Sicherheit
Polizei sensibilisiert Zweiradfahrer

319 Radler wurden 2020 verletzt. Ein großes Thema bleiben die „Geisterradler“. Beamte richten Informationsstand ein.

01.07.2021 | Stand 16.09.2023, 2:06 Uhr
Passant Michael Friede meistert alle Herausforderungen, vor die der Simulator ihn stellt. −Foto: Lorenz Nix

In regelmäßigen Abständen führt die Polizeiinspektion Regensburg Süd Aktionstage zur Steigerung der Sicherheit von Fahrrad- und Motorradfahrern durch. Nun war es wieder so weit: Mit einem Infostand waren die Beamten bei der Firma Stadler im Stadtwesten vertreten und suchten das Gespräch mit Passanten. Unterstützt wurden sie dabei von der Verkehrswacht Regensburg, die ebenfalls Infomaterial an Interessierte verteilte.

Polizeihauptkommissarin Tanja Nuß, seit kurzem Hauptverantwortliche für die polizeiliche Verkehrssicherheitsarbeit, war mit ihrem Kollegen Polizeihauptkommissar Franz Schmalzl als Fahrradstreife in der Domstadt unterwegs.

Verwarnung bis Anzeige

Trotz regnerischen Wetters traf das Duo auf eine Vielzahl an Radfahrern, die sich nicht an die Regeln hielten. „Von mündlicher Verwarnung bis zum Schreiben von Anzeigen war heute alles dabei“, sagte Nuß. Das Hauptaugenmerk der zwei Fahrradpolizisten lag auf den sogenannten „Geisterradlern“. „Das ist leider immer noch die Hauptunfallursache bei Unfällen mit Radfahrern“, erklärt die Polizeihauptkommissarin über das Nutzen von Fahrradwegen in falscher Richtung. Auch das Fahren ohne Helm sei immer noch weit verbreitet. „Ein Fahrradhelm schützt zwar nicht vor Unfällen, kann mitunter aber schwere bis lebensbedrohliche Kopfverletzungen verhindern“, sagte Nuß.

Insgesamt kam es im vergangenen Jahr im Regensburger Stadtgebiet zu 354 Verkehrsunfällen mit Radfahrerbeteiligung. 319 Fahrradfahrer wurden dabei verletzt. „Es gibt also kaum Radunfälle ohne Verletzte. Deswegen ist Prävention hier sehr wichtig. Es handelt sich schließlich um nahezu ungeschützte Verkehrsteilnehmer“, erklärte Tanja Nuß. Auch der Regensburger Michael Friede, der zufällig am Infostand der Polizei vorbeikommt, findet die Präventionsmaßnahmen der Polizei „sehr wichtig und sinnvoll“. Zum Thema „Geisterradeln“ hat er eine klare Meinung: „Schade ist nur, dass manche es nie verstehen werden oder wollen, dass Geisterradeln genauso tödlich sein kann wie Geisterfahren mit dem Auto.“ Er gebe aber zu, dass er, „wie wahrscheinlich viele andere“, auch schon mal kurze Strecken auf der falschen Straßenseite gefahren sei.

Reaktionszeit getestet

Friede testete am Präventionsstand auch einen Fahrradsimulator, der verschiedene Gefahrensituationen im alltäglichen Radverkehr mittels mehrerer kleiner Filme erlebbar macht und die Reaktionszeit der Simulatorteilnehmer testet. Friede, der dabei sichtlich Spaß hatte, reagierte bei allen Hindernissen und Gefahren ausgezeichnet und brachte das virtuelle Fahrrad immer rechtzeitig zum Stehen. Nicht bei allen Passanten, die sich auf das Simulationsrad wagten, war das der Fall.

Die Beamten thematisierten jedoch auch andere Fortbewegungsmittel. Es standen an diesem Tag vor allem Motorräder im Fokus, denn auch hier besteht Präventionsbedarf: „2020 kam es im Stadtgebiet zu 79 Unfällen, neun Motorradfahrer wurden schwer verletzt. Einer verlor sogar sein Leben“, berichtete Polizeihauptkommissarin Nuß. Am Ende des Tages konnte die Polizistin ein positives Fazit ziehen: „Der Präventionsstand wurde wieder sehr gut aufgenommen.“ Die Fahrradstreife zählte etwa 25 Beanstandungen. Die Beamten beschlagnahmten ein frisiertes E-Bike. Der Radfahrer kam ihnen als „Geisterradler“ entgegen.