Anonym über Sorgen sprechen
Neues Angebot an der Mittelschule Neunburg soll Depressionen vorbeugen

08.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:41 Uhr
Ralf Gohlke
Sie stellten das Präventionsprojekt vor, das ab März starten soll: Rektor Georg Tischler, German Grützner von der Familienberatung und Jugendsozialarbeiter Alexander Mauritz (v. l.). −Foto: Ralf Gohlke

Die Mittelschule Neunburg hat sich einen neuen Kooperationspartner mit ins Boot geholt. Ab März ergänzt die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern das Angebot im Bereich Jugendsozialarbeit. Auslöser war unter anderem ein Gespräch mit dem Schülersprecher. Dort ging es auch um die Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Denn Corona und die damit einhergehenden Infektionsschutzmaßnahmen brachten viele weitreichende Auflagen mit sich – auch für Kinder und Jugendliche. Die Belastungen durch die Pandemiesituation in Form von Schulschließungen und Kontakteinschränkungen haben laut aktuellen Studien in deren Psyche Spuren hinterlassen, denen es zu begegnen gilt. „Unter anderem im Gespräch mit dem Schülersprecher haben wir festgestellt, dass einige Schüler unter psychischen Problemen als Nebenwirkung von Corona und den daraus folgenden Veränderungen in der Gesellschaft leiden“, erklärte Rektor Georg Tischler auf Nachfrage.

Neben dem schon bisherigen Angebot zur Jugendsozialarbeit an Schulen hat sich die Mittelschule Neunburg deshalb nun einen weiteren Kooperationspartner mit ins Boot geholt. Ab März bietet die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern Schwandorf einen direkten Kontakt in der Schule an. Als Schule stehe man in der besonderen Verantwortung, dort Hilfestellung zu leisten, wo diese vonnöten sei, so Tischler.

Immer noch ein Tabu-Thema

Das Stichwort dazu lautet „Depressionsprävention“, bei der den Schülern ein Gespräch in der Anonymität mit Spezialisten angeboten werde. Gerade während der Pubertät ergäben sich viele Zwischenformen der Depression und der Grad zwischen echter Depression und schlechter Laune sei oft sehr schmal. Die Arbeit des Jugendsozialarbeiters Alexander Mauritz könne dabei durch die Arbeit der Erziehungsberatung eine wertvolle Unterstützung erfahren.

Germann Grützner stellte kurz die bisher erfolgreiche Arbeit der Erziehungsberatung heraus, die neben Schwandorf mittlerweile auch Außenstellen in Nabburg, Oberviechtach und Neunburg unterhalte. Bislang sei die Beratung an Schulen immer noch ein Tabu-Thema gewesen, auch wenn die Statistiken eine deutliche Zunahme an Belastungen und Unsicherheiten in der persönlichen und emotionalen Entwicklung aufgezeigt hätten.

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So seien die gemeinsamen Überlegungen ins Rollen gekommen, ein entsprechendes Angebot machen zu können. Grundsätzlich sei der Sozialarbeiter erster Ansprechpartner für die Schüler. Es habe sich aber gezeigt, dass dieser als Teil des Schulsystems wahrgenommen werde und manche Betroffene deshalb den Kontakt scheuten. Die Erziehungsberatung biete nun die Möglichkeit der Kontaktaufnahme in der Schule, die Beratung könne aber auch außerhalb der Schule stattfinden. In der ersten Teilphase sei das Ganze in Form eines Briefkastens geplant, wo die Schüler ihre Daten und ihre persönlichen Sorgen einwerfen könnten, erklärt Rektor Tischler. Jeden Dienstag soll dann auch ein Mitarbeiter in einem separaten Raum vor Ort sein. „Wir gestatten ihnen dann auch, den Unterricht ohne große Erklärungen zu verlassen“, meinte er, sodass weder die Mitschüler noch die Lehrer von dem Kontakt Kenntnis erhielten.

Auch Elternabend geplant

In der Startphase sei zudem ein Elternabend zu der gesamten Thematik vorgesehen. Zudem soll es im Unterricht mit eingebunden werden. „Wir hoffen auch, dass vielleicht Schüler, die einen Sinn dafür haben, wenn es einem Kumpel nicht so gut geht, davon Gebrauch machen“, sagte der Rektor.

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Aus seiner Erfahrung in der Beratung betonte German Grützner noch, dass die gleichen Probleme sich durch alle Gesellschafts- und Einkommensschichten zögen. „Mit dem Projekt wird in jedem Fall ein Baustein geschaffen, der hilft, das Unterstützungsnetz für Schülerinnen und Schüler zu verbessern“, sagte er.