Schwandorf
Habermeier-Haus: Opfer des Brandanschlags bleiben unvergessen

18.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:25 Uhr
Dietmar Zwick
Leyla Kellecioglu legte Blumen auf den Gedenkstein, der 2016 aufgestellt wurde, nieder. −Foto: Dietmar Zwick

Es war der 17. Dezember 1988, als Osman, Fatma und Mehmet Can sowie Jürgen Hübener bei einem Brandanschlag auf das Habermeier-Haus ums Leben kamen. Auch 34 Jahre danach ist dieses Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten.

Am Samstagabend versammelten sich zahlreiche Bürger rund um den 2016 aufgestellten Gedenkstein, darunter Mitglieder Türkisch-Islamischer Verbände aus Nürnberg, Amberg und Schwandorf ebenso wie Hinterbliebene der Opfer sowie Vertreter aus Politik und Kirchen.

Seit 2009 wird nach einem Stadtratsbeschluss alljährlich an diese grausame Tat gedacht. OB Andreas Feller (CSU) betonte den Wert des Erinnerns.Der Anschlag, bei dem vier Menschenleben ausgelöscht wurden,dürfe niemals in Vergessenheit geraten. Das sei man den Opfern und ihren Angehörigen schuldig. Außerdem sei das Gedenken Mahnung an alle Bürger von Schwandorf, der Region und des Landes, Rassismus, Hass und Hetz jederzeit entschieden zu bekämpfen,

Als Täter konnte ein damals 19-jähriger Schwandorferermittelt werden. Der Rechtsextremist hasste Ausländer und legte daher das Feuer. „Noch immer sind wir zutiefst erschüttert“, sagte OB Feller. Die Gedanken seien bei den Opfern, den Überlebenden und ihren Angehörigen.

OB Feller spricht Hinterbliebenen seinen Respekt aus

„Ich spreche Leyla Kellecioglu und ihrer Familie meinen höchsten Respekt dafür aus, dass sie, trotz Trauer und Schmerz, ihren Lebensmittelpunkt in Schwandorf beibehalten hat“, sagte Feller. Das gelte in gleichem Maße für die Hinterbliebenen der Familie Hübener. „Wir stehen an ihrer Seite“, hob OB Feller hervor.

Der Oberbürgermeister betonte, wie wichtig es sei, rechtsextremistische Bedrohungen weiter mit aller Entschlossenheit zu bekämpfen. Mit der Gedenkstunde werde ein Zeichen für Frieden sowie Demokratie gesetzt. Terrorismus, egal welcher Form er zuzurechnen sei, sei immer auch ein Anschlag auf unsere Art zu leben.

Der 17. Dezember wird ein Gedenktag bleiben

Auch in Zukunft soll jedes Jahr am 17. Dezember gemeinsam gegen Schmerz und Trauer zusammengestanden werden, sagte Feller und blickte ebenso auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine: „Wir sind heute zusammengekommen, um der Menschen, die einer Untat zum Opfer gefallen sind, zu gedenken.“

Den Hinterbliebenen der Familie Can und Hübener wünschte Serdar Deniz, der türkische Generalkonsul aus Nürnberg, Kraft und Geduld. Die Untat in Schwandorf gelte als erster rassistischer Anschlag in Deutschland gegenüber türkischen Mitbürgern, die ab 1960 nach Deutschland kamen. Sie sei ein Wendepunkt, nach dem nichts mehr wie früher geblieben sei. In den Folgejahren seien, wie im Fall von Solingen ersichtlich, weitere Mitbürger zur Zielscheibe rechtsextremer Gewalt geworden.

Gegenmaßnahmen zu rechtem Terror müssten erfolgen, sagt Deniz

Leider seien diese Anschläge, wie die NSU-Morde, bis vor kurzem ungestört und unbeachtet verübt worden. Die Zunahme von Rechtsextremismus in Europa und Deutschland sollte analysiert werden, forderte Deniz. Gegenmaßnahmen müssten möglichst rasch erfolgen, wie zum Beispiel die Förderung eines gemeinsamen Miteinanders.

Abdurrahman Isbakan, Iman von Amberg, sagte, der Herr möge ein Zusammenleben gebieten, ohne nach reich und arm, schwarz und weiß oder Herkunft zu trennen. Die Menschen sollten sich mit Liebe und Toleranz begegnen.

Als Neubürger von Schwandorf und Vertreter der katholischen Kirche trug Pfarrer Christian Kalis ein Gebet des Benediktinermönchs David Steindl-Rast vor. Er schloss sich der Trauer an und verurteilte alle Taten, die aus Hass begangen werden. Auch der evangelische Pfarrer Arne Langbein wolle erinnern und mahnen und las einen Abschnitt aus dem Brief von Jakobus vor, in dem es auch darum ging, alle Unsauberkeit und Bosheit abzulegen. Im Anschluss legten viele Teilnehmer Blumen nieder.