Archäologische Untersuchungen
Weg für Tiefgarage am Regensburger Bahnhof ist frei

08.07.2022 | Stand 12.10.2023, 10:25 Uhr
Juliana Ried
Der dunkle Asphalt zeigt, wo die Archäologen in den Untergrund blickten. −Foto: Ried

Die Decke der Bahnhofstraße ist schon wieder geschlossen: Schneller als geplant hat die Stadt die archäologischen Untersuchungen abgeschlossen. Das Ergebnis überrascht auch die Fachleute.



Die haben zunächst für ihre Kollegen vom Planungsreferat eine gute Nachricht. Archäologe Johannes Sebrich, Leiter des denkmalrechtlichen Verfahrens, sagt: „Wir haben keine Hinweise gefunden, dass sich der jüdische Friedhof bis in die Bahnhofstraße erstreckt.“ Schon ein jüdisches Grab wäre ein K.O-Kriterium gewesen für einen Tiefgaragenbau an dieser Stelle, die Stadt hätte den Grundriss verkleinern müssen. Denn eine jüdische Bestattung hat das Recht auf ewigen Bestand, so steht es im Talmud.

Das archäologische Ergebnis habe eine gute Aussagekraft, weil die Grabungsfirma auf den zwei untersuchten Flächen, insgesamt mehr als 200 Quadratmeter, genügend „ungestörten Boden“ gefunden habe. Dort wären Aufschüttungen, wie sie bei Gräbern auftreten, gut erkennbar gewesen.

Römische Urnen vor dem Bahnhof

Ungewöhnlich ist, dass die Archäologen auch sonst nichts gefunden haben. „Gar nichts“, sagt Sebrich. „Das hat uns sehr verwundert.“ Denn in der Bahnhofsgegend ist„alles voller Friedhöfe“,so hatte es der städtische Chef-Archäologe Lutz Dallmeier zum Auftakt der Grabungen erklärt. Dass jetzt „keine einzige Keramikscherbe“ gefunden wurde, erklärt Sebrich damit, dass eben „nur ein kleiner Streifen“ untersucht wurde. „Nach Westen hin gibt es noch römische Gräber“, sagt er, das sei bekannt. Direkt vor dem Bahnhof lägen römische Urnen. Die städtischen Archäologen werden deshalb den Bau der Tiefgarage unter der Bahnhofstraße, der 2024 beginnen soll, begleiten.

In der Tiefgarage mit 100 bis 120 Stellplätzen sollen die Autos, die jetzt am Bahnhof parken, verschwinden. Die Stadt will darin auch Platz bieten für circa 1000 Fahrräder. Nebenan ist der neue Zentrale Busbahnhof geplant.

Am 20. Juni hatten die archäologischen Grabungen begonnen, am 28. Juni wurden sie beendet. 2023 soll eine künstlerische Zwischennutzung den Bahnhofsvorplatz beleben, etwa mit Sitzgelegenheiten, wie Planungsreferentin Christine Schimpfermann kürzlich ankündigte. Gerade läuft ein Wettbewerb.