Soziales
„Es ist eine großartige Einrichtung“

04.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:48 Uhr
Mit Blasmusik unterhielten De Zammgwürfelt'n. −Foto: Lex

150 Regensburger essen täglich in der Fürstlichen Notstandsküche — Auch der Festwirt lädt sie ein.

Mehr als 35 000 Mahlzeiten kochen Helmut Seitz, der Leiter der Fürstlichen Notstandsküche, und sein Team jedes Jahr. Hartz-IV-Empfänger, Rentner mit geringen Bezügen, Regensburger mit knappem Einkommen und Studenten können dort jeden Mittag essen. Das Haus Thurn und Taxis finanziert es. Dult-Stimmung haben die Gäste der Fürstlichen Notstandsküche am Samstag erlebt. Festwirt Alfred Glöckl lud sie zu Braten, einer Maß und Blasmusik von De Zammgwürfelt'n ein.

Rund 240 der Eingeladenen sagten zu. Eine 70-Jährige und ihr 72-jähriger Ehemann, die anonym bleiben wollen, haben das deftige Mittagessen sichtlich genossen. „Es ist eine großartige Einrichtung“, lobt sie die Fürstliche Notstandsküche. „Ich bin lange dabei. Leider ist bei uns das Geld nicht da.“ Die einstige Englisch-Korrespondentin bekam früh Kinder und blieb dann zuhause, deshalb bezieht sie eine niedrige Rente. Ihr Mann, ein Sachbearbeiter, war mehrmals arbeitslos. Seine Alterbezüge sind auch nicht üppig. „Wir danken der Fürstin, dass sie die Notstandsküche aufrechterhält“, sagt er. Das Paar muss den Gürtel jetzt noch enger schnallen, weil die vor zwei Wochen eingetroffene Gas-Abschlagszahlung um 50 Prozent höher ist als im Vorjahr. Zum Glück übernehme die Grundsicherung einen Teil davon. Die Rentnerin sagt, weil sie bei der Notstandsküche esse, könne sie sich Dinge leisten, die sonst nicht möglich seien, zum Beispiel ein Ersatzteil für das Fahrrad. Sie schätzt besonders die freitäglichen Fischmenüs von Küchenchef Seitz, ihr Mann zieht den Schweinebraten vor.

Der Caritasverband in der Diözese Regensburg betreibt die Fürstliche Notstandsküche, deshalb ist Kommunikationschef Harry Landauer in der Begrüßung auf die über 100-jährige Geschichte der sozialen Einrichtung eingegangen. Festwirt Glöckl wünschte den Gästen viel Spaß auf der Dult.

Den hatten sie. Alexander Beller, früher Tierarzt in Kasachstan und dann Helfer am Band bei BMW in Regensburg, genoss den Braten. Der 66-Jährige isst jeden Werktag bei der Notstandsküche. „Sie kochen super.“ Seit einem schweren Unfall kann er nicht mehr arbeiten und erhält eine kleine Erwerbsminderungsrente. Beller könnte mit Grundsicherung aufstocken, doch staatliche Hilfe lehnt er ab und spart lieber. Valentina Sachs holt sich täglich das kostenlose Mittagessen, weil sie mit den Altersbezügen von ein paar Hundert Euro nicht über die Runden kommt. Die 71-Jährige hat in der Küche des medbo Bezirksklinikums gearbeitet. (ko)