Regensburg
Trauer um Michaela Krippner Eine Grande Dame des Balletts

16.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:57 Uhr
Michaela Krippner (rechts) mit ihrer Kollegin und Freundin Gülbin Elseven: Generationen von Kindern lernten in der Tanzschule Krippner Jerusalem die Kunst der Körperbeherrschung und die Freude an Bewegung. −Foto: Gülbin Elseven

Die Tanzschule Krippner Jerusalem in der Unteren Bachgasse, 1926 gegründet, war ein Begriff. Jetzt ist Michaela Krippner, die so viele Kinder unterrichtet hat, friedlich eingeschlafen.

Die Tanzschule Krippner Jerusalem in der Unteren Bachgasse war ein Begriff,. Wer unten vorbeiging, hörte manchmal von oben, durch die geöffneten Fenster, Musik und Instruktionen. Die bürgerliche Oberschicht schickte ihre Kinder über Generationen in den großen Saal, unter dem später das „Orphée“ einzog.

Michaela Krippner wurde in die Tanzschule hineingeboren: 1935 kam sie in der weitläufigen Altbauwohnung zur Welt. Als junges Ding begann sie selbst, dort zu unterrichten. Jetzt ist die Grande Dame des Balletts friedlich eingeschlafen.

Die Eltern hatten künstlerische Ambition. Mutter Helene, eine Regensburger Berühmtheit, und später ihre Tochter brachten Jungs und Mädchen Plie, Step oder Rhythm bei. Auch Albert von Thurn und Taxis, der künftige Fürst, übte als Kind in der Unteren Bachgasse die Kunst der Körperbeherrschung und lernte die Freude an Bewegung. Es ging familiär zu.

„Eine Tanzschule für jedes Kind, nicht nur für die ranken, schlanken, supertalentierten, und nicht nur klassisches Ballett“, skizziert Gülbin Elseven das Profil. „Aber das war kein Larifari, Michi war strikt.“ Die langjährige Mitarbeiterin bei Michaela Krippner übernahm schließlich die Tanzschule, die bis heute existiert, unter neuer Leitung und an neuer Adresse (in der Obermünsterstraße). Gülbin Elseven begleitete die Seniorin durchs Alter. „Sie war meine mütterliche Freundin. Ich war vielleicht so etwas wie ihr Wunschkind.“

Bodenständig, bürgerlich, pflichtbewusst, liebenswürdig und durchaus resolut, wenn es nottat: Michaela Krippner verstand sich keineswegs als Primaballerina, sondern als Tanzpädagogin, lebte mit Dackel, fuhr Audi, blieb unverheiratet und kinderlos. Sie war bescheiden, schildern ihre Weggefährten. „Sie machte sich ein wenig klein“, sagt Cornelius Färber vom Orphée, der oft oben, im Riesensaal, der heute zum Hotel Orphée gehört, auf dem Sofa saß und die Vorabendserie „Rauchende Colts“ anschaute.

Michaela Krippner blieb eine Freundin des Hauses, auch als sie schon im Katharinenspital lebte. Johanna Rudolph vom Orphée brachte ihr manchmal ein Fläschchen Rotwein vorbei. „Michi war keine Süße, eher ein würziger Typ“, sagt Gülbin Elseven. Aber ab und an wollte sie Eis: „Nur ein Kügelchen!“, sagte sie dann.

Im Alter von 86 Jahren ist Michaela Krippner, die ein Teil von Regensburg war, nun gestorben. Sie wünschte sich einen Platz in einem Gemeinschaftsgrab. Den hat sie nun auf dem Dreifaltigkeitsbergfriedhof gefunden.