Gründer von Sea- und Space-Eye
Brückenpreis-Träger Michael Buschheuer wird bejubelt

16.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:17 Uhr
Groß war die Freude bei Michael Buschheuer (Mitte) über den Brückenpreis −Foto: altrofoto.de

Der Gründer von Sea-Eye und Space-Eye ist der erste Regensburger, der den Brückenpreis erhält. Beim Festakt im Historischen Reichssaal feiern Familie und Mitstreiter Michael Buschheuer.

Bevor Michael Buschheuer das Podium betritt, nimmt er seine Frau Hannelore an die Hand, holt seinen Vater Michael Buschheuer senior dazu und winkt seinen Onkel Hans-Peter Buschheuer heran. Erst dann macht er den ersten Schritt auf das Podest im Historischen Reichssaal im Alten Rathaus. Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer überreicht ihm am Samstagabend den Brückenpreis. Tosender Applaus, Pfiffe der Begeisterung. Die Stimmung: eine Mischung aus Rockkonzert und Familienfeier.

Vor sieben Jahren machte Buschheuer schon einmal einen ersten Schritt. Der veränderte sein Leben und das tausender anderer Menschen. Der Gründer der Seenotrettungsorganisation Sea-Eye hat Tausende vor dem Ertrinken bewahrt. Mit seinem Verein Space-Eye sammelt er Hilfsgüter für Flüchtlinge auf den griechischen Inseln und in Bosnien. Seit Kriegsausbruch organisiert er mit der Stadt Hilfstransporte nach Odessa und unterstützt Flüchtlinge aus der Ukraine bei der Ankunft in Regensburg. Er sei nie allein gewesen, sagt Buschheuer. Er sei den Weg immer zusammen mit vielen anderen gegangen. Den Space-Eye-Anstecker hat er am Revers. „Handmade Humanity - handgemachte Humanität“, das schlichte Motto.

Buschheuer, der gelernte Maler und Lackierer, ist der erste Regensburger, der mit dem Brückenpreis der Stadt ausgezeichnet wird. Dotiert ist der Preis mit 15 000 Euro. Erhalten sollen ihn laut Satzung Persönlichkeiten, „die sich in besonderem Maße um die Überwindung von Grenzen und Gegensätzen verdient gemacht und Brücken für die Zukunft gebaut haben.“

Selten habe der Name eines Preises besser für einen Preisträger gepasst, findet Laudator und Freund Michael Sterner. Der Professor für Energiespeicher und Energiesysteme an der OTH lässt in seiner Rede anklingen, wie wie viele Menschen noch gezwungen sein werden, ihre Koffer zu packen, „wenn wir den Klimawandel weiter mit Kohle, Öl und Gas befeuern“. Der pragmatische, zupackende Buschheuer sei da ein Vorbild. Er zeige, was ein Einzelner bewirken könne. Er sporne an, mitzumachen.

Der Ausgezeichnete betont, dass er für die Brücken nicht Stein auf Stein geschlichtet habe. „Das wart ihr“, bedankt er sich bei den vielen Helfern. Er habe jeweils nur den Plan gezeichnet und das Vertrauen gegeben, dass die Steine halten werden. Buschheuer ist es wichtig, herauszustreichen, dass er und seine Organisationen sich stets „im volllegalen Bereich“ bewegt haben. Gleichwohl hat er erlebt, „wie wir als Spaltkeil benutzt“ wurden. Buschheuer erzählt das ruhig. Er ist gerührt angesichts der vielen Mitstreiter, die gekommen sind, um mit ihm zu feiern. Einmal atmet er tief durch. Die Augen blitzen feucht. „Gott weiß, warum mich die Seenotrettung gepackt hat“, meint er. Fast wirkt es, als wolle er sich entschuldigen. Aber in seiner Haltung ist er ganz klar: „Ich konnte mich nicht verstecken.“ Er muss helfen. Dafür ist der Beifall an diesem Abend groß.

− ct