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Mein Namenspatron: Wie geht’s weiter?

Nach dem plötzlichen Tod des Gründers Dr. Karl Wölfl steht sein Lebenswerk am Scheideweg: Es gibt Anzeichen, dass das Bistum den Verlag übernimmt.

06.02.2014 | Stand 16.09.2023, 7:24 Uhr
Helmut Wanner
Françoise Thibault ist die Inhaberin des von Dr. Karl Wölfl gegründeten Verlags: Sein plötzlicher Tod hinterlässt sie traurig und ratlos. −Foto: Wanner

Der Bischof wandelte auf den Spuren des Papstes Franziskus, er kam als bescheidener Pilger. Er hatte seinen Dienst-BMW im Ordinariat gelassen und den Bus benutzt, war an der Haltestelle Ortsmitte ausgestiegen und die restlichen 200 Meter zu Fuß gegangen.

Nach all den Schlagzeilen in Zusammenhang mit der Räumung des Großberger Pfarrhauses: In Pentling scheinen endlich neue Zeiten angebrochen zu sein. Am Donnerstag, 16. Januar, stand ein besonderer Gast vor dem Anwesen Reiterweg 10. Er kam ohne Begleitung und trug einen dunklen Mantel, ein schöner Filzhut saß ihm auf dem Kopf. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer schickte keinen Stellvertreter, er wollte mit eigenen Augen das Lebenswerk des ersten Leiters eines Seelsorgeamts in der Geschichte der Diözese Regensburg in Augenschein nehmen, den Verlag „Mein Namenspatron, Dr. Karl Wölfl“.

„Er sah aus wie schlummernd“

Als der Termin am 27. Dezember vereinbart wurde, hätte er sich nicht gedacht, dass die Dinge diesen dramatischen Verlauf nehmen würden. Dr. Karl Wölfl war am Morgen des Neujahrstags, kurz nach dem er vor dem Haus mit Nachbarn und seiner Haushälterin Francoise Thibault mit einem Glas Prosecco auf ein gutes Neues Jahr 2014 angestoßen hatte, seinem Herzleiden erlegen. Frau Thibault fand ihn am Morgen tot im Bett. „Er sah aus wie schlummernd. Sein Kopf lag unter seiner linken Hand. Er war friedlich eingeschlafen.“ Dr. Wölfl wurde 83 Jahre alt. Er liegt jetzt auf dem Pentlinger Friedhof, Abteilung F, Grab 160.

Der Bischof selbst hielt ihm das Requiem. „Sein allergrößtes Verdienst ist die Aktion Namenspatron“, sagte Bischof Rudolf in der vollbesetzten Kirche St. Josef. Dies sei eine wahre Erfolgsgeschichte im gesamten deutschen Sprachraum geworden. „Karl Wölfl ist uns in dieser Richtung ein wichtiger Wegweiser… sein Vermächtnis ist uns Erbe und Verpflichtung“, sagte der Bischof.

Weil er die Arbeit des verstorbenen Monsignore offensichtlich wertschätzt, hielt der Bischof auch an dem Termin fest, den er mit ihm persönlich vereinbart hatte. Er ließ sich von Francoise Thibault, der Inhaberin des Verlags und ihren Mitarbeitern, die Sammlung von Namensbildchen zeigen, die von Pentling in die gesamte deutschsprachige Welt gehen. „Er zeigte sich sehr beeindruckt“, erinnert sich Mme. Thibault. „Wird das Ordinariat in Zukunft mit dem Verlag zusammenarbeiten?“, wurde gefragt. Der Bischof schloss es zumindest nicht aus.

In den letzten 40, 50 Jahren hat sich „Mein Namenspatron, Dr. Karl Wölfl“ in Europa einen Namen gemacht. Die sogenannten Heiligen-Bildchen aus Pentling sind ein Aushängeschild der Diözese Regensburg. Bestellungen kommen aus Belgien, Luxemburg, Südtirol, Österreich und der Schweiz. Pfarrämter, Schulen, Kindergärten, Buch- und Klosterläden bestellen genauso wie Privatpersonen. Die Anlässe sind Familienfeste. Die Bildchen werden aber auch im Religionsunterricht eingesetzt.

Der Verlag hat die unvorstellbare Zahl von 40 000 Vornamen im Angebot. Und täglich kämen 10, 20 neue dazu, so Frau Thibault. Menschen, die von ihren Eltern zum Beispiel „Lennox“ getauft wurden, nach der Sängerin des bekannten Pop-Duos „Eurythmics“, baute Dr. Karl Wölfl die Brücke zum Heiligen Leonhard. Der in Waldershof bei Tirschenreuth geborene Geistliche recherchierte und schrieb alle Texte. In Telefonaten versuchte der Ruhestandspriester den Eltern bekannte Vornamen nahezubringen. Sein Anliegen war es, den Menschen in einer globalisierten Welt durch ihre Namenspatrone Wurzeln zu geben.

Am Anfang der Erfolgsgeschichte stand ein gewisser Ronny. Der Ministrant, den seine Eltern nach dem Sänger des Hits „O my Darling Caroline“ nannten, (1963 war das Lied 24 Wochen Nummer 1 der deutschen Schlagerparade) kam nach der Messe zu ihm und klagte: „Ich habe keinen Namenstag“. Dr. Wölfl versprach: „Ronny – ich versprech dir, du bekommst deinen Namenstag“.

Am Ende stand ein prosperierender Verlag da, der neben Namenspatronen, Bilder zu Taufe und Hochzeit im Angebot hat. Und seit einem Jahr auch Sterbebilder. Es ist tragisch, dass im Januar 2014 Dr. Wölfls eigenes gedruckt wurde. Es ist gebaut wie ein Triptychon aus Glaube, Liebe und Hoffnung. Vier Fotos zeigen den Priester in allen seinen Lebensstationen, als Student im Germanicum, beim Gottesdienst in den Katakomben Roms und zu Hause in seinem Pentlinger Verlag.

Seine Herzenswärme tat vielen gut

Das zentrale Bild aber wurde vor vier Jahren von seinem Neffen Martin Binder aufgenommen. Der Anlass war freudig: Dessen Bruder Andreas, Hornist der Harmonic Brass München, feierte seinen 40. Geburtstag. Das Foto zeigt den typischen Karl Wölfl in seiner ruhigen, gütigen Art, seinem strahlenden Charisma und seiner Herzenswärme, die in Regensburg und darüber hinaus vielen Menschen gut getan hat. Dr. Wölfl hat Karl Borromäus als Namenspatron. Dessen Namenstag ist der 4. November. Seine Haushälterin feiert am 9. März Namenstag, dem Tag von Francesca di Roma.

Dr. Wölfls Tod war ein Schlag für den Verlag „Mein Namenspatron“. Die Inhaberin macht sich Gedanken, wie es in Zukunft weitergehen soll. Auch die Gründung einer Stiftung wird in Erwägung gezogen. „Mir liegt am Herzen, dass das Unternehmen im Geiste des Gründers weitergeführt wird.“

Bischof Rudolf scheint der Idee der Namenspatrone gegenüber sehr aufgeschlossen zu sein, erinnert man sich an die Worte seines Nachrufs. „Bilder und Lebensbeschreibungen von Heiligen dienen den Gläubigen dazu, an den Heiligen Maß zu nehmen und auf diese Weise einen Zugang zu finden zu Jesus selbst.“