Diebe verwüsten Gräber
Grabfrevel auf dem Oberen Katholischen Friedhof - Betroffene fassungslos

04.07.2022 | Stand 12.10.2023, 10:02 Uhr
Angelika Sauerer
An dieser Schale sind die Vandalen gescheitert. −Foto: Angelika Sauerer

Räuber entweihen die letzte Ruhestätte von mindestens neun Familien auf dem Friedhof an der Bischof-Konrad-Straße. Geschätzter Sachschaden: 10.000 Euro. Die Polizei sucht Zeugen.



Lydia Pöppel steht kopfschüttelnd vor dem schwarzen Marmorgrab ihrer Familie an der Südmauer des Oberen Katholischen Friedhofs. Auf der Platte sind drei Schraublöcher ausgebrochen, Schleifspuren ziehen sich über den glänzenden Marmor, die Grabumrandung hat eine tiefe Scharte, die frisch gepflanzten Blumen sind zertreten. „Hier in der Mitte stand die Schale“, sagt sie. Sie zieht ihr Handy heraus und zeigt Bilder. Auf einem ist das Grab in aller Pracht zu sehen. Das andere ist ein Bild der Verwüstung: Blumen und Erde verstreut, die Innenschale zerborsten und die zentnerschwere Außenschale aus Metall fehlt.

Polizei ermittelt wegen Störung der Totenruhe

Das Foto entstand am Sonntagmorgen, inzwischen hat der Gärtner aufgeräumt. „Ich habe gleich die Polizei angerufen“, sagt Lydia Pöppel. Die Beamten waren am Sonntag vor Ort. Lydia Pöppel ist nicht die einzige Betroffene. Mindestens neun Gräber wurden geschändet. Der Sachschaden wird auf 10.000 Euro geschätzt. Die Polizeiinspektion Regensburg Süd hat die Ermittlungen unter anderem wegen Störung der Totenruhe aufgenommen. Zeugen werden gebeten, sich unter (0941) 506-2001 bei der Polizei zu melden.

Vermutlich in der Nacht von Samstag auf Sonntag sind die Diebe in den verschlossenen Friedhof eingedrungen und haben Laternen, Pflanzschalen, Weihwasserbehälter und Statuen gewaltsam abmontiert. Dabei sind sie ohne Skrupel auf Gräber getreten, wie Fußspuren zeigen, haben Sockel aus der Verankerung gebrochen, Schmuckengel umgestoßen und Pflanzen ausgerissen. An manchen Stellen scheiterten sie und ließen die Objekte halb demontiert liegen.

Friedhofsverwalter Markus Fischer begutachtet bei einem Rundgang die Schäden. „Die müssen die Objekte mit großer Gewalt ausgehebelt haben“, sagt er fassungslos.Bereits vor einem Jahr haben Unbekannte den Friedhof an der Bischof-Konrad-Straße heimgesucht und Metallgegenstände gestohlen.„Vielleicht wollten sie Kupfer sammeln, man weiß es ja nicht“, vermutete Fischer damals. Und auch heute liegt dieser Verdacht nahe, denn die Räuber entwendeten nur bestimmte Objekte. Solche aus Chrom oder silberfarbenen Legierungen ließen sie stehen.

„Wie kann man so etwas machen?“

„Den Menschen ist nichts mehr heilig“, sagt Stadtdekan Roman Gerl. „Das ist absolut pietätlos.“ Der Obere Katholische Friedhof gehört zur Dompfarreiengemeinschaft, deren Seelsorger Gerl ist. „Die Angehörigen wollen mit einem schönen Grab ihre Toten ehren und diese Menschen treten es mit Füßen.“ Lydia Pöppel, deren Mann und Schwiegermutter im geschändeten Grab liegen, spricht er aus der Seele. „Das ist schlimm. Wie kann man so etwas machen?“, fragt sie. Eine Antwort hat sie keine.