Auf Gala-Abend in München
Maxhütter bittet prominente Stimme des Judentums in Deutschland um Vergebung

11.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:42 Uhr
Die Hofbauers aus Maxhütte-Haidhof mit Charlotte Knobloch (l.) −Foto: Daniel Schvarcz

Auch tags darauf ist Josef Hofbauer (67) gerührt. „Das war einer der schönsten Momente in meinem Leben!“, beschreibt der ehemalige BMW-Mitarbeiter seine Begegnung mit Charlotte Knobloch (90), der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinden München und Oberbayern.

Am Donnerstag hatte der Maxhütter bei der 75-Jahr-Feier für den Staat Israel in München Gelegenheit, die prominente Persönlichkeit kennenzulernen – und sich selbst einen Wunsch zu erfüllen.

Seit Jahren trägt sich derüberzeugte Christ Hofbauermit dem Gedanken, einem Überlebenden des Holocaust um Verzeihung zu bitten. Coronamaßnahmen hatten das 2022 bei einem Gedenkakt in Flossenbürg noch verhindert. Zwar ist Hofbauer viel zu jung, als dass er für die Verbrechen in der Nazizeit Schuld auf sich hätte laden können. Doch als Deutscher fühlt er sich verpflichtet, im Rahmen seiner Möglichkeiten Wiedergutmachung zu betreiben. Anfang 2022 haben er und seine Frau Uschi deshalb einen vierstelligen Betrag an Keren Hayesod gespendet, eine Organisation, die Geld sammelt, um Nazi-Opfer nach Israel zu holen und ihnen einen würdevollen Lebensabend zu ermöglichen.

Als „Danke“ erhielten die Hofbauers die Einladung zum Festakt in der Theaterfabrik München. 170 Gäste aus ganz Deutschland waren gekommen. Es herrschten strengste Sicherheitsvorkehrungen.

Kurz vor Beginn sollte Hofbauer als Einziger die Chance erhalten, sich mit Knobloch auszutauschen. „Vor dem Hintergrund jüngster Anschläge auf Synagogen habe ich gesagt, dass wir auch heute noch sehr wachsam sein müssen“, berichtet Hofbauer. Dann habe er sein Anliegen vorgebracht und für Knobloch ein Gebet gesprochen. Das habe sie sehr bewegt, berichtet Hofbauer. „Menschen wie Sie bräuchte es mehr“, soll sie gesagt haben.

Großes Herausforderungen für das Land Israel

Beim Festakt mit Musik und Tanz gab es ein Drei-Gänge-Menü mit Donauwaller als Hauptgericht, dazu Wein aus Israel. Umsonst war das trotz Einladung und namhafter Sponsoren nicht. Jeder zahlte 90 Euro, um damit ein Waisenprojekt zu unterstützen. Im Mittelpunkt stand die Ehrung des Münchner Arztes David Leshem, der sich seit Jahrzehnten für Keren Hayesod einsetzt.

Israels Ex-Präsident Reuven Rivlin berichtete von den Herausforderungen, mit denen sich sein Land konfrontiert sehe. Hunderttausende Juden, die in Krisenregionen lebten, wollten in ihre Heimat. Dort aber spitze sich die Lage zu, weil die ultraorthodoxen Kräfte erstarkten.

− ht