OTH Regensburg
Fünf Jahre nach der Millionen-Panne

18.08.2022 | Stand 15.09.2023, 4:02 Uhr
Die OTH in Regensburg: Über diese Brücke schlenderten mutmaßlich viele der Soziale-Arbeit-Studenten, die im 2017 durch einen IT-Fehler an ihren Studienplatz kamen. −Foto: Fotos: OTH /Hammerich/Hitzek

2017 führte ein Tippfehler zu einem überfüllten OTH-Studiengang – Das große Chaos blieb jedoch aus.

Eine Computerpanne an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) machte vor fünf Jahren bundesweit Schlagzeilen: Aufgrund des IT-Fehlers wurden im Sommer 2017 statt der 137 vorgesehenen Studenten 461 für das Fach Soziale Arbeit zugelassen.

Der Tippfehler eines IT-Mitarbeiters hat die OTH vor große Herausforderungen gestellt: „Die große Kohorte war organisatorisch und finanziell ein Kraftakt für uns“, sagt Präsident Ralph Schneider. Räume außerhalb der Fakultät seien gesucht und gefunden worden, andere Fakultäten hätten hier ausgeholfen. Die OTH Regensburg habe zudem zusätzliche Lehrbeauftragte eingestellt. Ein emeritierter Professor habe mit zusätzlichen Kursen ausgeholfen, Kurse seien zum Teil mehrfach angeboten worden. Das sei mit Überstunden des Lehrpersonals verbunden gewesen, sagt OTH-Pressesprecher Michael Hitzek.

Der Tippfehler kam die OTH teuer zu stehen: Die zusätzlichen Personalkosten beziffert die Hochschule auf rund eine Million Euro. Die Hälfte davon übernimmt der Freistaat Bayern.

Von den 461 Studenten sind noch 77 im Studiengang eingeschrieben, teilt die OTH auf MZ-Anfrage mit. 275 haben das Studium erfolgreich abgeschlossen. „Die Schwundquote von rund 23,6 Prozent in der großen Kohorte ist nur leicht höher als in den Jahren zuvor“, sagt OTH-Pressesprecher Michael Hitzek. Im Sommer 2017 gab es Befürchtungen, die Qualität des Studiums könnte unter dem Mehr an Studenten leiden. Mit fünf Jahren Abstand betont OTH-Präsident Schneider jedoch, dass es gelungen sei, das Niveau zu halten. Schneider selbst war im Sommer 2017 noch nicht in Amt und Würden. Der Maschinenbau-Ingenieur wurde im Frühjahr 2022 zum Präsidenten der Technischen Hochschule bestimmt.

Generell ist man an der OTH zufrieden mit der Arbeit der Studenten mit Freilos. Sie seien fleißig gewesen, betont etwa Carl Heese, der Dekan der Fakultät für Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften, der im gleichen Atemzug seinem Vorgänger Wolfram Backert dankt. Ihm und seiner aufwendigen organisatorischen Arbeit sei es zu verdanken, dass kein Chaos ausgebrochen sei. Unter dem Strich sagt OTH-Präsident Schneider: „Es ist nichts Dramatisches passiert.“ Zumal es für die Absolventen des Tippfehler-Jahrgangs laut Pressesprecher Hitzek eine gute Nachricht gibt: „Der Fachkräftemangel ist laut einer Ende 2021 veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Bereich der Sozialpädagogik am größten.“ Eine kleine Panne mit Happy End sozusagen.