Erinnern bleibt lebendig
Gedenkstein für die Opfer der KZ-Todesmärsche in Schwarzhofen eingeweiht

14.05.2023 | Stand 15.09.2023, 0:05 Uhr
Zur Einweihung des Steins hatte sich einige Prominenz eingefunden, so unter anderem die SPD-Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder (4. v. l.) und der Landtagsvizepräsident Markus Rinderspacher (SPD, 4. v. r.). −Foto: Jan Lange

Die Worte des ehemaligen KZ-Häftlings werden Alfred Wolfsteiner immer in Erinnerung bleiben. Mit Tränen in den Augen hatte er dem Schwarzhofener fast beschwörend zugerufen: „Don’t forget, don’t forget, don’t forget“. Nicht zu vergessen – darin sah der Ortsheimatpfleger der Marktgemeinde einen persönlichen Auftrag.

Vor kurzem wurde am Pfarrerberg ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Opfer der KZ-Todesmärsche kurz vor dem Kriegsende eingeweiht. Initiiert und errichtet wurde er vom SPD-Ortsverein Schwarzhofen, dessen Vorsitzender Alfred Wolfsteiner viele Jahre war. Aus diesem Grund nahmen auch prominente SPD-Genossen wie die Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder oder Landtagsvizepräsident Markus Rinderspacher an der kurzen Zeremonie teil.

Vor 78 Jahren wurden KZ-Häftlinge durch Schwarzhofen getrieben

Genau auf den Tag vor 78Jahren durchquerte ein erster Zug von KZ-Häftlingen den Markt Schwarzhofen, erinnerte Wolfsteiner an die Geschichte hinter dem Gedenkstein. Am darauffolgenden Tag habe sich eine weitere Kolonne „von geschundenen Kreaturen in dünner Häftlingskleidung“ durch den Ort geschleppt.

Das Klappern der Holzschuhe, das Bellen der Wachhunde und die Befehle der Wachmannschaft schallten über den Marktplatz von Schwarzhofen. Wolfsteiner weiß aus Erinnerungen, dass sich den Einwohnern ein schreckliches Bild geboten habe. Die KZ-Häftlinge hätten Skeletten ähnlicher gesehen als lebenden Menschen.

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Diejenigen, die von Hunger und Durst entkräftet das Tempo nicht mehr mithalten konnten, wurden von den KZ-Aufsehern kurzerhand erschossen. Nur wenige Meter vom jetzt eingeweihten Gedenkstein entfernt wurden sie notdürftig verscharrt. Die Überlebenden sorgten nach dem Krieg dafür, dass ihre sterblichen Überreste in den örtlichen Friedhof überführt wurden.

Schon 1995 hatten die Schwarzhofener SPD-Gemeinderäte Angela Heller-Wolfsteiner, Adolf Dümmelbeck und Anton Ziereis beantragt, dass Schwarzhofen in würdiger Form an das traurige Ereignis erinnern solle. In der Folge wurde am sogenannten Rosentraudl, an der Straße nach Neunburg, ein Gedenkstein errichtet.

Sichtbares Erinnern an das Leid der KZ-Häftlinge

Anton Ziereis, der die Todeszüge als Zwölfjähriger miterlebt hatte, setzte sich danach dafür ein, dass auch am Pfarrerberg ein Gedenkstein gesetzt wird. Miterleben konnte er dessen Einweihung allerdings nicht mehr – Ziereis, der den SPD-Ortsverein ebenfalls lange geleitet hatte, war im September 2022 mit 88 Jahren gestorben. „Noch wenige Wochen vor seinem Tod hat er mich eindringlich gebeten, die Realisierung des zweiten Gedenksteins anzugehen. Ich wollte ihm posthum diesen Wunsch erfüllen“, erklärte Wolfsteiner bei der Einweihung.

Ein weiterer Grund, dass sich Wolfsteiner für den zweiten Gedenkstein einsetzte, war der Besuch ehemaliger KZ-Häftlinge 2013 in Schwarzhofen. Damals rief ihm einer der Teilnehmer jene unvergessenen Worte zu. Gut erinnern kann er sich auch an die Aussage von Max Mannheimer, dem langjährigen Sprecher der Lagergemeinschaft des KZs Dachau, bei seinem Besuch 2008 in Schwarzhofen. Mannheimer habe damals gesagt: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was damals geschehen ist. Aber dass es nicht mehr geschieht, dafür schon!“ Wolfsteiner nannte dies als dritten Grund für sein Engagement.

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Wolfsteiner bedankte sich posthum bei Anton Ziereis, der in seinem Drängen nicht nachgelassen habe, dass der zweite Stein errichtet wird. Gleichzeitig bedankte er sich beim Neunburger Steinmetz Franz Birner für die Überlassung des Gedenksteins und des Sockels, der Gedenktafel, die Gravur der Inschrift und der technischen Hilfe bei der Aufstellung.

Der Stein am Pfarrerberg ist nun ein sichtbares Zeichen, dass die Marktgemeinde Schwarzhofen das Leid der KZ-Häftlinge nicht vergisst.