Überraschung für Cantemus Chor
Regensburg: Mit der Limousine zur Speakeasy-Bar

26.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:17 Uhr
Chorleiter Matthias Schlier begleitet die Hauptdarsteller von „Bugsy Malone“ als Butler in der Limousine - die Überraschung für den Cantemus Chor C ist gelungen. −Foto: Fotos: altrofoto.de

Chorleiter Matthias Schlier schickte den Cantemus Chor C am Montag auf eine Schnitzeljagd durch die Regensburger Altstadt. Das Ziel? Eine verruchte „Speakeasy-Bar“ in Nähe der Donau.



Am Bismarckplatz stehen Fat Sam, Tallulah, Bugsy Malone, Dandy Dan, Blousey und ihre Gangster- Gefährten. Plötzlich fährt eine Stretchlimousine vor. Die Musical-Darsteller jubeln. „Das war schon immer ein Traum von mir“, sagt Anne Baumgartner, die den Jungen Fizzy in „Bugsy Malone“ spielte. Ein roter Teppich wird ausgerollt und die 20er Jahre-Gesellschaft klettert in das weiße Luxusgefährt. Zurück bleiben circa 60 bis 70 verwirrte Chormitglieder.

Dass Matthias Schlier ein kreativer und leidenschaftlicher Mensch und Chorleiter ist, wird bereits beim Lesen seiner Mail deutlich. Am 19. Juli schickt er der Mittelbayerischen Zeitung eine lange und leicht kryptische Nachricht. Er plane eine geheime Aktion oder besser gesagt einen Flashmob oder vielleicht auch eine Schnitzeljagd durch die Regensburger Altstadt, an der die Jugendlichen des Cantemus Chors C teilnehmen sollen.

Außergewöhnliche Aktion für Chormitglieder

Normalerweise gäbe es nach jedem größeren Auftritt eine After-Show-Party für die Chormitglieder. Doch diesmal habe Schlier seinen Schützlingen etwas Außergewöhnliches bieten wollen. In Zusammenarbeit mit Tanja Jackwerth, die beim Musical „Bugsy Malone“ für die Ausstattung der Darsteller zuständig war, entstand die Idee, das Musical in Teilen wiederzubeleben. „Wenn ich eine Idee habe, dann sagen meistens erstmal alle, dass ich spinne. Und da haben sie auch recht“, sagt der Chorleiter. Doch Schliers Vorschlag wurde zu einem Plan – und der sollte am Ende Erfolg versprechen.

Am Montag versammelten sich die Jugendlichen des Cantemus Chors C um 17.45 Uhr am Bismarckplatz – sie nahmen an , dass sie zu einer Aftershow-Party im Haus der Musik eingeladen waren. Vor Beginn der Fete sollte angeblich ein kurzes Fotoshooting mit den kostümierten Hauptdarstellern des zuletzt aufgeführten Musicals „Bugsy Malone“ stattfinden. Um den Schein zu wahren, fotografierte Profi-Fotograf Uwe Moosburger, der zum kleinen Kreis der Mitwissenden zählte, die ahnungslosen Chormitglieder vor den Säulen des Hauses der Musik. Doch dass es bei einem Fotoshooting und einer gewöhnlichen Party bleiben würde, glaubten zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr alle. „Wir haben Theorien aufgestellt“, sagte eines der Mitglieder.

Denn: Bereits um 14 Uhr hatte der Chor eine seltsame WhatsApp-Nachricht von einem Mann namens Pop Becker bekommen: „Sie werden kurz nach 18 Uhr über diesen Kanal alle notwendigen Handlungsanweisungen erhalten, welche sie bitte genauestens einhalten mögen.“ Im Musical „Bugsy Malone“ sowie im gleichnamigen Film aus den 70ern ist Pop Becker der Besitzer einer Buchhandlung. „Man gab dort zu Zeiten der Prohibition in Amerika sein Buch ab, darin lagen vielleicht 20 Dollar und mit dem Geld gelangte man dann durch eine Tapetentür in eine verbotene Kneipe, eine ‘Speakeasy‘“, erklärte Schlier.

Verwirrende Fahrt durch die Altstadt

Um 18.05 Uhr wurden die Jugendlichen schließlich mit einer weiteren Nachricht, die sich an die Hauptdarsteller richtete, überrascht: „In Kürze wird ein Wagen vorfahren, steigen Sie ohne zu zögern ein!“ Kurz darauf wurde das Gangster-Ensemble unter den neidvollen Blicken der restlichen Chormitglieder in der Limousine „entführt“. Am Rathausplatz erwartete sie diesmal ein richtiges Fotoshooting . Für die übriggebliebenen Jugendlichen begann eine Schnitzeljagd durch die Altstadt. In mehreren Nachrichten des zwielichtigen Buchladenbesitzers wurden sie dazu aufgefordert mit dem Bus zum Hauptbahnhof und letztendlich doch zum Fischmarkt zu fahren.

Dort trafen dann auch die Hauptdarsteller ein. „Wir haben in der Limousine alkoholfreien Sekt getrunken und Party gemacht“, erzählten sie ihren Chorkollegen. Matthias Schlier, der mittlerweile einen schwarzen Frack mit Zylinder trug, hatte die Feiernden begleitet. „Ich bin jetzt nur noch der Butler.“ Schließlich wurde das Geheimnis um das Ziel der verwirrenden Reise gelüftet: Den Chor erwartete eine 20er-Jahre-Party in einer Speakeasy-Bar – dem ByrdCave. Die edle Regensburger Bar erinnerte optisch tatsächlich an eine verruchte Flüsterkneipe aus den 20er Jahren.

Chorleiter will sich bedanken

In der Bar wurden die Jugendlichen bereits von Ausstatterin Tanja Jackwerth und der PiuPiu-Band, die Swing-Musik spielte, erwartet. Timm Werner, der Barbesitzer, servierte seinen bisher jüngsten Gästen außerdem Longdrinks mit alkoholentzogenem Gin. Am Ende sang der Cantemus Chor C sämtliche Songs aus „Bugsy Malone“. Nicht nur die Feiernden schienen baff und glücklich, sondern auch Matthias Schlier. Doch eine Frage blieb noch offen: Warum der große Aufwand? „Ich wollte ihnen damit einfach nur Danke sagen.“