Schwandorf
Ausstellung: Als der Nordgautag politisch umstritten war

23.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:44 Uhr
Dietmar Zwick
Der Leiter des Stadtarchivs, Josef Fischer, eröffnete mit 3. Bürgermeisterin Marion Juniec-Möller die Fotoausstellung im Rathaus. Auch Martin Dallmeier (r.), Schatzmeister des Oberpfälzer Kulturbunds, nahm an der Eröffnung teil. −Foto: Dietmar Zwick

Nach 1958 und 1970 ist die Große Kreisstadt ab heute bis zum Sonntag bereits zum dritten Mal Gastgeber des Oberpfälzer Kulturfests. Passend dazu fand am Dienstagabend im Rathaus eine fotografische Rückblende in das Jahr 1970 statt.

3. Bürgermeisterin Marion Juniec-Möller begrüßte zur Eröffnung viele Gäste und Ehrengäste. „Nachdem der Nordgautag durch die Pandemie verschoben werden musste, freuen wir uns nun, vier Tage lang gemeinsam mit den Gästen die Vielfalt der Oberpfälzer Kultur zu feiern“, sagte sie. Sie lud dazu ein, in dem facettenreichen Programm die passenden Veranstaltungen herauszupicken. Für jeden sei etwas dabei, so die Bürgermeisterin.

Stadtarchivar Josef Fischer erklärte, dass es sich bei dem im September 1970 abgehaltenen 18. Bayerischen Nordgautag,nicht nur um eine reine kulturelle Veranstaltung, ein Trachtenfest, gehandelt habe, sondern es steckten „gefährliche politische Absichten dahinter“, wie er es formulierte. Das zeige schon der Name ,Nordgautag’. Denn zum Nordgau gehörten die Oberpfalz und das gesamte Egerland. Diese Aussage entnahm Fischer einem Flugblatt an die Bürger aus dem Jahre 1970.

Herausgeber waren der Sozialistische Arbeitskreis und die Jungsozialisten Schwandorf, die vor allem den Ehrenpräsidenten des Nordgautages, Heinz Schauwecker, und dessen politische Vergangenheit scharf kritisierten. In den städtischen Akten sei sogar ein Schreiben Schauweckers an den damaligen OB Josef Pichl vom 15. April 1970 erhalten, worin dieser versichere, nie in der NSDAP gewesen zu sein.

In der Zeitvom 10. bis 13. September 1970 fand der 18. Nordgautag in der damals noch kreisfreien Stadt Schwandorfstatt – laut Fischer der erste nach der Gründung des Oberpfälzer Kulturbundes. Ausstellungen, Vorträge und Lesungen, Heimatabende und Diskussionen zeugten nach seinen Worten von einem breit gefächerten Programm.

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Die Pfarreien begannen den Sonntag mit Gottesdiensten in den Kirchen. Der Festzug führte vom Kreuzbergviertel durch die Stadt, an der Ehrentribüne am Marktplatz vorbei, zum Hubmannwöhrl im Stadtpark. Mehr als 100 Vereine, Festwagen, Musikkapellen wie die Knappenkapelle der BBI und weitere Gruppen waren dabei. Die Schirmherrschaft hatte der damalige Ministerpräsident Alfons Goppel, auch Angehörige des Hauses Wittelsbach gaben sich die Ehre.

Junge Erwachsene demonstrierten beim Nordgautag 1970

Der Nordgautag 1970 stand laut Fischer unter „besonderer Beobachtung“ der Jusos, und die jungen Erwachsenen zeigten ihre Meinung auf Plakaten und Transparenten vor dem Pius-Heim deutlich: „Alte Nazis im neuen Gewand“, war unter anderem darauf zu lesen. In der Ausstellung sind aber auch Bilder zu sehen, auf denen sich Demonstranten und Polizisten friedlich begegnen. Und das blieb der 18. Nordgautag insgesamt.

Bei der Bevölkerung sei der zweite Nordgautag in Schwandorf ein großer Erfolg gewesen, sagte Fischer, der auch der dritten Auflage ein gutes Gelingen und viele Teilnehmer wünschte. Die Ausstellung mit rund 50 großformatigen Bildern zieht sich über drei Etagen im Westflügel des Rathauses. Alle Fotos stammen aus den Beständen des ehemaligen Fotohauses Schaffer, die in den Besitz des Fotostudios Schwarz übergegangen sind. Die Ausstellung ist bis 13. September zu den üblichen Öffnungszeiten im Rathaus zu sehen. Die Eröffnung umrahmten die Schnarndorfer Musikanten.