Projekt
Schlusslicht bei Organspenden

FOS/BOS-Schüler erkundeten die Rolle Deutschlands bei Transplantationen.

23.07.2021 | Stand 16.09.2023, 1:38 Uhr
Andrea Leopold
Schüler der FOS/BOS mit Professor Banas (hinten rechts) und den Lehrerinnen Martina Neumaier und Rebecca Ott (vorne, 4. und 5. von links) vor den Ausstellungswänden −Foto: Andrea Leopold

Eine Wartezeit auf eine Niere von 9,4 Jahren? In Deutschland ist das normal. Die Vorklassen der BOS und der FOS informierten sich mit ihren Lehrerinnen Rebekka Ott, Sabrina Eidam und Martina Neumaier im Fachunterricht über Organspende, Ablauf, Hirntoddiagnostik, Organspendeausweis und Stammzellenspende. Ihre Ergebnisse stellten die Schüler als Ausstellung in der Aula der FOS vor. Das Ziel des Projekts: Das Interesse und die Bereitschaft für Organspende sollen erhöht werden.

Eine Höhepunkt der Aktion war das Referat von Prof. Banas, dem Leiter des Transplantationszentrums am Uniklinikum Regensburg zum Themenbereich Organspende und Transplantation. Banas war von 2016 bis Oktober 2019 Präsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft. Der Professor behandelte die Wartelisten für Organe. Es gibt sie für Niere, Leber, Herz, Lunge und Darm.

Die Wartezeit für eine Nierentransplantation betrug in Regensburg im Jahr 2019 9,4 Jahre. Eine Tatsache, die laut Banas dazu führt, dass die Patienten meistens bereits vor der Spende versterben. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wollte 2019 die „Doppelte Widerspruchslösung“, wie sie in anderen europäischen Ländern bereits Usus ist, in Deutschland durch den Bundestag bringen. Allerdings stimmten viele Abgeordnete gegen die Gesetzesvorlage. So blieb es bei der alten Regelung der Entscheidungslösung, nach der jeder zuerst seine Zustimmung als Organspender erteilen muss. Deutschland ist das einzige europäische Land mit dieser Lösung.

Das Skurrile daran: Deutschland gehört dem Bündnis von Eurotransplant mit Sitz in Holland an und hat deshalb Anspruch auf gespendete Organe aus diesen Ländern. Dabei ist Deutschland Schlusslicht in Europa, was Organspenden betrifft. Weltweit steht die Bundesrepublik an viertletzter Stelle, nur noch unterboten von Südkorea, Japan und Russland. „Beschämend“, meint Prof. Banas mit Blick auf die Wirtschaftskraft und die Stellung Deutschlands in der Welt. Das Verhältnis Spender zu Empfänger betrage 1:60,5. Ganz anders in Spanien: Dort kommen etwa 43 Organspender auf eine Million Einwohner. Somit ist das Land unangefochtener Spitzenreiter, wenn es um die Vergabe von Organen nach dem eigenen Ableben geht.