Nette Geste in Regensburg
Fremder zahlt allen Kunden im Café Schierstadt die Rechnung

28.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:31 Uhr
Isabel Pogner
Cafébetreiber Alexander Irmisch vor der Schierstadt −Foto: Christian Eckl

Ein junger Mann hat in der Schierstadt seinen Mitmenschen eine kleine Freude bereitet.



Der Wohltäter ist längst in der Menge der Regensburger Passanten untergetaucht. Ein Stammgast war er nicht, keiner kannte ihn, erzählt Café-Betreiber Alexander Irmisch. Der Fremde wollte kein Aufsehen darum machen, dass er allen Gästen ihre Rechnungen zahlt. Gut eine Woche ist das nun her, erzählt Irmisch. An einem Sonntagnachmittag waren zwei Männer und zwei Frauen, Irmisch schätzt sie auf Anfang 20, in Stadtamhof Kuchen essen.

Nachdem sie gezahlt hatten, kam einer der Männer zurück,zog den Café-Besitzer zur Seite und fragte ihn leise, sodass die anderen Kunden nichts davon mitbekamen: „Kann ich für die Gäste mitbezahlen?“ Das habe Irmisch völlig überrascht. „Ernsthaft?“ habe er gefragt – ja, das sei ihm ein Anliegen, habe der Gast geantwortet.

Kleine Gesten der Nächstenliebe sind in der Schierstadt nichts Neues. Der Betrieb beteiligt sich an der Aktion „Teilen hilft“. Dabei trinken Gäste, die etwas Gutes tun wollen, einen Kaffee, zahlen aber zwei. Den anderen Kaffee kann dann später jemand gratis trinken. „Dass da Leute mal ein Getränk übernehmen, kommt schon vor“, sagt Irmisch. „Aber in meiner langen Gastronomiekarriere habe ich noch nie erlebt, dass jemand einfach für alle zahlt.“

Einfach mal etwas Nettes tun

Irmisch war neugierig. Also fragte er den noblen Spender nach dessen Beweggründen. Der habe geantwortet: „Wir haben alle gerade schwierige Zeiten und viele Menschen haben Sorgen vor der Zukunft, ich möchte heute einfach was Nettes tun!" Die sechs besetzten Tische kamen mit Kaffee und Kuchen zusammen auf eine Rechnung von 50 Euro. „Er hätte aber auch mehr gezahlt, die Summe war ihm egal“, glaubt Irmisch. Auch das Trinkgeld habe der Gast für die anderen mit übernommen. „Danach hat er sehr zufrieden gewirkt“, erzählt Irmisch. Als die anderen Gäste zahlen wollten, war der Spender schon längst weg. „Alle waren total baff“, sagt Irmisch.

Die Verdutztheit sei schnell der Begeisterung gewichen, die Menschen hätten ein Strahlen in den Augen gehabt und begonnen, sich über das kleine Herbstwunder zu unterhalten. „Dass es das noch gibt“, habe jemand gesagt. Der Konsens der Gruppe: „Mit dem, was wir nicht ausgegeben haben, können wir jetzt anderen eine Freude machen.“ Irmisch ist von der Welle der Solidarität begeistert. „Das ist wie eine vorzeitige Weihnachtsgeschichte“, sagt er und hofft, „dass wir in der nächsten Zeit mehr solcher Nachrichten hören.“