Sommergefühl
Die Touristen kommen zögerlich zurück

Fast ist es in Regensburgs Altstadt wie vor der Pandemie – aber der Schein trügt. Die Branche hat zu kämpfen.

20.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:04 Uhr
An der Schiffsanlegestelle am Donaumarkt ist nach der Corona-Pandemie wieder einiges los. −Foto: www.altrofoto.de

Da stehen sie wieder: Die Reiseführer mit rotem Schild in der Hand und einem Mikrofon am Ohr, die in surrendem Oberpfälzer Englisch ihrer silberhaarigen, andachtsvoll lauschenden Gemeinde 2000 Jahre Regensburger Geschichte im Kurzdurchlauf erläutern: Als der Ukraine-Krieg begann, endete für viele gefühlt die Pandemie, Inzidenzen sind nur noch Randnotizen. Und die Touristen kommen zurück. Gefühlt sind es längst wieder so viele wie vor der Pandemie, doch ganz so ist es nicht, wie aktuelle Zahlen belegen.

„Mit einer nur leichten Erholung der Ankunfts- und Übernachtungswerte rechnen wir für Regensburg in diesem und nächsten Jahr“, sagt Sabine Thiele, Geschäftsführerin der Regensburg Tourismus GmbH (RTG). „Erst in 2024 gehen wir von einem ähnlichen Übernachtungsvolumen wie in 2019 aus. Allerdings werden die Reisemotive und die Gästestruktur sich ändern“, sagt Thiele.

In der Tat hat sich die Zahl der Ankünfte vom Vor-Corona-Jahr zu 2022 fast halbiert. Mehr als 110 000 waren es zwischen Januar und März 2019, heuer sind es 69 000. Das ist ein Minus von knapp 40 Prozent. Regensburg steht dabei nicht alleine da. In München sank die Zahl der Ankünfte im ersten Quartal verglichen mit dem Vor-Corona-Niveau um 56 Prozent, in Nürnberg um 52 und in Augsburg um 43 Prozent. Verglichen mit den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 scheint das noch glimpflich, in diesem Zeitraum kamen nur halb so viel Gäste nach Regensburg wie sonst.

Unsicherheit für den Herbst

„Auch wenn sowohl die Anzahl der Ankünfte als auch der Übernachtungen bisher im Vergleich zu 2021 und 2020 Steigerungen aufweisen konnten, sind die Folgen der Pandemie noch eindeutig sichtbar“, sagt Thiele. „Der Städtetourismus läuft – auch in Regensburg – derzeit wieder an. Die Gäste buchen sehr kurzfristig und erwarten großzügige Stornobedingungen, damit sie sehr spontan entscheiden können, ob sie reisen oder nicht“, so die RTG-Chefin. Ihr Fazit: „Der Sommer wird gut gebucht sein, allerdings bleibt die Unsicherheit für den Herbst und die Weihnachtszeit.“

Auch bei den Kreuzfahrten hat Regensburg wieder Fahrt aufgenommen. „Die Zahl der Anlandungen hat noch nicht ganz das Vor-Corona-Niveau erreicht“, sagt Stadtwerk-Sprecher Martin Gottschalk. „Allerdings stellen wir schon eine zunehmende Normalisierung fest, so dass wir über den Sommer tatsächlich von dem Erreichen des Vor-Corona-Niveaus ausgehen.“

Natürliche Unwägbarkeiten wie Hoch- bzw. Niedrigwasser würden eine Rolle spielen. „Insgesamt gehen wir davon aus, dass wir annähernd wieder auf eine Zahl von Anlandungen wie in 2019 kommen werden. Damals waren es knapp 1000 Schiffe, die hier in Regensburg gehalten haben,“ sagt Gottschalk.

„Jeder Betrieb ist gefordert, seinen USP zu finden, also sein Alleinstellungsmerkmal. Wir sind Trendforscher und Zukunfts-Scouts“, sagt Kathrin Fuchshuber, Inhaberin des Münchner Hofs. „Wir müssen trotz der Fesseln der Bürokratie agil bleiben und Zeit für unsere Gäste finden. Wir sind positiv, motiviert und visionär.“ Die Hoteliers tragen laut Fuchshuber die Verantwortung „für unsere Mitarbeiter und unsere Familien. Und wenn wir über Last laufen, dann lachen wir es weg, damit es keiner merkt. Es sind mehr als spannende Zeiten!“

Hoteliers bleiben optimistisch

Prodromos Hatzifotiou vom Ibis Styles sieht das ähnlich, sagt aber auch: „Die Prognosen sind gut, aber bei weitem nicht so gut wie in 2019 und zu Beginn 2020.“ Die Ziele für 2022 werde man nicht mehr erreichen können, „erst wenn der Markt sich wieder gefunden hat. Wir gehen von einer Erholung im dritten Quartal 2023 bis Anfang 2024 aus“, so Hatzifotiou. Vorwiegend Touristen aus Deutschland sind es, die zurückkehren. Asiaten bleiben noch aus. Einziger Vorteil der Lage: Eine Debatte über zu viel Tourismus, etwa wegen verstopfter Gassen in Regensburgs Altstadt, erwarten die Hoteliers auch erst im Jahr 2023 wieder.