Integration
Eine Frau, die was zu sagen hat

Veda Erös ist Ombudsfrau. Sie hilft Bewohnern im Ankerzentrum Regensburg bei Fragen und Ängsten – und muss viel erklären.

23.02.2019 | Stand 16.09.2023, 5:41 Uhr
Claudia Bockholt

Im Kontakt mit Flüchtlingen, Nachbarn und Hilfsorganisationen in Regensburg: Ombudsfrau Veda Erös

Aufklären muss Veda Erös viel: über Gepflogenheiten, Gesetze und Grenzen im Zusammenleben. „Zum Beispiel, dass es hier keine Selbstjustiz gibt. Sondern man geht zur Polizei und gibt eine Anzeige auf“, erzählt die 27-Jährige. „Auch dass Männer und Frauen in Deutschland gleichgestellt sind und das hier jetzt die Frau was zu sagen hat.“ Erklären muss sie auch immer wieder, dass sie keinen Einfluss auf die Entscheidungen in Asylverfahren hat.

Veda Erös ist als Ombudsfrau der Regierung der Oberpfalz die zentrale Ansprechpartnerin bei Ängsten und Fragen rund um das Thema Asyl; und das nicht nur für Flüchtlinge, sondern genauso Bürger, Ehrenamtliche, Vereine und Hilfsorganisationen. Auch viele Gespräche mit Nachbarn des Ankerzentrums im Regensburger Stadtsüden gehören zu ihrer Arbeit. Ihre Stelle ist um einiges älter als das Ankerzentrum, das im August vergangenen Jahres seinen Betrieb aufgenommen hat. Seit September 2017 ist Erös bereits Ombudsfrau für alle Anliegen und Beschwerden zum Thema Asyl in Regensburg.

Offene Tür, offenes Ohr

Viele Fragen ließen sich schnell und in den meisten Fällen unkompliziert klären und auch schnell Ängste abbauen, erzählt Erös. Aber Konfliktstoff gibt es genug, sowohl innerhalb der Einrichtung, als auch außerhalb. Wenn im Zentrum unterschiedliche Mentalitäten der verschiedenen Nationalitäten aufeinanderprallen, oder sich Anwohner in der Nachbarschaft über Ruhestörungen aufregen.

Ihren Arbeitsplatz hat sie direkt in der Einrichtung und nicht etwa am Sitz der Regierung am Emmeramsplatz. Nur so könne sie den Kontakt zu den Menschen halten und die Sorgen und Nöte besser verstehen.

Dass es im Regensburger Ankerzentrum eine solche Stelle gibt, ist keine Selbstverständlichkeit. Im Gegenteil: Erös kennt nur wenige andere deutsche Städte, die eine vergleichbare Position geschaffen haben: unter anderem Hamburg, Bremen und Köln. „So eine Stelle tut der Einrichtung gut“, sagt Erös. „Es ist einer von vielen kleinen Bausteinen.“ „Ich sage immer: Wenn’s Ärger gibt, dann kommt zu uns. Wir versuchen immer, mit den Leuten zu reden. Konfliktlösung steht ganz oben auf der Agenda.“ Vieles lasse sich in Gesprächen klären.

Kein normaler Job

Aber auch Frust gehört zu ihrem Alltag. Erös ist in ihrer Arbeit sehr nahe dran am Leben der Menschen im Ankerzentrum. „Man bekommt sehr viel mit.“ Ihre Aufklärungsarbeit ist manchmal auch Ernüchterungsarbeit. Polizisten hätten sie schon gefragt, wie sie diesen Job machen könne. „Das ist schon kein normaler Job“, gibt sie zu. Doch der Anschein trüge. „Die Polizei kommt eben immer nur, wenn es Ärger gibt“, sagt Erös, die auch von den vielen positiven Erlebnissen in ihrer Arbeit, wie etwa die Freude über eine Geburt im Zentrum oder eine Stellenzusage für einen Bewohner, erzählen kann.

Erös wuchs im Landkreis Regensburg auf. Nach ihrem Abitur am Gymnasium in Neutraubling studierte sie Politik und Medienwissenschaften an der Universität Regensburg. Längere Auslandsaufenthalte führten sie in den arabischen Raum. „Ich hatte die Möglichkeit schon früh sehr viel zu sehen“, erzählt Erös.

Im August 2015 machte sie ein Praktikum in der Pressestelle der Regierung. Zu dieser Zeit mussten alle Mitarbeiter bei der Erstaufnahme von neuangekommenen Flüchtlingen mithelfen, auch Erös. Für sie war schnell klar, dass sie dabei bleiben wird. So war sie bereits drei Jahre bei der Regierung der Oberpfalz im Sachgebiet „Flüchtlingsbetreuung und Integration“ tätig, bevor sie schließlich ihre Stelle als Ombudsfrau antrat. Schon in dieser Zeit konnte sie in ihrer täglichen Arbeit mit der Erstaufnahmeeinrichtung und dem Transitzentrum Erfahrungen sammeln. Erös‘ Tätigkeit als Ombudsfrau ist auch nicht auf das Ankerzentrum beschränkt. Sie ist Kontaktperson für das gesamte Regensburger Stadtgebiet.

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