Bankenwelt
Sparkasse Regensburg: Geld hat wieder seinen Preis

19.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:27 Uhr
Nachhaltigkeit im Blick: Die Sparkassen-Vorstände (v.l.) Manfred Pitzl, Irene Dullinger und Markus Bayer mit Solarpaneel, E-Lastenrad und dem gesponsorten Formel-E-Wagen der Stundengruppe „Dynamics“ −Foto: Tino Lex

Die Sparkasse Regensburg verdient weniger als in den Vorjahren. Immobilienkäufer halten sich zurück, aber die regionale Wirtschaft bleibt stabil.



Das vergangene Jahr hat die Bankenwelt auf den Kopf gestellt. Der Ukrainekrieg mit all seinen Folgen, die Energiekosten,die Inflation, die Zinswende– jeder einzelne Faktor an sich wäre schon Stress genug im Finanzwesen. Doch es kam alles relativ gleichzeitig zusammen und fordert die Geldhäuser in einem kaum geahnten Ausmaß. Die Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Regensburg, Irene Dullinger, sprach denn auch am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz von „Herausforderungen, die wir uns so teilweise nicht vorstellen konnten“. Die haben Folgen: Die Sparkasse verdient weniger Geld, die Kunden benötigen so viel Beratung wie noch nie. Doch gleichzeitig gibt die Führung des Instituts auch Entwarnung: Es gebe kaum Zahlungsausfälle, die Wirtschaft in der Region sei stabil.

Dullinger zählte eine Reihe von Veränderungen auf, die das Jahr 2022 mit sich gebracht hat: „Es ist spannend. Wir sind wieder in der Zinswelt angekommen.“ Es gebe Sparbriefe, die Sparkasse zahle neuerdings wieder für alle Liquiditätskonten Zinsen. Nicht viel, aber immerhin. „Wir freuen uns über jedes Geld, das wir für unsere Kunden anlegen dürfen“, versicherte Dullinger – und: „Geld hat wieder seinen Preis.“

Kredite massiv teurer

Das ist auf der anderen Seite des Bankengeschäfts noch viel ausgeprägter spürbar. Kredite sind massiv teurer geworden, „damit hat Anfang 2022 niemand gerechnet“. Spürbar war das deutlich bei Immobilienfinanzierungen: Noch vor genau einem Jahr war mächtig Schwung in dem Geschäft. Bei den Vermittlungen von Immobilien hätte es, wäre es wie im 1. Halbjahr weitergegangen, ein Rekordjahr werden können. Am Ende kam das drittbeste Jahr der Geschichte heraus, mit heftigen Bremsspuren in der zweiten Jahreshälfte. Gut 120 Objekte mit einem Volumen von mehr als 55 Millionen Euro vermittelte die Sparkasse im Gesamtjahr, vermeldete der neue Vertriebsvorstand Markus Bayer. Er folgte zum Jahreswechsel 2023 auf Markus Witt, der in den Ruhestand gegangen ist.

Trotz allem sprach Dullinger für 2022 von einem „zufriedenstellenden Geschäftsjahr“; obwohl sich der Jahresüberschuss auf nur noch 1,6 Millionen Euro nahezu halbiert hat. Im Jahr 2013 lag dieser Wert noch bei über 20 Millionen, sinkt seither kontinuierlich. Das Betriebsergebnis bezifferte sie auf 35,7 Millionen Euro. Ein erheblicher Teil davon werde in die Rücklagen eingestellt. Es sei gelungen, „die Verwerfungen am Zins- und Kapitalmarkt gut zu meistern und weiter eine Bilanzsumme von knapp über 5,0 Milliarden Euro auszuweisen“ – praktisch unverändert zu 2021.

Der Wert der Beratung steigt

Die Sparkasse vergab im abgelaufenen Jahr Kredite über 555 Millionen Euro, davon gingen 241 Millionen ans Gewerbe. Letzteres erweise sich auch in dieser wirtschaftlich turbulenten Zeit als höchst stabil. „Wir spüren bei der Bonität keine signifikante Verschlechterung.“ Die Unternehmen hielten sich zum Teil bei Investitionen zurück, steckten aber viel Geld in Energie-Autarkie.

Mehr als 300 Millionen Euro betrugen laut Bayer die Wohnbauzusagen. Der Bestand summiere sich hier auf 1,8 Milliarden, darin enthalten seien 335 Millionen Euro Fördermittel. Die Finanzierung werde immer komplexer, so Bayer. Bausparen erfahre eine Renaissance. Umso wichtiger werde, wie auch in den anderen Geschäftsbereichen, eine individuelle und seriöse Beratung. Dullinger betonte gerade diesen Aspekt als große Stärke der Sparkasse. Die Unruhe im Bankenwesen –Beispiele Credit Suisse und Silicon Valley Bank– führe dazu, dass „Vertrauen und Nähe wieder etwas wert sind“, betonte Bayer.

Der Vorstand erwartet bei Immobilien im Raum Regensburg lediglich„stagnierende bis leicht sinkende Immobilienpreise“, im Gegenzug leicht steigende Mieten.

Bei der Geldanlage erlebten die Kunden ein „verrücktes Börsenjahr“, so Bayer. Vor allem Festverzinsliche erlitten Verluste. Doch die Kunden hätten Ruhe bewahrt, das Depotvolumen sei konstant bei 1,8 Milliarden Euro geblieben. Zwar habe auch die Sparkasse bei solchen Papieren wertberichtigen müssen, so Dullinger. „Aber wir müssen davon kaum etwas realisieren“ – sprich Papiere tatsächlich vorzeitig verkaufen und damit Verluste machen.

Manfred Pitzl, Vorstand für den Bereich Privatkunden, erklärte die Digitalisierung des Instituts. Damit einher gingen zuletzt auch eine Reihe von Schließungen und Konzentrationen von Standorten. 73 Prozent der 118000 Privatkonten würden online genutzt. Die Sparkasse werde Banking vereinfachen und dazu künstliche Intelligenz nutzen. Das Haus habe einen Digitalisierungsmanager eingestellt. 2023 werde Video-Beratung flächendeckend eingeführt, das Firmenkundenportal ausgebaut. Digitalisierung bedeute auch, dass Mitarbeiter entsprechend ausgestattet werden.

Nachhaltigkeit:Vorstandschefin Dullinger betont die Selbstverpflichtung der Sparkasse, bis 2035 CO2-neutral zu werden. Man gehe permanent Schritte in diese Richtung. Dazu zähle u.a. die Kooperation mit dem Haus Rubina (Abkürzung für Regensburg, Umwelt, Bildung, Innovation und Nachhaltigkeit), Beratung zu Solarpaneelen, Lastenrad vor der Tür. Weiter: Man schaffe auf vielfältigen Wegen attraktive Arbeitsplätze.

Sicherheit:Zwar haben in jüngster Zeit die Sprengungen von Geldautomaten etwas abgenommen. Dennoch müssen die Banken mehr in die Sicherheit investieren. Die Sparkasse wird die Empfehlungen des BKA umsetzen und, so Privatkundenvorstand Manfred Pitzl, sechsstellige Beträge investieren.