen herausrissen: 40.000 Euro.

Auf „Gotteslob“ uriniert

Einige Beispiele aus ganz Bayern: In Augsburg nahm man im November vergangenen Jahres Graffitis mit der teuflischen Zahlenfolge „666“ und „FCK Jesus“ an der Außenwand der Pfarrkirche St. Peter und Paul zum Anlass, daraus eine Kunstinstallation zu basteln.

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Im Februar dieses Jahres brannten in der katholischen Münchner Pfarrkirche St. Heinrich mehrere Gesangbücher. Der Kirchenraum war verwüstet, wie die Polizei mitteilte. Kerzen waren umgeworfen, Gesangbücher auf dem Boden verteilt. Jemand hatte auf ein „Gotteslob“ uriniert. Ein Sachschaden in Höhe von mehreren hundert Euro.

Altar in Flammen

In einer Kirche in Spalt im mittelfränkischen Landkreis Roth stand im Mai 2022 sogar derganze Altar in Flammen. Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen gegen einen Jugendlichen wegen besonders schwerer Brandstiftung auf. In Oberschneiding in Niederbayern sollen zwei zur Tatzeit erst zwölf Jahre alte Mädchen Orgelpfeifen beschädigt haben.

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Ebenfalls im katholischen Bistum Eichstätt brannte im Oktober in einer Kirche in Neunstetten ein Desinfektionsmittel-Spender.

Die Zahl der Diebstähle aus Kirchen, Kapellen und Klöstern ging hingegen bayernweit nach LKA-Angaben in den vergangenen fünf Jahren deutlich zurück - von 807 Fällen im Jahr 2018 auf 398 im Jahr 2022.

− dpa/nb