Regensburg
„neunkubikmeter“ wird zur Wunderkammer

Moderne Konsumlust und neuzeitliche Sammelleidenschaft vereinen sich in der neuen Installation, die ab sofort im Kunst- und Ideenraum „neunkubikmeter“ zu sehen ist.

16.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:35 Uhr
Das Schaufenster in der Pustetpassage wird zu einer Wunderkammer mit Kunstobjekten. −Foto: Stefan Effenhauser

Die Künstlerinnen Renate Höning und Barbara Sophie Höcherl verwandeln das Schaufenster in der Pustetpassage mit zahllosen kuriosen Exponaten und künstlerischen Objekten in eine moderne Wunderkammer.

In der Renaissance wuchs das wissenschaftliche Interesse an Natur und Kunst. Für viele führte dieses Interesse zu einer regelrechten Sammelleidenschaft: Wer es sich leisten konnte, häufte allerlei kuriose Objekte aus Natur, Kunst und Handwerk an, darunter Tierknochen, Edelmetalle, Kunsthandwerk, Skulpturen oder ausgestopfte Tiere. Diese Objekte wurden in eigens dafür vorgesehenen Räumen oder Kabinetten ausgestellt. Zum Ausstellungsstück erhoben, erhielt jedes der Exponate dieselbe Anerkennung als wertvoller Kunstschatz. Diese frühen Vorläufer unserer heutigen Museen werden als „Wunderkammern“ bezeichnet. Sie befanden sich ausschließlich in Privatbesitz und dienten Repräsentations- oder Bildungszwecken.

Ganz anders zeigt sich da die moderne Wunderkammer von Renate Höning und Barbara Sophie Höcherl, die sich spektakulär im Schaufenster ausbreitet, um die Aufmerksamkeit der Vorbeigehenden zu erhaschen. Zu entdecken gibt es verschiedene Stücke aus dem Oeuvre der beiden Künstlerinnen, zum Beispiel Bronze-, Silikon- und Glasgüsse, Stricksachen aus Draht, Latexabformungen und Papierarbeiten. Dazwischen tummeln sich jedoch auch Objekte aus vermeintlich minderwertigen Materialien, im Stil der arte povera, und zufällige Fundstücke, objets trouvés, die als Ausstellungsstücke im Schaufenster ihre Daseinsberechtigung als Kunstwerk erlangen.

Im begrenzten Raum des Glaskastens schafft das Künstlerinnenduo so einen Mikrokosmos seiner eigenen Lebens- und Arbeitswelt.