Prozess
Xavier Naidoo wehrt sich vor Gericht

An diesem Dienstag verhandelte das Regensburger Gericht über eine Klage des Sängers. Es geht um die Aussage einer Referentin.

26.06.2018 | Stand 16.09.2023, 6:03 Uhr
Lisa Pfeffer
Julia Weidner

Xavier Naidoo erscheint am Dienstag in Regensburg vor Gericht. Es geht um eine Unterlassungsklage. Foto: Weidner

An diesem Dienstag verhandelte das Regensburger Landgericht über eine Klage von Soulsänger Xavier Naidoo. Der Sänger zog wegen einer Äußerung einer Bildungsreferentin der Berliner Amadeu-Antonio-Stiftung vor Gericht und erschien am Morgen selbst beim Prozess in der Oberpfalz. Konkret geht es um die Aussage der Referentin, Naidoo sei Antisemit. Gegen diese Behauptung wehrte sich der Sänger vor Gericht.

Naidoo wehrt sich gegen Bezeichnung „Antisemit“

Die Referentin hatte vergangenen Sommer im Theater am Hagen in Straubing Vertreter zahlreicher Ämter und Behörden über sogenannte „Reichsbürger“ informiert. Anlass der Einladung war der Auftritt von Xavier Naidoo beim Straubinger Bluetone-Festival. Laut eines Berichts einer lokalen Tageszeitung solldie Referentin auf Publikumsnachfrage über Naidoogesagt haben: „Ich würde ihn zu den Souveränisten zählen, mit einem Bein bei den Reichsbürgern. Er ist Antisemit, das darf ich, glaube ich, aber gar nicht so offen sagten, weil er gerne verklagt. Aber das ist strukturell nachweisbar.“

Xavier Naidoo zog wegen dieser Aussage tatsächlich vor Gericht. An diesem Dienstag trafen sich beide Parteien vor dem Landgericht Regensburg, eine Entscheidung ist an diesem Tag aber nicht gefallen. Die beiden Parteien konnten sich nicht einigen. Die Entscheidungsverkündung des Gerichts ist auf den 17. Juli terminiert.

Naidoo sei kein zentrales Thema der Referentin gewesen

Zunächst sagte die Referentin zum Sachverhalt aus. Sie erklärte, in ihrem Vortrag in Straubing sei es gar nicht um Naidoo gegangen. Die spätere Diskussion über den Sänger sei vom Publikum ausgegangen, das sie nach ihrer Einschätzung zu Xavier Naidoo gefragt habe. Sie habe darauf kurz und knapp geantwortet.

Allerdings bekräftigte sie ihre Meinung über den Sänger vor Gericht: Naidoo würde unter anderem in seinen beiden Liedern „Raus aus dem Reichstag“ und „Marionetten“ immer wieder Begriffe und Chiffren verwenden, die sich als Stellvertreterbegriffe verstehen ließen und zu einer Art der Welterklärung im Sinne einer Verschwörungstheorie passen würden. So sage Naidoo zum Beispiel, dass Deutschland nicht frei, sondern ein besetztes Land sei.

Naidoo beruft sich auf Kunstfreiheit

Naidoo erwiderte, Antisemitismus liege ihm fern. Er verstehe darunter, dass man aktiv Menschen mit semitischem Hintergrund diffamiere. Er habe dagegen immer für Frieden und Liebe gekämpft. Außerdem bemerkte Naidoo, dass sein Konzertveranstalter Jude sei und sein Sohn einen hebräisch-jüdischen Namen trage. Codes oder Chiffren in seinen Songtexten bestreitet er. Er schreibe immer sehr spontan.

Eines der Naidoo-Lieder, das immer wieder in der Kritik steht, ist „Raus aus dem Reichstag“ aus dem Jahr 2009. Darin singt Naidoo: „Wie die Jungs von der Keinherzbank, die mit unserer Kohle zocken. Ihr wart sehr, sehr böse und steht bepisst in euren Socken. Baron Totschild gibt den Ton an und er scheißt auf euch Gockel. Der Schmock ist’n Fuchs und ihr seid nur Trottel.“

Sehen Sie auch ein Video zum Thema:

Mit „Baron Totschild“ spielt Naidoo auf die jüdische Bankiers-Familie Rothschild an. In Regensburg sagte Naidoo dazu, er habe es nicht gut gefunden, dass Gerhard Schröder als ehemaliger Bundeskanzler als Berater zur Rothschild-Bank gegangen sei. Außerdem habe sich seiner Meinung nach damals eine Finanzkrise angebahnt. Das habe er „im Rahmen der Kunstfreiheit“ in seinem Song thematisiert.

Auch das Lied „Marionetten“ der Söhne Mannheims war Thema bei der Verhandlung in Regensburg. Naidoos Anwalt kritisierte wiederholt die Nachfragen des Richters zu den Liedern des Soulsängers. Diese seien nicht Bestandteil der Verhandlung. Doch der Richter ging auf die Kritik nicht ein.

Später erklärte Naidoo, dass er sich im Laufe seiner Karriere offen gegen Rassismus eingesetzt habe, unter anderem mit seinen Bandkollegen von den Söhnen Mannheims. Außerdem arbeite er gerade an einem Musikprojekt mit den Brothers Keepers, einer Initiative gegen Rassismus und Fremdenhass.

Wir berichten regelmäßig aus den Regensburger Gerichtssälen.Hier geht es zum Spezial!

Aktuelles aus der Region und der Welt gibt es über WhatsApp direkt auf das Smartphone:www.mittelbayerische.de/whatsapp