Berufsleben
Tag im Zeichen des Handwerks in Regensburg

18.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:38 Uhr
Martina Groh-Schad
Es wurde gebohrt, geschraubt und gesägt: Hunderte Menschen besuchten die Handwerkskammer im Stadtosten. −Foto: Fotos: Martina Groh-Schad

Im Bildungszentrum der Handwerkskammer (HWK) im Regensburger Stadtosten wurde am vergangenen Samstag gebohrt, geschraubt, montiert und gebacken, was das Zeug hält.

In Zusammenarbeit mit den Innungen präsentieren sich ostbayerische Handwerksbetriebe an Ständen, um für ihren Berufsstand zu werben.

„Der heutige Tag soll Berührungsängste abbauen“, sagte Georg Haber, Präsident der HWK. In Ostbayern gebe es mehr als 40000 Betriebe mit 130 Berufen. Was viele handwerkliche Betriebe eint: „Es fehlen qualifizierte Mitarbeiter, die die Kundenwünsche zügig erfüllen können“, betonte Haber. Die Auftragsbücher der Betriebe seien noch gut gefüllt. „Fehlende Man- und Frauenpower werden zunehmend zum ernsten Problem.“ Aktuell seien hunderte Lehrstellen unbesetzt. Walter Jonas, Regierungspräsident der Oberpfalz, hob hervor: „Das Handwerk ist der Motor für Wachstum und Wohlstand.“ Eine Zukunft ohne Handwerk werde es nicht geben.

Action für die Kleinen

Für die jungen Besucher hatten die Organisatoren eine Berufe-Rallye vorbereitet. An allen Ständen sollten handwerkliche Aufgaben erfüllt werden, die mit kleinen Geschenken belohnt wurden. So wurde bei den Anlagenmechanikern ein Herz aus Rohren gefertigt, bei den Dachdeckern Elemente für Gründächer gebaut, bei der KFZ-Innung Reifen gewechselt, bei den Friseuren geschminkt, bei der Bauinnung ein Puzzle gelegt und vieles mehr. „Wir gehen verstärkt in Schulen und bieten Praktika an“, sagte der stellvertretende Obermeister der Maler- und Lackiererinnung Regensburg Martin Kett. So sollen Schüler an den Malerberuf erinnert werden und sich ausprobieren. „Wir setzen verstärkt auf social media und Kino-Werbung“, so Bezirkskaminkehrermeister Michael Altmann aus Roding. „Dafür nehmen wir viel Geld in die Hand.“ Erste Erfolge seien spürbar. Insgesamt nehme die Zahl der Frauen im Beruf zu. Frauen im Handwerk präsentierten sich am Stand des Arbeitskreises der Unternehmerfrauen Regensburg. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig zum Austausch. Es sind Frauen, die entweder selbst einen Handwerksmeistertitel haben oder in einen Handwerksbetrieb eingeheiratet haben. „Selbstständige Frauen haben oft wenig Freizeit“, erklärte Melanie Wallauch. Bei den Treffen sollen sich leichter Gleichgesinnte finden können.

Nachwuchssorgen plagen auch die Bäckerinnung. „Bei uns fehlen vor allem die Fachverkäufer“, erklärt der Innungsobermeister für Regensburg und Kelheim Stefan Kiendl.

Energie-Krise trifft Betriebe

Aktuell sorgt die Branche die Energiekrise. „Das müssen wir erst mal schaffen“, sagt er und fürchtet, dass kleine und mittelständische Unternehmen von der Politik vergessen werden, weil staatliche Hilfen nur die großen Industriebetriebe erreichen. Ähnlich sieht das Markus Resch, der in dritter Generation eine Metzgerei in Langquaid betreibt. Er würde seinen Betrieb gerne an seine Söhne weitergeben. Bei den aktuellen Energiepreisen sei der Plan jedoch in Gefahr. „Es muss schnell etwas passieren“, sagt er. Ein Anziehungspunkt für viele Besucher war die neue Simulationsanlage des Bildungszentrums. Durch eine Maske wird eine virtuelle Realität erzeugt und die Besucher konnten so lackieren üben. „Die Technik ist bei der Ausbildung hilfreich“, erklärte der Anleiter. „Die Auszubildenden gewinnen durch das Training Selbstbewusstsein und tun sich leichter, wenn es das erste Mal richtig ans Lackieren geht“. Auch in vielen anderen Berufsfeldern komme das Simulationsgerät zum Einsatz. Auf dem Gelände gab es zudem einen riesigen Kran, der in einem Korb die Besucher hoch in die Lüfte zog und ungewohnte Ausblicke über die Stadt bot. Auch für Sportfans war etwas geboten: Mit dabei waren die Footballer von den Regensburg Phoenix und die Eisbären Regensburg. Die Cheerleader sorgten mit Tanzeinlagen für Stimmung und von den Spielern gab es Autogramme. Am Stand der Zahntechniker wurde der Ex-Eisbären-Torwart Peter Holmgren mit einer Schutzschiene für die Zähne mit Eisbären-Logo überrascht.