Unternehmen
Webasto will hunderte Stellen streichen

Der Absatzmarkt des Autozulieferers stagniert. Betroffen sind die Werke in Regensburg und Hengersberg.

06.04.2018 | Stand 16.09.2023, 6:11 Uhr
Claudia Bockholt

Der Autozulieferer streicht mehrere hundert Stellen. Foto: Winfried Wagner/dpa

Schon im Sommer 2017 kündigte sich an, dass dem Autozulieferer Webasto am Standort Regensburg möglicherweise schon bald die Aufträge wegbrechen. Der Spezialist für Autodächer und Standheizungen hat hier – im BWM-Werk – bislang die Cabrio-Dächer für den Z4 und das 4er Cabrio gebaut. „Ende 2020“, hieß es nun auf Nachfrage der Mittelbayerischen in einer Stellungnahme des Unternehmens, laufe dieses Projekt aus. „Leider steht inzwischen fest, dass wir für den Standort Regensburg bisher kein adäquates Folgeprojekt haben, um die derzeit 115 Mitarbeiter weiter zu beschäftigen.“

In Europa, so die Mitteilung, stagniere der Cabriomarkt auf niedrigem Niveau. Wachstum sei nicht absehbar. Daher seien „Maßnahmen unumgänglich, um die Wettbewerbsfähigkeit des Cabrio-Geschäftsbereichs langfristig zu sichern“.

Anderswo auf der Welt ist die Auftragslage bestens: In China, wo 40 Prozent der Autos große Dächer haben, die geöffnet werden können, hat Webasto im vergangenen Jahr 6,2 Millionen Dächer produziert. Erst vor wenigen Tagen wurde ein neues Werk eröffnet – es ist das elfte. Mit Panorama- und Schiebedächern hat Webasto im vergangenen Jahr 2,64 Milliarden umgesetzt – mit Cabriodächern nur noch 310 Millionen.

Verhandlungen mit dem Betriebsrat

In Regensburg hat der Zulieferer aus Stockdorf bei München jetzt Sozialplanverhandlungen mit dem Betriebsrat aufgenommen. „Dazu gehört auch, dass wir den Wechsel auf andere Arbeitsplätze innerhalb der Webasto Gruppe und in Unternehmen in der Region sowie vorgezogene Ruhestandsregelungen unterstützen“, hieß es gestern. Betriebsrat und IG Metall waren am Freitagnachmittag nicht mehr für eine Stellungnahme zu erreichen.

Regensburg ist nicht der einzige Standort, der Federn lassen muss: Auch Hengersberg ist betroffen. Webasto kündigt an, die Endmontage von Standardprojekten inklusive der dazugehörigen Gestänge- und Komponentenfertigung sowie Kleinserien in der Textilfertigung von Hengersberg in die Fertigung im slowakischen Velky Meder zu verlagern. Es handele sich dabei „um Umfänge mit sehr lohnintensiven Arbeitsschritten“, die in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig produziert werden könnten. Davon werden laut Unternehmensführung bis Ende 2019 voraussichtlich 60 bis 70 Mitarbeiter betroffen sein. Und es geht noch weiter: „In Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung bei Aufträgen und Produktionszahlen könnten möglicherweise in den nächsten Jahren weitere bis zu 100 Mitarbeiter betroffen sein.“

Neue Arbeitsplätze in Hengersberg?

Die Sprecherin des Autozulieferers betont, dass man sich um eine sozialverträgliche Lösung bemühe. Betroffene Mitarbeiter sollen beim Wechsel an andere Standorte der Webasto Gruppe oder auch zu anderen Unternehmen in der Region unterstützt werden. Für ältere Arbeitnehmer seien vorgezogene Ruhestandsregelungen über die tariflichen Regelungen hinaus möglich. Weitere Maßnahmen würden noch mit dem Betriebsrat diskutiert.

Eine hoffnungsvoll stimmende Nachricht hat das Unternehmen aber auch noch parat: In Hengersberg will Webasto neue Arbeitsplätze anbieten. Das Testing und der Prototypenbau für das neue Geschäftsfeld „Batteriesysteme“ soll dort angesiedelt werden. In diesem Bereich hat der Autozulieferer ehrgeizige Pläne: bis 2023 eine Milliarde Jahresumsatz.

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