Musik
Premiere für „Emil und die Detektive“

Cantemus brachte das Musical im Regensburger Thon-Dittmer-Palais auf die Bühne. Der Chor musste auf viele Sänger verzichten.

13.07.2020 | Stand 16.09.2023, 4:51 Uhr
Das Cantemus-Musical „Emil und die Detektive“ feierte im Innenhof des Thon-Dittmer-Palais Premiere. −Foto: Uwe Moosburger

Eigentlich hätten bei der Premiere desCantemus-Musicals„Emil und die Detektive“ 200 Kinder mit Band auf der Bühne im Audimax stehen sollen, so war es laut einer Cantemus-Pressemitteilung vor Corona geplant. Wie schafft man es da, mit allen Corona-Beschränkungen innerhalb kürzester Zeit eine einstündige Bühnenfassung für den Innenhof des Thon-Dittmer-Palais zu zaubern, die genauso fesselnd und mitreißend ist wie die ursprüngliche Version?

Der erst 20-jährige Regisseur Emil Kauth, der bislang als Regieassistent in Düsseldorf tätig war, transportiert Erich Kästners bekannte Geschichte von Emil Tischbein, dem von einem durchtriebenen Halunken in Berlin 140 Mark gestohlen wurde und der die Kinder der ganzen Stadt mobilisiert, um das Geld zurückzuholen und Gerechtigkeit siegen zu lassen, in eine originelle Rahmenhandlung der Gegenwart und lässt die Charaktere zwischen verschiedenen Zeitebenen hin- und herspringen.

Lockerungen hatten Einfluss auf Inszenierung

Emil Kauth beschreibt seine Erfahrung so: „Während bei einem großen Musical alles im Vorhinein geplant sein will, bot die kleinere Inszenierung die Möglichkeit, freier und spontaner zu arbeiten und das Stück stärker gemeinsam mit den Darstellern zu entwickeln. Auch an neue Lockerungen musste die Inszenierung immer wieder kurzfristig angepasst werden. So haben sich beispielsweise erst während der schon laufenden Proben die nötigen Abstände beim Chorgesang derart verringert, dass ich doch noch einen Kinderchor auftreten lassen konnte“, so der Regisseur.

„In der Kürze der Zeit flexibel auf die sich ständig verändernde Corona-Situation zu reagieren und immer wieder entsprechend umzuplanen war sicherlich eine Herausforderung - aber eben auch eine Anregung, kreativ mit den Einschränkungen umzugehen und zum Beispiel verschiedene Lösungen zu finden, auf der Bühne stets den gebotenen Abstand einzuhalten. Es hat großen Spaß gemacht, so zu arbeiten und nach den Monaten der Pause endlich wieder proben zu können. Gerade auch für die Chorkinder war es toll, wieder gemeinsam singen zu können“, so Kauth in der Pressemitteilung.

Daniel Ochoa spielte wechselnde Rollen

Der sonst eher als Konzert- und Opernsänger international erfahrene Daniel Ochoa bewies in seinen wechselnden Rollen als Autor, Emil, Grundeis und Gustav mit der Hupe schauspielerische Fähigkeiten und fesselte mit seiner souveränen Bühnenpräsenz. Mit der gleich eingangs aufgeworfenen Frage, wie viele Beine denn ein Walfisch habe, hatte er die Kinder im Publikum gleich auf seiner Seite und nutzte humorvoll die durch die Interaktion entstandenen Spielräume zur Improvisation.

Er kehrte immer wieder zum Bühnen-Blickfang, einer uralten Schreibmaschine zurück, mit der er laut auf die Tasten schlagend die laufende Geschichte gleich schriftlich festhielt. Es entfalteten sich amüsant-überraschende Dialoge mit der dem Regensburger Publikum bekannten Opernsängerin Ruth Müller, die im wandelbaren Glitzerkleid als Sängerin, Emils Mutter und Pony Hütchen überzeugte, sowie dem Schauspieler Huber Kramer, der als echter Pianist, Gustav mit der Hupe sowie auch als Professor mit trockenem Humor und entschlossenem Handeln im Boxring der Bank beeindruckte.

Tanja Jackwerth steuerte als Kostümbildnerin die entsprechenden Outfits und Requisiten bei, die auf der schlicht gehalten Bühne die passenden Akzente setzten. Die Mischung aus szenischer Lesung und Liederabend sorgte für einen einstündigen Spannungsbogen.

Von der ursprünglichen Detektiv-Kinderschar konnten aufgrund der aktuellen Abstandsregeln nur elf Kinder vom Cantemus Chor B auf den Galerien auftreten, die ihre abwesenden Chorfreunde aber würdig vertraten. Sie spielten und sangen mit der für den Cantemus Chor typischen Mischung aus unbefangener Spielfreude und hohem Niveau und vermittelten so die zeitlosen Botschaften von Freundschaft und Gemeinschaftssinn.

Sänger glücklich über Neustart

Die 10-jährige Ida aus Chor B freute sich sehr, dass es endlich wieder losging. „Es ist richtig toll, da mitzumachen, da wir ja gar nicht mehr damit gerechnet hatten, das Musical noch aufzuführen. Es war jetzt natürlich ein bisschen stressig, als die Proben so schnell alle wieder losgingen, aber es ist spaßiger Stress, weil es einfach großen Spaß macht. Nach so langer Zeit ohne Proben war die Stimme schon fast eingerostet, aber das Singen geht dann zum Glück auch ganz schnell wieder.“

Regisseur Kauth traf mit seinen Dialogen bei den Kindern im Publikum genau den richtigen Ton, zwischendurch gab es immer wieder lautes Lachen und Kichern, und bei den bekannten Liedern sangen viele Chorkinder im Publikum begeistert mit. Genau so hatte es sich Chorleiter Matthias Schlier gewünscht, als er sich während des Lockdowns darüber den Kopf zerbrochen hatte, wie er seinen Chorkindern auch unter erschwerten Bedingungen vielleicht doch noch ein Musicalerlebnis ermöglichen könnte.

„Es war toll, am Publikum zu sehen, dass man endlich auch wieder mit Spaß in eine solche Veranstaltung gehen kann und dass auch unter diesen besonderen Bedingungen die Mund-zu-Mund-Propaganda an diesem Wochenende wieder für ein volles Haus gesorgt hat. Und es hat beeindruckt, wie kreativ und professionell alle Beteiligten aus den zunächst sehr einschränkenden Vorgaben etwas ganz bemerkenswertes Eigenes und Neues gemacht haben“ so Schlier.