D’Rummlfelser und Allotria
Rathaussturm: Die Macht ist mit den Närrischen in Nittenau

20.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:31 Uhr
Renate Ahrens
Mit allen Garden, auch der Kindergarde, waren die Rummlfelser gekommen. −Foto: Renate Ahrens

Bürgermeister Benjamin Boml hatte am Rosenmontag keine Chance: Gleich beide Nittenauer Faschingsgesellschaften übernahmen mit viel Gaudi und Helau die Macht im Rathaus. D’Rummlfelser schnitten gar nicht nur Bomls Krawatte ab, sondern hielten Gericht ab – Angeklagter war der Bürgermeister selbst.



Dort, wo sonst der Stadtrat Sitzungen abhält, machte man beim Sturm auf das närrisch geschmückte Rathaus kurzen Prozess: Wegen etlicher Vergehen sei Bürgermeister Benjamin Boml angeklagt, so verkündete Faschingszugleiter Sebastian Fendl. Zuvor hatte man Boml sogar seinen Rathausschlüssel und somit seine Macht abgenommen. Selbst ein Bestechungsversuch mit bereitgestellten Krapfen und Sekt konnte die lustige Gesellschaft aus Fischbach nicht besänftigen.

Klagen der Bürger aus der Bürgerversammlung

Einige Bürger trugen Klagen vor, die bei der Bürgerversammlung „heiß diskutiert“ worden seien. „Jeder Verein habe einen Platz und ein Heim, doch uns habt ihr vertrieben, das ist ganz schön gemein“, so kritisierte beispielsweise der Beppe.

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Auch die vielen Schlaglöcher in einer Straße oder Hundehaufen im Schulhof waren Thema. Boml drehte den Spieß um, wünschte beim Regieren viel Spaß und gab den D’Rummlfelsern gleich einige Aufgaben mit auf den Weg. Die Fischbacher Straße etwa, die gehöre neu gemacht, oder das Schreinerhaus brauche einen neuen Anstrich.

„Rumml Rumml“ hieß es überall

Doch zunächst soll kräftig gefeiert werden, und so ertönten viele fröhliche „Rumml Rumml“-Rufe. Das Prinzenpaar und die Garden führten Tänze auf. Die 15 Mädchen der Prinzengarde im Alter von 16 bis 24Jahren gaben auch während der Pandemie nie auf, sondern hielten eisern zusammen, erzählt Jasmin Aumeier (23) die bereits seit 18 Jahren in der Garde tanzt. Geübt wurde mit Trainerin Tanja Hofherr online mit Videos und später mit Abstand und in Gruppen, so berichten sie.

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Alle fieberten darauf hin, den Tanz, den sie nun seit drei Jahren einstudiert haben, endlich zeigen zu dürfen – und alles klappte wie am Schnürchen. Zwar ist am Aschermittwoch alles vorbei, nicht jedoch für die Garden. Für sie beginnen bereits im März die Proben für die nächste Saison. Jedes Jahr wird nämlich ein anderer Tanz aufgeführt. Und dieser ist nie einfach. Man braucht daher viel Ausdauer, so Aumeier. Die Schwierigkeit liege unter anderem darin, immer synchron zu tanzen und die anderen „nicht über den Haufen zu rennen“. Dieses Ziel haben auch Laura Glöckl (10) und Anna Meier (9) von der Kindergarde, die zurzeit aus elf Mädchen besteht. Auch ihr Tanz begeisterte die Zuschauer im Rathaus.

Nach der langen Pause etwas ganz Besonderes

Überhaupt ist für alle Nittenauer dieser Fasching nach der langen Pause etwas ganz Besonderes, gar „überragend“, erklärt auch Benjamin Boml. „Jeder ist besonders gut drauf und will einfach nur Spaß haben.“ Ihm selbst ist der Spaß auch dann nicht vergangen, als nach Abzug der D’Rummlfelser die zweite Nittenauer Faschingsgesellschaft, die Allotria, mit großem Gefolge und gesamten Hofstaat ebenfalls das Rathaus stürmte.

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Auch hier trugen Garden und Prinzenpaaret Tänze vor. Erneut musste Boml seinen Schlüssel abgeben. Die neue Präsidentin der Allotria, Katrin Nerl, regiert mit ihren Ministern an den närrischen Tagen. Alle genossen den Faschingsendspurt und sehen dem Ende mit einem weinenden Auge entgegen. Doch zunächst freut man sich auf den heutigen Fischbacher Faschingszug.