Gedenken
Regensburg: Acht neue Stolpersteine erinnern an Nazi-Opfer

17.05.2023 | Stand 12.10.2023, 10:01 Uhr
Maßarbeit: Bauarbeiter ließen den Stolperstein für Johann Husserl ein. −Foto: Fotos: Loscher

Acht neue Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus wurden verlegt. Mehr als 250 Gedenksteine dieser Art gibt es in der Stadt.

Susanne Feichtmayer-Arnold und Ulrich Fritsch, Sprecher der Stolperstein-Initiative Regensburg, betonten, dass man die goldenen Mahnmale nicht einfach umgehen könne: „Oft stehen Menschen vor den Steinen, senken den Kopf zum Lesen, verneigen sich so vor dem Opfer und gedenken seines Schicksals. So werden die Opfer des Nationalsozialismus dem Vergessen entrissen“, so die Sprecher weiter. Die Gedenksteine, auf deren Oberseite kleine Messingplatten mit den Namen der während der NS-Zeit verfolgten Menschen angebracht sind, werden vor den ehemaligen Wohnhäusern in das Pflaster eingelassen.

Am Dienstagmorgen begann die Verlegung der neuen Stolpersteine in der Wöhrdstraße und bewegte sich stadteinwärts. Die Route führte über die Von-der-Tann-Straße, die Obermünsterstraße, das Posthorngässchen, die Engelburgergasse, die Keplerstraße, die Portnergasse und schließlich in die Eichenstraße. Bei jeder Verlegung wurde mit einer kurzen Ansprache an das Leben der Opfer erinnert. Für die musikalische Umrahmung sorgten die Musiker Alberto Rosas und Uli Teichmann. Regensburger übernahmen Patenschaften für die Steine und ermöglichten so deren Finanzierung. Die neuen Mahnmale erinnern an Schicksale von Regensburgern, die während des NS-Regimes ums Leben kamen: Bürger jüdischen Glaubens, Opfer von Euthanasiemorden oder Menschen des politischen Widerstands. So wurde in der Engelburgergasse ein Stein für Franz Enderlein verlegt. Neben vier Familienangehörigen war auch die neunte Klasse der Johann-Turmair-Realschule Abensberg anwesend, die den Stolperstein durch die Erlöse eines Kuchenverkaufs gespendet hatten. Die Schüler stellten Enderleins Leben im politischen Widerstand vor. Ein Enkel Enderleins zeigte sich gerührt und dankbar. Er wandte sich mit bewegenden Worten an die Neuntklässler: „Ich hoffe, dass ihr es zu schätzen wisst, dass ihr heute in Freiheit und Demokratie lebt.“

Ein weiterer Stein war dem SPD-Landtagsabgeordneten Alfons Bayerer gewidmet, der bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo 1933 in der Eichenstraße im Regensburger Westen wohnte. Regensburger SPD-Politiker nahmen an der Gedenkfeier teil. Stadtrat Thomas Burger betonte die Bedeutung der Gedenkstein-Initiative: „Man darf nie vergessen, dass hinter den nackten Zahlen des Holocaust Menschen stehen.“ MdB Carolin Wagner erinnerte an den politischen Widerstand der SPD-Landtagsfraktion gegen die Ermächtigungsgesetze der Nazis. Sie schlug dabei den Bogen in die heutige Zeit und verwies auf immer häufig werdende Anschläge auf Abgeordnetenbüros: „Auch jetzt müssen Demokratie und Freiheit geschützt werden, denn sie sind keine Selbstverständlichkeit, die Stolpersteine erinnern uns täglich daran.“