Jubiläum
Ein Herz für kleine Ballerinas

Andrea Nerf hat mit ihrem Ballettstudio ihren großen Traum verwirklicht. Am Sonntag feiert das „Tanzprojekt“ 20. Geburtstag.

09.05.2018 | Stand 16.09.2023, 6:16 Uhr

Andrea Nerf hat sich mit ihrem eigenen Ballettstudio einen Traum erfüllt. Foto: Nerf

Schon als kleines Mädchen hatte Andrea Nerf viel Freude an Bewegung. Als Fünfjährige trainierte sie eifrig in der Leistungsturngruppe in Schwarzenfeld mit – und entdeckte dabei im Lauf der Zeit ihre große Liebe zum Tanzen. Die Berufswahl fiel ihr deshalb nicht schwer: Vor 20 Jahren hat sich Nerf ihren großen Traum erfüllt und als staatlich geprüfte Gymnastiklehrerin ihr eigenes Studio eröffnet. Hier bringt sie Mädchen aller Altersklassen die Grundlagen des klassischen Balletts genauso näher wie modernen Jazzdance. Am Sonntag, 13. Mai, feiert Nerf in der Schwandorfer Oberpfalzhalle das Jubiläum ihres „Tanzprojekts“ mit einer Benefizveranstaltung (siehe Infokasten).

Die Leidenschaft wurde größer

Ihren beruflichen Weg hat sich Nerf hart erarbeitet. Als sie als Gymnasiastin mit 18 Jahren den Führerschein bekam, eröffnete sich für sie eine neue Möglichkeit für ein intensives Training: Sie konnte nun regelmäßig von ihrem Wohnort Schwarzenfeld nach Regensburg fahren, um dort in der Ballettschule Köster Unterricht zu nehmen. „Dabei wurde die Leidenschaft immer größer“, erinnert sich Nerf. Die Faszination für das Tanzen komme bei ihr nicht von ungefähr, vermutet sie: Ihre Großmutter und noch einige weitere Verwandte waren in der DDR in einer Sportwerbegruppe und führten bei internationalen Turnfestspielen immer Tänze auf. Die Neigung sei ihr also in die Wiege gelegt worden, sagt Nerf.

Der Plan, eine tänzerische Ausbildung mit staatlichem Abschluss zu absolvieren, war bald gefasst – und Nerf setzte ihn an der Münchner Bodeschule und parallel im Dance-Center Iwanson in die Tat um – auch wenn ihr Vater anfangs nicht so begeistert war, wie sich Nerf schmunzelnd erinnert. Er hätte es aus Gründen der finanziellen Sicherheit für sinnvoller gehalten, wenn seine Tochter einen sicheren Beruf erlernt und zum Beispiel eine Banklehre absolviert hätte. Doch von solchen „vernünftigen“ Einwänden ließ Nerf sich nicht abhalten. „Ich bin Skorpion – wenn ich mir etwas einbilde, dann mache ich es auch“, sagt sie.

Diese Hartnäckigkeit sollte sich langfristig auszahlen: Mit Mitte 20 hatte Nerf ihr großes Ziel erreicht und konnte sich als staatlich geprüfte Gymnastiklehrerin und Tanzpädagogin selbstständig machen. In der Schwandorfer Bahnhofstraße richtete sie sich ihr Studio ein und legte los.

Viel Werbung gemacht

Freimütig räumt Nerf ein, dass die ersten Monate damals nicht einfach gewesen seien. Rund 30 Ballett-Kinder kamen zu den ersten Kursen – eindeutig zu wenig, um davon zu leben. Doch Nerf ließ sich nicht so schnell unterkriegen, machte eifrig Werbung in Kindergärten und Schulen, inserierte in der Tageszeitung.

Der Erfolg ließ nicht lang auf sich warten. Mittlerweile kommen rund 100 Kinder – fast ausschließlich Mädchen – in ihr Tanzstudio. Die kleinsten Ballettmäuse besuchen bei ihr die Einheiten zur tänzerischen Frühförderung, und auch Mädchen im späten Teenager-Alter sind in den Ballett- und Jazz-Stunden noch eifrig bei der Sache. Auch Jazzdance-Stunden für Erwachsene hat Nerf regelmäßig im Angebot.

In den vergangenen Wochen hat sie mit ihren Schülerinnen eifrig für die Jubiläumsveranstaltung in der Oberpfalzhalle geprobt. Bei den Aufführungen gibt es bei Nerf grundsätzlich keine Solisten, die sich im Rampenlicht sonnen. „Ich achte darauf, dass keiner im Vordergrund steht“, sagt sie. Wer zu ihr in den Unterricht kommen möchte, sollte Freude an der Bewegung haben. Auch eine kleine musikalische Begabung ist von Vorteil.

Kein Platz für Spitzenschuhe

Wer beim Stichwort Ballett an den Tanz mit Spitzenschuhen denkt, der wird in Nerfs „Tanzprojekt“ nicht fündig werden. „Ich finde, das gehört sich nur auf die große Bühne und nicht in eine Kindertanzschule“, sagt sie. Wer tatsächlich in den Schuhen mit der versteiften Spitze tanzen wolle, der müsse mehrmals in der Woche intensiv trainieren, um die Muskulatur ausreichend zu stärken. Mädchen, die diesen Weg unbedingt gehen wollen, verweist Nerf grundsätzlich an andere Ballettstudios in der Region.

Besonders wichtig ist es Nerf, mit ihren Schülern nicht zu streng umzugehen. Die Kleinsten tanzen bei ihr auch noch nicht an der Stange, weil das Drehen der Hüfte in dem Alter noch nicht funktioniert. „Ich habe einmal eine Ballettlehrerin gesehen, die ihre Kinder angekeift und fertiggemacht hat. So will ich nicht sein“, sagt sie. Ihr ist es viel wichtiger, den Kindern von klein auf die Freude an der Bewegung zu vermitteln, weshalb sie die Ballettstunden spielerisch gestaltet.

Ihre Entscheidung, Tanzlehrerin zu werden, hat Nerf nie bereut. „Ich habe den Job, der mir Spaß macht“, sagt sie. Ein Leben ohne Tanzen – egal ob klassisches Ballett oder ganz modern zu Musik von Justin Timberlake oder Bruno Mars – kann sie sich einfach nicht vorstellen. „Wenn ich mal nicht tanzen kann, weil ich krank bin, ist das ganz schrecklich für mich, und ich werde unausstehlich“, sagt sie. „Tanzen ist Träumen mit den Füßen.“ Das wird sie zusammen mit ihren Schülern auch den Zuschauern in der Oberpfalzhalle vermitteln.

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