Verwaltung braucht Platz
Das Schwandorfer Rathaus wird noch größer, aber auch grüner

24.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:30 Uhr
Der Ostflügel (r.) soll aufgestockt werden. 18 Verwaltungsangestellte sollen in der neuen Etage arbeiten können. −Foto: Johannes Hartl

Das Schwandorfer Rathaus wächst – und das auf ungewöhnliche Weise. Zugleich wird die Energieeffizienz des Gebäudes verbessert. Im Ergebnis wird das Rathaus deutlich grüner.

Die Platznot in der Verwaltung ist bereits länger bekannt. Wie berichtet, hat sich der Bauausschuss und der Stadtrat erstmals im November 2020 mit dem Thema befasst. Schon damals stimmten die Gremien dafür, das Rathaus im Ostflügel aufzustocken.

Nun war die Planung so weit gediehen, dass einen Maßnahmenbeschluss gefasst werden konnte. Laut Architekt Peter Pracht wird dabei auf ein Verfahren zurückgegriffen, das ein „bisschen ungewöhnlich“ ist: Denn der Dachstuhl wird hydraulisch angehoben – von einer Spezialfirma.

Neue Etage mit 370 Quadratmetern

Das Rathaus-Gebäude sei erst in den 90er Jahren gebaut worden. „Der Dachstuhl ist noch 1A“, sagte Pracht. „Es wäre schon ein bisschen verrückt, wenn man das alles runterreißen würde.“ Deswegen kam es zu der Lösung, das neue Stockwerk dazwischen zu setzen.

Im Rathaus entsteht so eine Fläche von 370 Quadratmetern, die Platz für circa 18Arbeitsplätze bietet. Der Rohbau für die Etage werde laut Pracht „in kürzester Zeit“, voraussichtlich „innerhalb von acht Wochen“ erledigt sein.

Doch bei der Aufstockung bleibt es nicht: Das Rathaus wird auch energetisch saniert – und im selben Atemzug deutlich grüner. Dabei verzichtet die Stadt bewusst auf eine Klimaanlage, weil deren Energieverbrauch – und in der Folge der CO2-Ausstoß – zu massiv wäre. Allein durch den Verzicht lasse sich eine CO2-Einsparung von 4,5 Tonnen pro Jahr erreichen.

Diverse Lösungen für den Wärmeschutz

Dafür sollen eine Reihe anderer Maßnahmen für den Wärmeschutz sorgen – so etwa Außenrollos, ein Stoff mit hohem Lichtschutzfaktor und spezielle Sonnenschutzfolien, wie es in der Sitzungsvorlage für den Bauausschuss heißt. Die größte Besonderheit aber ist die „begrünte Fassade“, die bodengebunden mit etwa einem Meter Abstand zu den Fenstern an den Ostflügel kommt. Wie Kletterpflanzen wird das Grün nach oben wachsen.

Die Pflanzen werden dabei so platziert, dass der Ausblick aus den Fenstern weiter möglich ist. Die Stadt sieht in der Begrünung auch noch andere Vorteile: So lasse sich Feinstaub binden und das Mikroklima in der immer heißer werdenden Altstadt verbessern. Zudem werde die Fassade geschützt und die Artenvielfalt gefördert, wie es in der Sitzungsvorlage heißt. Auf das Dach des gesamten Rathauses kommt zudem eine Photovoltaikanlage.

Kosten liegen bei über zwei Millionen Euro

Für die Aufstockung und die energetische Sanierung fallen Kosten von etwa 2,1 Millionen Euro an. Doch die Stadt hat Fördermittel aufgetan, die für großzügige Zuschüsse sorgen: Über die EU und über das Land Bayern werden Fördermittel für Projekte bereitgestellt, die die Energieeffizienz in kommunalen Infrastrukturen verbessern und helfen, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Für die energetischen Maßnahmen etwa gibt es Fördermittel von 708800 Euro bei Kosten von 886000 Euro.

Die Lösung sei nicht nur aus „ökologischen, sondern auch aus ökonomischen Gründen interessant“, sagte 2. Bürgermeister Andreas Wopperer (CSU). Auch sein Parteikollege Hans Sieß signalisierte Zustimmung. Er hoffe, dass die Begrünung einen so großen Effekt bringe, dass sich auch bei hohen Temperaturen vernünftig arbeiten lasse.

„Das ist eine tolle Sache“, sagte Alfred Braun (SPD), dem auch die Solaranlage gut gefiel. Die Empfehlung für den Stadtrat fasste der Bauausschuss mit einer Gegenstimme von AfD-Stadtrat Reinhard Mixl.