Veranstaltung in Regensburg
Festakt für Ernst Grube: Auch mit 90 spricht der Zeitzeuge eine Mahnung aus

09.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:37 Uhr
Zum Anlass des 90. Geburtstag von Zeitzeugen Ernst Grube (l) gratulierte Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer – Für die Musik im Hintergrund sorgte das Orchester des Werner-von-Siemens-Gymnasiums Regensburg. −Foto: Ferko

Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus: Mit dieser Haltung setzt sich Ernst Grube seit Jahrzehnten gegen das Vergessen ein. Er kämpft fürs Erinnern. Grube ist ein jüdisch-deutscher NS-Verfolgter und Überlebender des Ghettos Theresienstadt.

Heute lebt er in Regensburg, gemeinsam mit seiner Frau Helga Hanusa. Im Dezember feierte er seinen 90. Geburtstag. Zu diesem Anlass empfang Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer nachträglich Ernst Grube am Mittwoch im Haus der Musik. Ilse Danzinger, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Regensburg, dankte Grube „für seinen unermüdlichen Einsatz“ als Zeitzeuge.

Man sage, „die Zeit heilt alle Wunden“, erklärte Ernst Grube, „aber das stimmt nicht“. Erst mit dem Älterwerden denke man zurück an das Leben und die Vergangenheit. „Jetzt bin ich 90 und manche Bilder oder Erinnerungen kommen erst.“

Ernst Grube ist 1932 als Sohn einer jüdischen Mutter in München zur Welt gekommen. Sein Vater war evangelisch. Gemeinsam mit seiner Mutter und seinen Geschwistern Ruth und Werner wurde Grube Anfang 1945 in das Ghetto von Theresienstadt deportiert, drei Monate vor der Befreiung durch die Rote Armee. „Ich war zwölf, als wir von Theresienstadt zurückkamen“, erklärte Grube, „was mir fehlte, war der Kontakt zu anderen Jugendlichen“. Als Kind habe er in der Nazi-Zeit nicht zur Schule gehen können. Seither versuche er, die Begegnungen mit anderen nachzuholen. Das präge ihn bis heute.

„Gemeinsam gegen Antisemitismus

Roberto Paskowski, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes deutscher Sinti und Roma, sagte an an den Zeitzeugen: „Was uns verbindet, ist nicht nur der gemeinsame Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus: Die gleiche verbrecherische Verfolgungsgeschichte durch die Nazis an unseren Familien hat uns beide geprägt.“

Maltz-Schwarzfischer betonte, wie essenziell die Arbeit durch Zeitzeugen wie Grube seien: „Erinnern leistet einen wichtigen Beitrag zur Demokratie und ist Voraussetzung dafür, dass wir Lehren ziehen aus dem, was geschehen ist.“ Geschichte müsse nachvollziehbar und nachempfindbar sein. Grubes politische Beteiligung und den Antrieb, für Gerechtigkeit einzustehen, ist bis heute präsent. So engagiere er sich „unglaublich viel für die Rechte von Geflüchteten und das Recht auf Asyl“, erklärte die Oberbürgermeisterin.

„Nie wieder Krieg“

Auch Matthias Bahr, Leiter des Zentrums für Menschenrechtsbildung an der Universität Koblenz-Landau, sprach vor den geladenen Gästen und ehrte das Engagement des 90-Jährigen. „Wenn man Ernst Grube einlädt und nach seiner Meinung fragt, muss man damit rechnen, dass es unbequem wird“, sagte Bahr. Nur so sei Grube zu haben, denn „er tritt immer für die Rechte andere Menschen ein, die unter die Räder zu kommen drohen“.

Ernst Grube nutzte den Abend, um den aktuellen Russland-Ukraine Krieg anzusprechen: „Als Kind habe ich den Krieg und die Angst miterlebt, ich habe den Putz von der Decke rieseln sehen, als die Bomben einschlugen“. Und heute müsse er miterleben, dass Russland „einen Krieg vom Zaune bricht“. Verstehen kann Grube das nicht: „Nie wieder Krieg, was wir brauchen, ist Frieden.“