Regensburger Laienbühne
Bauerntheater zeigt Jubiläumsstück

03.10.2022 | Stand 12.10.2023, 10:26 Uhr
Juliana Ried
Der Deifi treibt sein Unwesen in dem kleinen bayerischen Wirtshaus: Edith Bradfisch (v. l.), Doris Somogyi, Thomas Leibig, Hubert Kölbl und Andreas Kirner −Foto: Andrea Leopold

Zu seinem Jubiläum „100 und ein Jahr“ hat das Bauerntheater Regensburg ein selbstverfasstes, schmissiges Stück namens „Da Deifi is los“ auf die Bühne der Hubertushöhe gebracht. Das Stück stammt aus der Feder von Andreas Kirner, dem Sohn der legendären Bärbel Kirner, die 30 Jahre lang auf der Bühne stand.

Wie sieht es unten in einem Bayerischen Dorf aus, wenn der Teufel vom „Porter“ (Pförtner) Petrus die Ausnahmegenehmigung bekommt zwei Wochen Urlaub von der Hölle zu nehmen? Denn es gibt immer mehr „schlechte Leit“ und „widerwärtiges Gschmoas“ auf der Erde und der Deifi leidet nach 1000 Jahren unter Burnout: „Ich bin fertig, auszutzelt!“. Er fordert Urlaub oder wenigstensExerzitienvon Petrus und darf für zwei Wochen auf die Erde. Eine der Bedingungen: Er muss eine Seele retten.

Luzifer fährt also in den Leib des Wirtshausbesitzers und Landwirts Ludwig Berzlmeier (in einer Doppelrolle Andreas Kirner), der eher ein einfältiger und stotternder Zeitgenosse zu sein scheint. Unter dem teuflischen Einfluss jedoch setzt er sich gegen seinen Dauerquäler, Bürgermeister und Großgrundbesitzer Alfons Oberleitner (Thomas Leibig), durch und kann sogar seine Frau Katharina (Edith Bradfisch) wieder für sich begeistern. Das Eheleben nimmt Aufschwung.

Nach anfänglichen Startschwierigkeiten – der Teufel hat keine Ahnung vom Telefonieren, kennt keine Toilette und muss erst das Biertrinken lernen – gerät die Geschichte in Fahrt und alle Protagonisten lassen das Schlechte aus sich heraus, je nachdem ob sie gerade im Normalzustand oder vom Teufel besessen sind, der mehrmals in verschiedene Personen hineinfährt. „Die Gier ist die Sünde mit dem größten Potenzial“, meint der Deifi recht treffend und erwischt den Pfarrer, den Kleinhäusler und den Bürgermeister pfeilgerade an dieser Stelle. „Da Teufel hat vui Nama“ – und er hat viele Gesichter. Wenn man in Wahrheit auch nicht mit dem Teufel handeln kann, so scheint er doch gerecht zu sein: Ob es der gierige Dorfpfarrer ist, der nimmersatte Großgrundbesitzer oder die gnadenlose Bürgermeister-Frau, der Deifi steckt in jedem von uns, er hebt alle Ungleichheiten auf, Arm und Reich nimmt er gleichermaßen in Besitz.

Überaus große Spielfreude zeichnet das achtköpfige Ensemble aus.Andreas Kirner hatte die „obdrahte Gschicht“ schon seit 30 Jahren mit sich herumgetragen. Vor ein paar Jahren erst „hab ich’s dann packt – mit dem Aufschreiben“. Im Lockdown geriet das Stück im allgemeinen Phlegma auf das Abstellgleis und wurde auf Druck von Kirners Frau Cathrina, der das Stück „stocknarrisch“ gut gefallen hat, zur Vollendung „gezwungen“. Kirner glänzte in einer Doppelrolle mit ausgeprägter Mimik als Teufel und Gastwirt.

Sehr authentisch agierte Tamara Meindl als Tochter Luci. Die Rolle der groben und grantigen Bürgermeister-Gattin Walli war Doris Somogyi direkt auf den Leib geschrieben, Edith Bradfisch als Katharina spielte hin- und hergerissen zwischen Verachtung für ihren Mann und neu aufkeimender Verliebtheit. Florian Schneider war passend besetzt in der Rolle als jugendlicher Liebhaber. Ein Juwel des Abends war der Kleinhäusler Toni Wurmdobler, mit Bravour gespielt von Hubert Kölbl, dem man jedes Wort und jede Geste im Text abnahm.