IHK-Gremium Schwandorf
Betriebe können Stellen nicht mehr besetzen – Hürden für Zuwanderung sollen gesenkt werden

29.03.2023 | Stand 15.09.2023, 0:59 Uhr
Unternehmer aus dem Raum Schwandorf und Fachleute von Arbeitsagentur und IHK trafen sich zu einer Gesprächsrunde am Landratsamt Schwandorf. −Foto: Antonia Küpferling, IHK

In Schwandorf steigt zwar die Zahl der Arbeitsstellen, aber Arbeitskräfte werden dennoch händeringend gesucht. „Unternehmen aus durchgängig allen Branchen finden nicht mehr genügend Mitarbeiter, um ihre offenen Stellen zu besetzen“, betonte Hubert Döpfer, Vorsitzender des IHK-Gremiums Schwandorf, bei der Frühjahrssitzung.

Helfen könnten Arbeitskräfte aus dem Ausland. Damit diese in Zukunft einfacher nach Deutschland einreisen und einen Beruf ausüben können, arbeitet die Bundesregierung nach einer Mitteilung des IHK-Gremiums aktuell am neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Sibylle Aumer, Expertin der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim, stellte dem Gremium die wichtigsten Eckpunkte vor.

Eine der bedeutendsten Neuerungen: „Künftig soll eine anerkannte Qualifikation aus dem Ausland grundsätzlich zu jeder qualifizierten Beschäftigung in Deutschland berechtigen. Das bedeutet zum Beispiel: Ein anerkannter Elektroniker könnte in Deutschland in jedem Beruf arbeiten. Ausnahmen gibt es nur bei reglementierten Berufen – etwa im Gesundheitswesen“, erklärte Aumer.

Anerkennungsverfahren sollen insgesamt beschleunigt werden

Bisher gilt die Anerkennung nur für den erlernten Beruf. Außerdem sollen die Anerkennungsverfahren insgesamt beschleunigt werden. Die Industrie- und Handelskammern setzten sich dafür ein, dass die Hürden für die Zuwanderung von Arbeitskräften mit Erfahrungskompetenzen weiter gesenkt werden.

Im Bezirk der Arbeitsagentur Schwandorf, der die Landkreise Schwandorf, Cham, Amberg-Sulzbach sowie die Stadt Amberg umfasst, haben schon in den vergangenen zehn Jahren ausländische Arbeitnehmer wesentlich zum Beschäftigungsaufbau beigetragen. Das zeigen die Zahlen, die Siegfried Bäumler, der Leiter der Arbeitsagentur, dem Gremium präsentierte.

Das könnte Sie auch interessieren:Täter plündern „Schatzkammer“ bei Teublitz: Seltene Sammelkarten für 80.000 Euro weg

Während 2012 rund vier Prozent aller Arbeitnehmer in der Region aus dem Ausland kamen, waren es 2022 schon gut 13 Prozent. „Davon kam im letzten Jahr etwa jeder Dritte aus Tschechien“, sagte Bäumler. „Insgesamt kommen etwa drei Viertel der ausländischen Beschäftigten im Bezirk der Arbeitsagentur Schwandorf aus dem EU-Ausland und gut ein Viertel aus Drittstaaten.“

Der demografische Wandel bereitet den Unternehmen zusätzliche Probleme. Es fehlen junge Menschen, die sich für eine Ausbildung entscheiden und so zu den Fachkräften von morgen werden. Zwar ist ein Trend hin zu mehr Ausbildungen spürbar: 2022 wurden im Kreis Schwandorf gut zwölf Prozent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen als im Vorjahr. Doch vergleicht man die Zahlen mit denen seit 2010, wird deutlich, dass den Betrieben der Nachwuchs fehlt.

Junge Menschen machen immer höhere Abschlüsse

Auch der Trend zu immer höheren Abschlüssen beeinflusst die Berufswahl junger Menschen. „Hier lohnt es sich für Unternehmen, weitere als nur die klassische Zielgruppe der Schulabgänger anzusprechen“, betont IHK-Experte Ralf Kohl. Das zeige auch die Statistik: Fast jeder Zehnte, der 2022 im IHK-Bezirk eine Ausbildung begonnen hat, war bereits mindestens 24 Jahre alt und fällt damit in die Gruppe derer, die ein Studium abgebrochen haben oder umsteigen wollen.

Gastgeber für das IHK-Gremium war das Schwandorfer Landratsamt. Landrat Thomas Ebeling informierte über die Planungen für ein neues Gründerzentrum, dessen Neuansiedlung im Raum Schwandorf das IHK-Gremium bereits seit längerem anregt.