Digitalisierung
Handy wird zum digitalen Kirchenführer

Pfarrer Hirmer aus Teublitz will kirchliche Inhalte an junge Menschen vermitteln. Dabei soll eine besondere App helfen.

20.05.2021 | Stand 16.09.2023, 3:03 Uhr
Werner Artmann
Larissa Kobler und Mika Janus starten mit ihren Handys den QR-Code zusammen mit Pfarrer Hirmer und Kaplan Akkala. −Foto: Werner Artmann

Zwei ältere Damen wunderten sich, was diese komischen Zeichen und Bilder im Schaukasten der Teublitzer Pfarrkirche wohl bedeuten mögen. Für die „Generation Handy“ sind diese jedoch sonnenklar. „Das ist ein QR-Code fürs Handy“, erklärte Firmling Mika Janus das neue Plakat im Schaukasten. „Actionbound ist eine App, die lädst du dir runter. Dann scannst du den QR-Code und los geht’s.“

Hinter der einfachen Beschreibung des Sechstklässlers steht viel Arbeit, genauer gesagt, die Zulassungsarbeit von Kaplan William Akkala für seine zweite Dienstprüfung, dem sogenannten „Pfarrer-Examen“. Der Teublitzer Kaplan hat sich mit seinem „Chef“,Pfarrer Michael Hirmer, schon länger Gedanken gemacht, wie man kirchliche Inhalte in zeitgemäßer Form an junge Menschen vermitteln kann. „Die Methode Actionbound habe ich über den Pfarrer kennengelernt, der dazu eine Online-Fortbildung gemacht hat“, stellte Kaplan Akkala fest.

Nahe am Zeitgeist

Die Handy-Applikation „Actionbound“ hat erst einmal überhaupt nichts mit Seelsorge oder Kirche zu tun. Sie ist eine inhaltsoffene Plattform, die für verschiedenste Inhalte nutzbar gemacht werden kann. „Warum nicht auch für einen Kirchenführer“, dachte sich Seelsorger William Akkala, „Handy-Apps sind immer sehr nahe am Zeitgeist. Methoden und Aufmachung sind aktuell.“

„Gamification“ lautet eines der pädagogischen Schlagwörter, welche die Actionbound-App bedienen können. „Wer liest sich heutzutage noch einen Kirchenführer als Papierheft durch?“, fragte sich Pfarrer Michael Hirmer. Kinder und Jugendliche sicherlich nicht mehr. Mit der Handy-App wird den jungen Kirchenbesuchern ein Medium präsentiert, das sie kennen und ständig benutzen. „Wir laden die App-User ein, sich die Kirche anzuschauen“, so William Akkala. „Es werden Fragen gestellt und es können Punkte gewonnen werden. Es sind Erklärvideos verlinkt und es werden interessante Informationen weitergegeben.“ „Ich setze den Actionbound für unsere Pfarrkirche aktuell im Religionsunterricht ein“, führte Pfarrer Hirmer aus. Jedes Kommunionkind könne damit in Zeiten des virtuellen Religionsunterrichts selbstständig das Gotteshaus entdecken.“

Kirchenführer 2.0:Motto:
Er soll in der nächsten Zeit auch für Erwachsene erweitert werden. „Sobald Kaplan Akkalas Zulassungsarbeit angenommen worden ist, wollen wir die Kirchen-App erweitern“, erklärte Pfarrer Hirmer die künftigen Entwicklungsschritte. Neben spielerischen Elementen für Kindern wird sie dann auch informative Elemente für Erwachsene beinhalten.„Handy in der Kirche?! Ausdrücklich erlaubt!“, wird es also auch weiterhin in der Teublitzer Pfarrkirche Herz Jesu heißen. (bat)

Larissa Kobler aus der Klasse 3c der Telemannschule Teublitz war eine der ersten Nutzerinnen: „Ich habe mir das Handy meiner Mutter geliehen. In einer halben Stunde war ich fertig und habe über 3000 Punkte gesammelt.“ Bleibt abzuwarten, ob Larissa eine der Top-Fünf sein wird, die der Pfarrer am Ende des Jahres zum Eisessen einladen wird.

Wichtige Orte in der Kirche

Für Kaplan William Akkala sind die Punkte nicht so wichtig. „Ich will den jungen Leuten unsere Kirche erklären.“ Einige Fragen kreisen deshalb um wichtige Orte, die sich in einer Kirche finden, wie der Altar, der Ambo oder der Tabernakel. Spielerisch erarbeiten sich die App-Nutzer Bedeutung und Inhalt der Kirche und deren Einrichtungsgegenstände. Ein anderer Abschnitt des Kirchen-Actionbound stellt die Heiligenfiguren und die Kreuzwegstationen vor. „Dabei darf auch gespickt werden“, lächelte der Kaplan. Bei schweren Fragen darf das Gotteslob zu Hilfe genommen werden oder es gibt Hinweise in der Kirche. Schließlich lädt die App am Schluss zum Gebet in die Marienkapelle ein.