Stadtführung
103 Brauberechtigte gab es einst

Ortsheimatpfleger Günther Plößl brachte den Teilnehmern die Wirtshäuser, Braukultur und Bierkeller in Burglengenfeld näher.

08.03.2016 | Stand 16.09.2023, 6:55 Uhr
Josef Schaller
Hobbybrauer Holger Ott bot frisch gebrautes Bier direkt aus dem Bierkeller an der Naab zur Verkostung an. −Foto: Schaller

Wasser, Hopfen, Hefe und Gerstenmalz sind seit 1516 die einzigen zulässigen Bestandteile von bayerischen Bier. 500 Jahre herzogliches Reinheitsgebot war für Ortsheimatpfleger Günther Plößl ein Grund, Geschichtsinteressierten einen Einblick in die Geschichte des Bierbrauens zu gewähren. Mit rund 40 Teilnehmern begab er sich am Sonntagnachmittag in Burglengenfeld auf die Spuren der Bierkultur, der Wirtshäuser, Braustätten und Bierkeller an der Naab.

„Wenn man sich am Marktplatz umschaut“, sagte der profunde Kenner der Burglengenfelder Stadtgeschichte, „sieht man rundum renovierte und umgebaute Gebäude, die vor vielen Jahren Wirts- und Brauhäuser waren.“ Zum Teil sind die ehemaligen Braustuben und Gasthäuser aber auch abgerissen, wie unter anderem das Gasthaus „Zur Post“, früher „Hirschenwirt“. 1685 erstmals urkundlich erwähnt, wurde dort bis 1922 Bier gebraut. 1973 ist das Gebäude entfernt und danach ein Einkaufszentrum errichtet worden. Heute findet man dort ein Modegeschäft.

Kapuziner nutzen Klosterschenke

Nur wenige Meter unterhalb befand sich die Gaststätte „Zum Greif“. In den 80er und 90er Jahren war hier das Fachgeschäft „Elektro Träger“ untergebracht. Die Klosterschenke, die zurzeit leer steht, diente zum Bierausschank des Kapuzinerklosters, das im 18. Jahrhundert auf dem Gelände des jetzigen Parkhauses, der Polizeiinspektion und des Neuen Stadthauses stand. 1802/1803 war das Kloster aufgelöst worden. Auch in der Kirchenstraße findet sich ein Beleg: Die riesige freie Fläche unterhalb des Restaurants Delphi ist nicht zu übersehen.

Hier wurde bis 1973 ebenfalls Bier gebraut. Die Brauerei Schild, die dort beheimatet war, ist inzwischen ebenfalls abgerissen worden und im „Schildbräu“, der ehemaligen Braugaststätte, werden jetzt griechische Spezialitäten serviert. Der Gasthof „Zu den drei Kronen, der 1753 als Wirtshaus erwähnt wurde, ist als einer der wenigen Gaststuben weitestgehend noch in der ursprünglichen Form erhalten geblieben.

Braurechte (auch Braugerechtigkeit) seien im Mittelalter Privilegien der jeweils herrschenden Landesherren gewesen, in der Regel an ein Grundstück oder Haus gekoppelt, erklärte Plößl. Der Haus- oder Grundstücksbesitzer konnte das Braurecht entweder selbst, oder durch einen angestellten Brauer wahrnehmen. Mit der Stadtrechtsverleihung 1542 durch die Pfalzgrafen Ottheinrich und Philipp wurden derartige Privilegien in „Lengenfeld“ erneuert – kommunale Brauereien entstanden. 103 Brauberechtigte hatte es im 16. Jahrhundert gegeben, die sowohl obergäriges und untergäriges dunkles und weißes (helles) Bier brauten.

Das Herstellen von Weizenbier war damals durch den Landesherren größtenteils verboten, da Weizen ein wertvolles Lebensmitter. Nur sehr wenige Brauereien in Bayern verfügten über ein Braurecht für Weiß- und Weizenbier. Dahinter standen auch wirtschaftliche Interessen, denn das Weißbiermonopol diente zur Sanierung des überschuldeten Staatshaushaltes. Nach Aufhebung des Monopols war auch in Burglengenfeld. im Brauhaus am Mulzweg (heute der obere Teil der Kellergasse zwischen Einmündung Stadtgraben und B15). Weizenbier hergestellt worden. 1935 wurde die Brauerei geschlossen.

Verstöße bedeuteten Gefängnis

Alte Flurnamen wie Hopfenröthe zeugen bis heute aus dieser Zeit. Auch ein Pfalzgrafenedikt von 1560 verweist auf einen Hopfengarten vor dem oberen Stadttor (Bereich der Regensburger Straße). Das erste gesamtbayerische Reinheitsgebot für Bier wurde durch die Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. in Ingolstadt erlassen. Mit sogenannten Bierpantscher ging die Gerichtsbarkeit daher immer sehr hart ins Gericht. Bei einem Prozess in Regensburg im Jahre 1884 wurden unter anderem auch mehrere Burglengenfelder Bierbrauer zu Gefängnis- und zu Geldstrafen verurteilt.

Insgesamt hat es in Burglengenfeld zwölf Brauereien bzw. Brauhäuser gegeben. Mit der Brauerei Birkenseer hat schließlich auch die letzte Braustätte in Burglengenfeld aber im vergangenen Jahrzehnt ihren Betrieb endgültig eingestellt. Das Bier wird aber weiterhin durch die Brauerei Naabeck hergestellt. Trotzdem mussten die Teilnehmer der zweistündigen Führung hinterher nicht auf ein frisch gebrautes Bier verzichten. Der Hobbybrauer Holger Ott hat seinen frisch gebrauten Trunk den durstigen Akteuren direkt im Bierkeller an der Naab zur Verkostung angeboten.