Service erweitert
Smartes Bürgerbüro: Schwandorf bietet nun eine Rund-um-die-Uhr-Verwaltung an

27.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:21 Uhr
Oberbürgermeister Andreas Feller hat das Click-and-Collect-Terminal gleich ausgetestet und zwei Aktenordner in einem Fach hinterlegt. −Foto: Jan Lange

Wer ist nicht schon mal in der Situation gewesen, seinen neuen Personalausweis abholen zu wollen und genau in diesem Moment war das Rathaus geschlossen. Solche Fehlgänge müssen nun nicht mehr sein – die Stadt Schwandorf eröffnete gestern ihr smartes Bürgerbüro.

Es ist eine Art Rund-um-die-Uhr-Verwaltung. Das Bürgerbüro befindet sich in den Räumlichkeiten der ehemaligen Raiffeisenbank am Marktplatz. Das Objekt gehört der Stadt, die es zusammen mit dem angrenzenden Schmidt-Bräu-Areal erworben hat und umgestalten will.

Ein erster Schritt in diese Richtung ist nun das smarte Bürgerbüro. Im Bankautomatenraum wurden drei Terminals aufgestellt: ein Click-and-Collect-Terminal, mit dem sowohl Unterlagen abgegeben als auch abgeholt werden können, ein Bürgerterminal für verschiedene Online-Anwendungen sowie ein Terminal zur Ausweis- und Passausgabe.

Kein Termin notwendig

Der Bürgerservice der Stadt Schwandorf wird dadurch erweitert und die Nutzung von Verwaltungsdienstleistungen ist auch außerhalb der Rathaus-Öffnungszeiten und ohne Termin möglich. „Wir wollen 24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche für die Bürger da sein“, erklärte Oberbürgermeister Andreas Feller (CSU) bei der Eröffnung.

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Der Besuch im Rathaus werde deshalb nicht mehr gänzlich obsolet, betonte das Stadtoberhaupt. Auch müsse niemand in der Verwaltung Angst haben, dass mit der Digitalisierung Jobs eingespart werden. In Zeiten eines Fachkräftemangels wolle man das eigene Personal sinnvoller einsetzen. So müssten nun beispielsweise nicht mehr 20Bürger für die Abholung ihres neuen Ausweises einen eigenen Termin machen und die Verwaltung damit länger binden, sondern könnten ihr Dokument dann abholen, wenn es ihnen zeitlich passt.

Liegedauer durchschnittlich zweieinhalb Tage

Die Bürger bekommen eine Nachricht, wenn ihr Dokument im smarten Bürgerbüro hinterlegt wurde. Mit ihren persönlichen Daten wie zum Beispiel der Online-Ausweis-ID können sie diese Dokumente dann abholen – und das theoretisch schon 30 Sekunden nachdem sie hinterlegt wurden. Laut Michael Schmidt-Barsöe, Vertriebsleiter der Firma Biometric Solutions, liegen die Dokumente durchschnittlich zweieinhalb Tage in den Terminals. Biometric Solutions hat die Hard- und Software für das Ausweis- und Passterminal entwickelt und bereits in zahlreichen Städten in ganz Deutschland installiert. Im Landkreis Schwandorf will die Große Kreisstadt Vorreiter auf diesem Gebiet sein. „Wir dürfen die Entwicklungen nicht verschlafen“, so der OB.

Dass auch andere Gemeinden im Kreis solche Terminals bei sich aufstellen, ist nicht ganz unwahrscheinlich. Wie Schmidt-Barsöe erklärte, gebe es durchaus Interessenten.

Bei der Eröffnung des Schwandorfer Bürgerbüros waren auch einige Amtskollegen von Andreas Feller, so Neunburgs Bürgermeister Martin Birner (CSU) und Rudolf Seidl (UW) aus Maxhütte-Haidhof. Der stellvertretende Landrat Jakob Scharf (CSU) wünschte sich sogleich, dass das System auch in den restlichen Gemeinden umgesetzt werde.

Bald auch Fahrzeuge anmelden?

Vielleicht könnte bald ein neues Angebot dazukommen. So seien die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen worden, dass ab 1. September an solchen Terminals auch Fahrzeuge angemeldet werden könnten, wie Rudolf Philipeit, Vorstandsvorsitzender des Vereins buergerservice.org, hinwies. Sein Verein kooperiert mit der Stadt beim Click-and-Collect-Terminal. Die Bürger könnten sich ein Kennzeichen bestellen, dann am Terminal ihr Fahrzeug anmelden und danach sofort losfahren – auch wenn dieses noch kein amtliches Siegel habe. Das sei zehn Tage möglich. In dieser Zeit würden dem Fahrzeughalter die Siegel zugeschickt. Die Polizei könnte bis dahin bei einer Kontrolle elektronisch überprüfen, dass das Fahrzeug tatsächlich angemeldet wurde.

Philipeit ist überzeugt, dass die Kommunen dieses Angebot schnell umsetzen werden, da es sehr attraktiv sei.

Citymanagerin Natalie Schmiede, die entscheidenden Anteil an der Umsetzung der sogenannten Smart City hat, die unter anderem auch eine Digitalisierung bei der Bewässerung von Grünflächen beinhaltet, könnte sich ihrerseits weitere Bürgerterminals an anderen Standorten in Schwandorf vorstellen.