Zum ersten Mal brandete im Hof von St. Emmeram am Freitagabend schon Applaus auf, als noch kein Ton von Giuseppe Verdis Otello in der Inszenierung des Nationaltheaters Brünn gespielt worden war. So sehr freuten sich die Gäste auf der nahezu voll besetzten Tribüne, dass die Schlossfestspiele nun zum ersten Mal nach drei Jahren über die Bühne gehen können.
Bevor die Premierenoper startete, stieg Haus- und Schirmherrin Gloria von Thurn und Taxis auf die Bühne und begrüßte die Gäste. Mit ihrem Dank an Impresario Reinhard Söll von Odeon Concerte eroberte sie die Herzen der Besucher im Sturm. Die klatschten lautstark, es ertönten freudige Pfiffe und Bravo-Rufe. Dann begann die Oper mit einer Viertelstunde Verspätung. Aber diese paar Minuten waren den Besuchern nach der langen Zeit ohne das Kulturspektakel auf St. Emmeram dann auch schon egal.
Als die Fürstin mit ihren persönlichen Gästen aus dem Davidshof in Richtung Tribüne marschierte, konnten die Menschen im Publikum auch einige bekannte Gesichter darunter entdecken. So kamen Kabarettistin Monika Gruber und Starkoch Alfons Schuhbeck mit in den Schlosshof, Bayerns stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger (FW), Regensburgs Landrätin Tanja Schweiger (FW), Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz- Schwarzfischer (SPD) und Bürgermeisterin Astrid Freudenstein (CSU).
Schlange vor dem Schloss
Der Abend hatte aber schon viel früher begonnen. Um 18 Uhr, als sich die Tore zum Park im Schloss öffneten, hatte sich zu beiden Seiten der gusseisernen Flügel ein lange Schlange aus Menschen gebildet, die es gar nicht erwarten konnten, endlich eingelassen zu werden. Da waren dramatische Hochsteckfrisuren und sommerlich geflochtene Strähnen auf den Köpfen der Damen zu sehen. Die zarten Volants mancher Abendkleider wogen sich sanft im Abendwind. Die Herren hatten sich in feinen Zwirn geschmissen.
Der Regensburger Influencer Josef Robert Mulzer aber hatte sich für Gold entschieden: Sein Jacket, seine Hose, seine Schuhe, ja, sogar seine Sonnenbrille glänzten im Abendlicht mit den beiden Kronen auf den Schlosstürmen um die Wette. Seine Frau Martina Fehrenbach hatte sich für Schwarz entschieden und auf ihren Ärmeln kräuselten sich Stoffbahnen, so dass sie aussahen, wie riesige Rosen. Sie brachte es auf den Punkt, was so viele Gäste dachten. „Wir haben so lange auf die Schlossfestspiele gewartet. Und als klar war, dass sie stattfinden, wussten wir: Auf Biegen und Brechen – wir müssen kommen“, sagte sie. Vier Konzertabende gönnen sich die beiden. „Das rentiert sich eigentlich gar nicht heimzugehen“, sagte Mulzer – aber man müsse sich ja umstylen.
Ein entspannter Impresario
Gegen 19 Uhr zog dann Swetlana Panfilow, die Lebensgefährtin des Impresario, alle Blicke auf sich, als sie den Park im Schloss in einem hellen Kleid mit geradem Schnitt und breiten Trägern betrat, an dem unzählige Fransen flatterten. Söll selbst unterhielt sich im Schloss mit vielen Gästen. Ludwig Söll, Prokurist bei Odeon Concerte, dagegen war ein wenig nervös, aber heilfroh über die Wetterprognosen.
Die Schlossfestspiele dauern noch bis zum 24. Juli. Und bis dahin sind nicht nur kulturelle Highlights angesagt, für die es noch Karten gibt, sondern auch herrliche Sommerabende: Hoch Jürgen soll die Hitze auch nach Regensburg zurückbringen. Laut einer Ankündigung des Deutschen Wetterdienstes werde es von den Britischen Inseln südostwärts ziehen und sich regelrecht festsetzen. Wolken sollen in den kommenden Tagen vielerorts vergeblich zu suchen sein.
