Besonderer Einblick
Dank Städtebauförderung: Neuer Glanz für die „Alte Canzley“ in Neunburg

14.05.2023 | Stand 15.09.2023, 0:04 Uhr
Heike Praschel
Vorbereitung der Zeitkapsel: Hubert Schmid, Johannes Steidl, Sarah Fleischmann, Bürgermeister Martin Birner, Doris Drexler von der Sparkasse Neunburg vorm Wald und Theo Männer (v. l.) waren dabei, als die Kapsel symbolisch versenkt wurde. −Foto: Heike Praschel

Die „Alte Canzley“ in Neunburg ist ein wahrer historischer Schatz. Johannes Steidl und Sarah Fleischmann haben sich dran gemacht, das Gebäude zu sanieren. Zum Tag der Städtebauförderung gewährten sie einen spannenden Einblick hinter die Kulissen, der zu einer Zeitreise einlädt.

Die historischen Mauern der „Alten Canzley“ liegen versteckt hinter meterhohem Baugerüst, Säcke voller Kalkputz stapeln sich im Innenhof, daneben alte Heizungsrohre, Ziegel und Bruchsteine. Johannes Steidl, Architekt und Bauherr, lässt sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. „Was für andere nach einem Berg Schutt aussieht, ist für uns wertvolles Baumaterial.“

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Zusammen mit seiner Frau und Bauherrin Sarah Fleischmann führt er beim „Tag der Städtebauförderung“ Interessierte durch das alte Gebäude, von dem einige Teile laut Steidl noch aus dem Jahre 900 stammen. Und auch wenn der Termin der Fertigstellung schon zweimal nach hinten verschoben wurde, kann man die zukünftige Schönheit des historischen Gebäudes inzwischen schon deutlich erkennen.

Die „Alte Canzley“ hat ihren besonderen Charme

„Die Alte Canzley“ ist nur eines der Objekte, das bei der Sanierung mit Mitteln der Städtebauförderung unterstützt wird. Seit vielen Jahren fördert der Freistaat und der Bund die Städte und Gemeinden bei der Sanierung der Innenstädte beziehungsweise der Ortskerne, aber auch anderer Quartiere, die in vielerlei Hinsicht den heutigen Anforderungen an Wohn und Arbeitsverhältnissen nicht mehr gerecht werden.

Die Stadt Neunburg ist seit 1974 in der Städtebauförderung tätig, zahlreiche Maßnahmen wurden seitdem fertiggestellt, weitere Projekte sind geplant oder in Umsetzung. Dennoch ist gerade „Die Alte Canzley“ das Gebäude, das seit Sanierungsbeginn großes Interesse auf sich zieht, was bei den begeisterten Ausführungen der Bauherrinnen jedoch nicht weiter verwundert.

Schon von Kinderschuhen an, erzählt Johannes Steidl, habe er jede Öffnung, jede kleinste Rille des Gebäudes untersucht, das seit 1996 in Familienbesitz ist. Der Charme der Alten Canzley sei unter anderem ein ausschlaggebender Grund für sein Architekturstudium gewesen.

Seit Jahren beschäftige er sich mit der Geschichte des Hauses – und jetzt habe er endlich die Möglichkeit, es wieder in seinen ursprünglichen Zustand von 1857 zurück zu versetzen und auch ältere Gebäudeteile, wie die Bohlenbalkendecke im Obergeschoss aus dem 16. Jahrhundert oder den historischen Turm, zu restaurieren und zu erhalten. Von Zimmer zu Zimmer führen Sarah Fleischmann und Johannes Steidl die Besucher, erklären Baumaßnahmen, erläutern die Handhabung von historischem Baumaterial oder erzählen Anekdoten.

Fördermittel machen das Projekt möglich

Besonders wichtig sei ihnen die Verwendung von nachhaltigen und natürlichen Baumaterialien, erläutern sie. Alles, was erhalten werden kann, wird im ursprünglichen Zustand belassen, ausgebaute Baustoffe werden aufbereitet und wiederverwendet. „Alles in allem ist die Restauration eines historischen Gebäudes ein Abenteuer und mit immer neuen Herausforderungen gespickt.“ Dennoch wollen Sarah Fleischmann und Johannes Steidl vor allem Mut machen.

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Gerade durch die Fördergelder der Städtebauförderung mit Mitteln aus Land und Kommunen, der Unterstützung des Bezirks Oberpfalz, der bayerischen Landesstiftung und des Landkreises sei vieles möglich geworden. Alleine hätten auch sie das Projekt nicht stemmen können. Die Sanierung eines Denkmales sieht das Paar als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie hoffen, durch ihr Engagement auch andere für ein derartiges Vorhaben begeistern zu können.

Zum Abschluss hatten sich die beiden ein ganz besonderes Ereignis ausgedacht. Im Erdgeschoss des alten Turmes, der ehemals ersten Zelle des Gefängnistraktes, soll eine Zeitkapsel versenkt werden und so die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbinden.

Auch Neunburgs Bürgermeister legt einen Brief in die Zeitkapsel

Im Beisein von Hubert Schmid, Leitender Baudirektor und Sachgebietsleiter des Städtebaus der Regierung Oberpfalz, Bürgermeister Martin Birner (CSU), Kreisheimatpfleger Theo Männer und dem Geschäftsführer der Stadt Neunburg, Georg Keil, wurde eine Holzkassette bestückt und symbolisch im Boden versenkt.

Ganz verschlossen wird die Kapsel allerdings wohl erst in einer guten Woche, wenn die Nockherberg-Rede von Maxi Schafroth mit der Post gekommen ist. Sie wird dann neben dem ungeöffneten Brief von Bürgermeister Martin Birner, der Goldmünze der Sparkasse, den Original-Bauplänen und der Chronik des Hauses in Buchform ihr Plätzchen findet.