Experten-Interview
Haustiere lieber nicht verschenken

Susanne Habenschaden vom Tierschutzverein Regensburg erklärt, wie viel Aufmerksamkeit und Zeit ein Haustier braucht.

10.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:14 Uhr
Susanne Habenschaden vom Tierschutzverein Regensburg −Foto: Habenschaden

Weihnachten steht vor der Türe und damit auch wieder das Schenken. Doch Haustiere sind dabei nicht immer eine gute Idee.

Kann man Haustiere als ein (Weihnachts-)Geschenk in Betracht ziehen?

Nein, bitte auf gar keinen Fall. Ein Tier ist ein Lebewesen mit ganz speziellen Bedürfnissen, das über einen Zeitraum von mehreren Jahren eine artgerechte und verantwortungsbewusste Haltung verdient hat. Dies als Überraschung oder Geschenk in Betracht zu ziehen, kann sowohl für das Tier als auch für den Beschenkten negativ ausgehen. Ein Besuch des örtlichen Tierheims wäre eine gute Alternative. Dort kann in aller Ruhe eine ausführliche Beratung stattfinden, bei der alle Voraussetzungen für eine glückliche Mensch-Tier-Partnerschaft berücksichtigt werden können.

Sollte man generell lieber ein Tier adoptieren, als eines vom Züchter zu holen?

Es spricht prinzipiell nichts dagegen, sich sein neues Haustier bei einem Züchter zu holen, wenn – darauf möchte ich deutlich hinweisen – dieser eine seriöse Zucht betreibt. Von „Hundevermehrern“, die gleich mehrere Rassen im Angebot haben, oder Hobbyzuchten ohne Fachkenntnis raten wir vehement ab. Auch der Tierkauf via Internet birgt viele Gefahren, wie zum Beispiel die illegale Einführung nach Deutschland oder mangelnde medizinische Frühversorgung. Jede größere Stadt hat üblicherweise einen Tierschutzverein, deren Mitarbeiter gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Welche Gedanken sollten sich gemacht werden, wenn man ein Tier anschaffen oder adoptieren möchte?

Das ist eine sehr allgemein gehaltene Frage. Je nachdem um welches Tier es sich handelt – sei es Hund, Katze, Kleintier oder Reptil – müssen völlig verschiedene Haltungsvoraussetzungen in Betracht gezogen werden. Auch der zeitliche und finanzielle Aufwand bei der Betreuung eines Tieres schwankt erheblich. Dank der Fülle an Informationen im Buchhandel oder Internet kann sich aber mittlerweile jeder Tierfreund vor der Anschaffung ausreichend Informationen besorgen.

Was wird häufig unter- oder überschätzt?

Der zeitliche Aufwand bei der Betreuung wird leider oft falsch eingeschätzt. Zum Beispiel ein Hund braucht unter Umständen 15 Jahre lang jeden Tag mehrere Stunden Aufmerksamkeit, nicht nur im Welpenalter. Ebenso wenig werden die finanziellen Ausgaben bedacht, die ein langes Tierleben mit sich bringt. Neben der Grundausstattung und Futter können Tierarztkosten – besonders bei Krankheiten und Unfällen – schnell im 4-stelligen Bereich sein. Auch die Ansprüche sozialkomplexer Tiere (z.B. Hunde) verändern sich, je älter das Tierkind wird. Aus dem süßen Baby wird in wenigen Monaten ein Teenager, der vieles oder vielleicht sogar alles in Frage stellt, was an Erziehung schon vermittelt wurde. Leider ziehen auch einige künftige Tierbesitzer nicht in Betracht, dass viele Faktoren die persönliche Lebenssituation ändern können, in der das Tier dann keinen Platz mehr hat.