Der Impfstoff von Biontech-Pfizer wirkt etwas besser als der von Astrazeneca. Doch wieso ist das so? Foto: Robert Michael/dpa
Regensburg.Längst ist eine Debatte darüber entbrannt, wer welchen Impfstoff erhält. Eine Arzthelferin
berichtete, dass ihre Kollegin im Impfzentrum am Dultplatz mit AstraZeneca geimpft
wurde, während die Ärzte vor Ort den Impfstoff des deutschen Herstellers Biontech
erhielten. Doch was unterscheidet die beiden Impfstoffe überhaupt voneinander? Der
Regensburger Impf-Experte Professor Dr. Wolfgang Jilg, früher selbst Mitglied der
Ständigen Impfkommission, erklärt die Unterschiede.
#Weder Ärzte, noch Krankenschwestern oder gar Probanden erfuhren, wer tatsächlich den
Impfstoff erhielt – und wer nur Kochsalzlösung. „Aus der Differenz der Erkrankungen
in beiden Gruppe kann man nun einfach berechnen, welcher Prozentsatz von Erkrankungen
in der geimpften Gruppe gegenüber den Nichtgeimpften verhindert wurden“, sagt Jilg.
„Doppelblindstudie“ nennt man dieses Vorgehen.
#Zugelassen sind bislang die Impfstoffe von Biontech, von Moderna und von Astrazeneca.
Und diese werden auch in Regensburg verabreicht.
#Altersgrenze für Impfstoff#
#Während der Biontech-Impfstoff für alle Gruppen zugelassen ist, hat man den Astrazeneca-Impfstoff
in der EU lediglich für unter 65-Jährige zugelassen. Das hat aber laut Jilg etwas
mit der Datenlage über die Impfstoffe zu tun. Und mit unglücklichen Umständen.
#Am Beispiel der Studie über den Biontech-Impfstoff erläutert Jilg das System: „In
der Plazebogruppe mit 18 530 Teilnehmern traten 162 Erkrankungen auf, in der mit 18
530 praktisch gleichgroßen Gruppe der Geimpften nur acht Erkrankungen.“ Diese acht
Fälle entsprechen lediglich fünf Prozent der Erkrankungen in der Vergleichsgruppe.
#„Damit ist die Wirksamkeit des Impfstoffs 95 Prozent“, so Jilg. Der schlechte Leumund
des Astrazeneca-Impfstoffs begründe sich laut Jilg auf mehrere Pannen, die während
der Studien über den Astrazeneca-Impfstoff geschehen sind. Zum einen war die Gruppe
der Probanden deutlich kleiner, zum anderen konnte der Hersteller die Dosen für die
zweite Impfung nicht rechtzeitig liefern, so dass die Probanden diesen erst nach bis
zu 14 Wochen erhielten. Letztere Panne erwies sich jedoch im Nachhinein als Glücksfall.
Denn laut Jilg stellte sich heraus, dass Astrazeneca sogar besser wirkt, nämlich zu
80 Prozent, wenn die Zweitimpfung erst später verabreicht wird. So empfiehlt nun die
Ständige Impfkommission auch die Verabreichung.
#Schwere Verläufe verhindern
#Unabhängig von diesen etwas unglücklichen Vorkommnissen bei den Studien mit dem Astrazeneca-Impfstoff
und der geringeren Fähigkeit, eine Infektion an sich zu verhindern, „stellte sich
aber im Rahmen der Untersuchungen heraus, dass auch dieser Impfstoff genauso wie die
beiden anderen in der Lage war, schwere Erkrankungen sicher zu verhindern“, sagt Jilg.
Er empfiehlt den Impfstoff für Menschen unter 65, für Ältere liegen eben noch nicht
genügend Daten vor.
#Über die Vorkommnisse am Dultplatz ist indes eine Kontroverse entbrannt. Während eine
Arzthelferin Unterschiede zwischen Helfern und Ärzten bei der Vergabe des Impfstoffs
beklagte, meldete sich auch eine Ärztin, die mit ihren Arzthelferinnen ebenfalls letzte
Woche geimpft wurde. Sie schilderte, dass das komplette Team mit Astrazeneca geimpft
worden sei, „obwohl Biontech an diesem Tag vorhanden war“. Sie und ihre Helferinnen
gehörten zu der privilegierten Gruppe, bereits geimpft zu sein. „Und wir versuchen
auch täglich, das unseren Patienten positiv zu vermitteln.“
Weitere Artikel aus diesem Ressort finden Sie unter Stadt Regensburg.
