Kunsthandwerk
Die Lust am Papier und seiner Vielfalt

Die Regensburger Innenarchitektin Ursula von Kirchbach ist mit ihren Papierarbeiten zur Biennale nach Belgien eingeladen.

22.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:26 Uhr
Gabi Hueber-Lutz
Ursula von Kirchbach mit ihren Objekten aus Papier −Foto: Hans-Peter Krah

Eigentlich sind sie ganz unscheinbar, dies kleinen, trapezförmigen Papiergebilde, die Ursula von Kirchbach zu Hunderten faltet. Zusammengesteckt entfalten sie sich, werden zu Objekten, die an Schalen, Schüsseln, Vasen erinnern und als Einzelstück oder in einem zueinander passenden Ensemble Hingucker in vielen Räumen sind.

Als Innenarchitektin hat die Regensburgerin an sich schon einen kreativen Beruf. Und auch darüber hinaus begeistert sie sich für Kunst in vielen Formen.

Mit ihren Papierarbeiten ist sie nun als eine von vier deutschen Künstlerinnen zur „International Paper Art Biennale“ in Belgien eingeladen. Insgesamt präsentieren dort vom 26. März bis zum 3. April 51 Kunstschaffende aus 18 Ländern ihre Werke. Auch von der Plattform „kunsthandwerkermarkt.de“ wurde sie eingeladen, ihre Arbeiten zu zeigen.

Apropos Künstlerin: Als solche möchte Ursula von Kirchbach eigentlich nicht bezeichnet werden. Sie habe keine Kunstakademie besucht, erzählt sie, und wolle sich auch keinen entsprechenden Titel anmaßen. Für sie ist die Beschäftigung mit künstlerischen Arbeiten einfach sehr erfüllend. Und wenn sie dann noch das Schmunzeln und Augenglitzern der Betrachter ihrer Arbeiten registriert, dann erfülle sie das mit tiefer Befriedigung, erzählt sie. „Schauen und sich freuen - das ist wunderbar.“

Form des Papierrecyclings

Die Liebe zum künstlerischen Schaffen wurde Ursula von Kirchbach anscheinend schon in die Wiege gelegt. Bereits während ihrer Schulzeit am Von-Müller-Gymnasium scharten sich die damals noch ausschließlich weiblichen Klassenkameradinnen im Kunstunterricht bewundernd um sie, wenn wieder einmal eine ihrer Arbeiten herausstach.

Materialien, Formen, Farben begleiteten sie weiterhin. Als Schmuckdesignerin hat die Regensburgerin schon viele erstaunliche Kreationen gefertigt. Daraus wurde dann zum Beispiel die Aktion „Schmuck für einen guten Zweck“. Sämtliche Verkaufserlöse spendete sie an Sternschnuppe. Nun ist sie - auch mit ihrem Schmuckdesign - beim Papier angekommen. Die Falttechniken, die sie anwendet, stammen aus Japan und China. Ursula von Kirchbach hat damit aber ihren eigenen Stil kreiert.

Am Anfang des Schaffensprozesses steht jeweils die Kontemplation. Wenn man immer das Gleiche tut, haben die Gedanken Zeit zu wandern. Die Finger falten währenddessen ein kleines Trapez nach dem nächsten. „Das mache ich blind, da brauche ich gar nicht mehr hinzuschauen.“ 300, 500, 600 dieser Teile gilt es zu falten, bevor der „Rohstoff“ für ein neues Kunstobjekt am Tisch liegt.

Geradlinige Formensprache

Die exakte und geradlinige Formensprache, die der Innenarchitektin in ihrem Beruf am Herzen liegt, tritt bei ihrem künstlerischen Schaffen in den Hintergrund. Zwar bildet auch bei ihren kunsthandwerklichen Objekten die äußere Form ein prägendes Element. Diese äußere Form ist jedoch wandelbar. So stabil und festgefügt die Objekte von Ursula von Kirchbach auch wirken, nimmt man sie in die Hand, fangen sie an zu leben, lassen sich ein wenig drücken, drehen und verändern. Toleranzen sind der Papierdesignerin wichtig, denn Handarbeit ist nicht exakt und das muss zu sehen sein. Erstaunt ist mancher Kunstliebhaber auch darüber, dass die Objekte ziemlich schwer wiegen. Dieses Gewicht erwartet man nicht.

Den Anfang des Experimentierens mit Papierarbeiten markieren Objekte, die aus den vielen bunten Prospekten entstanden, die tagtäglich ins Haus geflattert kommen. Diese Form des Papierrecyclings hat heute noch ihren Platz in der Werkstatt der Papierdesignerin. Daneben ist Schwarz die bevorzugte Farbe. Doch das wird sich ändern - ändern müssen. Denn auch das Kunsthandwerk hat seine Tücken, was die Materialbeschaffung betrifft. Früher sei viel Weiß auf Schwarz gedruckt worden, doch mittlerweile gebe es diese Drucker nicht mehr, erzählt Ursula von Kirchbach. Und damit wird auch das passende schwarze Papier, das sie verwendet, Mangelware. Mangel treibt ja bekanntlich oft Blüten. Man wird sehen, wie diese Blüten bei Ursula von Kirchbach aussehen werden.