Aktionstag Lebensraum Wiese
Vorstellung von neuen Maschinen in Lindenlohe – Geräte sollen Tiere schützen

16.05.2023 | Stand 15.09.2023, 0:03 Uhr
Josef Schaller
Das Doppelmessermähwerk der Firma BB-Umwelttechnik schneidet das Gras nicht so tief ab, um Insekten und Kleintiere zu schützen. Das wurde bei der Vorführung sichtbar. −Foto: Josef Schaller

Ob Düngegeräte mit Kameras oder Maschinen mit akustischen Signalen, die Rehe abschrecken können: Bei dem Aktionstag „Lebensraum Wiese“ stellten Hersteller verschiedene landwirtschaftliche Geräte vor. Im Mittelpunkt stand der Schutz von Tieren und Insekten.

Bei einem Aktionstag „Lebensraum Wiese“ gab das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) am Samstagvormittag in Lindenlohe Ratschläge und Einblicke, wie man mit modernen landwirtschaftlichen Geräten den Lebensraum Wiese schützen kann.

Landwirt Peter Bäuml hatte dazu eine Wiese zur Verfügung gestellt, auf der die Hersteller ihre Gerätschaften vorführen konnten.

Dazu waren neben interessierten Landwirten auch Vertreter aus der höheren Naturschutzbehörde im Bereich Landwirtschaft, des Jagdverbandes und der Selbsthilfeorganisation Maschinenring zur Vermittlung landwirtschaftlicher Maschinen gekommen. Organisiert wurde die Veranstaltung von Balduin Schönberger, Wildlebensraumberater beim AELF.

Beim Aktionstag „Lebensraum Wiese“ in Lindenlohe stand das Bewusstsein für mehr Biodiversität im Vordergrund

Neben Möglichkeiten der Wildtierrettung, einer insektenschonenden Mahd und Mulchtechnik sowie des sensitiven Düngens sollte mit diesem Aktionstag auch ein Bewusstsein geschaffen werden für die Biodiversität im Grünland, wie Georg Mayer, Leiter des AELF Regensburg-Schwandorf, betonte. Leider habe es schon wieder negative Schlagzeilen gegeben, weil Rehkitze bei der Mahd zu Tode gekommen seien. Sowohl Landwirte und Jäger seien daran interessiert, so etwas zu vermeiden, wie er versicherte.

Möglichkeiten dazu hat die Firma L.A.R.S. Wildretter vorgestellt. Ihre technischen Geräte arbeiten mit akustischen und optischen Signalen, die Rehe beunruhigen und sie dadurch nötigen sollen, ihre Kitze an einen anderen Ort zu verbringen. Das gehe allerdings erst, nachdem die Jungen im Alter von zwei Tagen ihren Müttern folgen können, wie Firmenberater Gerhard Pumm betonte. „Es gibt kein Allheilmittel. Oft führt erst die Kombination aus mehreren technischen Mitteln zum Erfolg“, sagte er.

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Helfen kann in diesem Fall auch Robert Braun aus Wölsendorf, der über zwei Drohnen mit Wärmebildkameras verfügt. Diese bringt er für alle Revierpächter, die in der Jagdkreisgruppe Nabburg organisiert sind, auf deren Anforderung hin zum Einsatz. Der beste Zeitpunkt für einen Drohneneinsatz sei unmittelbar vor der Mahd, wie er betonte.

„Doppelmessermähwerke der Firma BB-Umwelttechnik schonen neben dem Wild in hohem Maße auch Amphibien und Insekten“, so deren Generalvertreter Gerhard Piller, der ein acht Meter breites dreigliedriges Mähwerk vorführte. Das Gras werde nicht so tief abgeschnitten, sagte er. Dadurch würden kleine Tiere beim Einsatz eines solchen Gerätes unverschont bleiben. Insekten hätten mehr Möglichkeiten, sich rechtzeitig zu entfernen. Ein weiterer Vorteil sei eine geringere Futterverschmutzung. Diese Art der Mahd werde sogar über das Kulturlandschaftsschutzprogramm gefördert.

Auch das Mulchen könne insektenschonend praktiziert werden. Das neue Mulchgerät mit dem Namen Beehappy der Firma Müthing aus Soest sorge dafür, dass durch einen speziell konzipierten, hydraulisch klappbaren Bügel Insekten und Kleinstlebewesen vor dem Mulchgerät aufgescheucht und zur Flucht bewegt werden.

Die Hersteller hatten verschiedene Gerätschaften zur Vorführung beim Aktionstag parat: So auch ein Düngegerät mit Kameras

Auch Nagetiere und kleine Säugetiere sollen dabei geschont werden. Bei der sechs Meter breiten Ampferspritze der Firma Rumex wird sogar künstliche Intelligenz zum Einsatz gebracht, um nur da zu düngen, wo es nötig ist. Das mit Kameras ausgestattete Düngegerät soll Ampferpflanzen anhand der Blattform und der Blattfarbe erkennen. Entsprechend der Größe der Unkrautpflanze werden die nötigen Düsen geöffnet, um diese mit Unkrautvernichtungsmittel zu benetzen. Die Sensibilität der Maschine lässt sich über einen Laptop im Fahrerraum des Traktors einstellen. Die Ampferspritze sei bereits erfolgreich bei seinem Betrieb in Lindenlohe eingesetzt worden, wie Landwirt Peter Bäuml sagte.

Organisator Balduin Schönberger betonte, es sei wichtig, dass Landwirte, Jägerschaft und Naturschutz an einen Strang zögen, um den Lebensraum Wiese zu schützen. In Bayern gebe es circa 1,1Millionen Hektar Dauergrünland, so Schönberger. Das seien 34 Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche. Dabei unterschied er zwischen intensivem Grünland und extensivem Grünland. Intensiv-Grünland sei zwar weniger artenreich. Aber es biete ertragreiches und qualitativ hochwertiges Futter für die Tierhaltung, wie AELF-Leiter Georg Mayer betonte. Wertvolles Futter, das vom Grünland komme, müsse nicht anderweitig erzeugt werden.