Hiobsbotschaft: 150 Läpple-Mitarbeiter verlieren in Teublitz ihren Arbeitsplatz

20.05.2009 | Stand 20.05.2009, 18:59 Uhr

Unmutsäußerungen – verhalten. Wutausbrüche – äußerst selten. Die Läpple-Belegschaft stand unter dem Eindruck dessen, was ihnen kurz zuvor Betriebsleiter Werner Klenk in der völlig überfüllten Kantine („Wir waren zusammengepfercht, wie die Viecher“) verkündet hatte. 150 von ihnen werden bis 1. Januar 2010 ihren Arbeitsplatz verlieren. Für die meisten eine Katastrophe. Wo sollen sie, vor allem die Älteren unter ihnen, Arbeit in der Region finden?

Wirtschaftskrise erzwingt Stellenabbau bei Läpple Blechverarbeitung Bayern. Dies steht über einer Pressemitteilung, die Carmen Stangl von der August Läpple GmbH & Co. KG, Abteilung Marketing Kommunikation, am Mittwoch per E-Mail versandt hat. Geschäftsleitung und Betriebsrat haben demnach am Mittwoch die Mitarbeiter im Werk Teublitz über bevorstehende Stellenstreichungen als Reaktion auf die aktuelle Wirtschaftskrise informiert.

„Obwohl sich das Unternehmen durch das stabile Ersatzteilgeschäft bisher gut im Markt behauptet hat, verzeichnet es deutliche Umsatzrückgänge. Die anhaltende Absatzkrise der deutschen Automobilindustrie trifft wichtige Kunden der Läpple Blechverarbeitung besonders stark. In der Folge sind die Umsätze aus diesem Premiumsegment um die Hälfte gesunken. Einige Automobilhersteller sind dazu übergegangen, bislang fremdvergebene Aufträge im eigenen Unternehmen zu erbringen, um eigene Arbeitsplätze zu sichern.“

Um das Unternehmen langfristig zu sichern, müssten die Kosten den sinkenden Auftragsvolumina angepasst werden. Neben Einsparmaßnahmen im Materialbereich seien Einschnitte im Personalbereich notwendig. Von den derzeit 705 Arbeitsplätzen müssten rund 150 Stellen abgebaut werden. „Die Zahl der betriebsbedingten Kündigungen soll dabei so gering wie möglich gehalten werden.“

Darüber hinaus, so heißt es weiter, wurden Maßnahmen vorgestellt, um das Unternehmen gestärkt aus der derzeitigen Krise hervorgehen zu lassen: beispielsweise eigene Vertriebsmitarbeiter und eine gemeinsame Führungsstruktur mit dem Tochterunternehmen in Heilbronn.

Jegliche, zuvor gepflegte, Zurückhaltung, hat Jürgen Scholz, 1. Bevollmächtigten der IG Metall Regensburg, im Gespräch mit der MZ abgelegt. Er sieht keinen Grund für Entlassungen; der Weg der Kurzarbeit hätte weiter beschritten werden können. Schließlich habe sich die Belegschaft in den vergangenen Jahren äußerst flexibel gezeigt und auch ohne Lohnausgleich freiwillig mehr gearbeitet. „Und jetzt werden sofort 150 Beschäftigte entlassen.“ Als „unterste Schublade“ bezeichnete Scholz die „regelrechte Jagd auf Kranke“ bei Läpple in den vergangenen Wochen. So etwas habe er anderswo nicht erlebt. Mitarbeitern würden Abfindungen in lächerlicher Höhe angeboten, wenn sie freiwillig aus dem Betrieb ausscheiden.

Auch wenn es einige Beschäftigte im Vorfeld nicht glauben wollten, Betriebsleiter Klenk verkündete das, was bereits durchgesickert war. 150 Mitarbeiter müssen gehen. Er tat dies allerdings, so IG Metall-Sekretär Bernhard Zillner und Betriebsratsvorsitzender Alfred Gawinowski im MZ-Gespräch, indem er als Zielgröße 550 Mitarbeiter nannte, die bei Läpple künftig arbeiten sollen. Bislang sind 705 Arbeitnehmer beschäftigt. Schon seit einiger Zeit, so Zillner, werde versucht, das sogenannte Turbo-Programm umzusetzen. Abfindungsgespräche sollten möglichst schnell abgewickelt werden. Allerdings, die Summen, die angeboten würden, seien nur Peanuts im Vergleich zu dem, was etwa BMW-Mitarbeitern erhalten würden. „Aber, die Kollegen sind geschockt, sie haben Angst ohne Ende.“ Und obwohl bis Ende Juni Kündigungen eigentlich ausgeschlossen seien, erhielten sie Kollegen überreicht, die Fehlzeiten aufzuweisen hätten, sprich sie seien krank gewesen.

Was die beiden Gewerkschafter besonders ärgert, ist, dass das Teublitzer Werk in den vergangenen Jahren eine große Summe dazu beigesteuert hat, damit Läpple in Heilbronn „nicht abgesoffen ist. Ohne Teublitz wäre das Unternehmen längst pleite!“ Und jetzt müssten 150 Beschäftigte ihren großen Einsatz auch noch mit ihrem Arbeitsplatz bezahlen.

Im Vorfeld der Belegschaftsversammlung seien Arbeitnehmervertreter nicht eingebunden gewesen in Überlegungen der Geschäftsführung. Erst jetzt, da das Konzept als unumstößlich verkündet worden ist, würden Gespräche geführt. Bemühungen des Betriebsrats, die Zeitschiene über den 1. Januar hinaus auszudehnen, seien so zum Scheitern verurteilt. Dass Aufträge demnächst auslaufen, sei seit Jahren bekannt, entkräfteten Zillner und Gawinowski ein Argument der Betriebsführung. Zu spät sei versucht worden, an Aufträge außerhalb der Autoindustrie zu kommen. Viel früher hätte auch eine eigene Vertriebsstruktur aufgebaut werden müssen.

Das Tempo, mit der frühere Aussagen verworfen worden sind, ist für Zillner ein klares Indiz dafür, dass die hiesige Werksleitung auf Druck von oben gehandelt hat. „Zuerst keine Kurzarbeit, dann von einem Tag auf den anderen doch Kurzarbeit und jetzt Entlassungen – das alles ging rasend schnell! Den Zeittakt hat Heilbronn bestimmt und der Vorstand hat bis Mittwoch der Werksleitung auch noch einen Maulkorb verpasst“.