Landkreis Schwandorf
Achtung, Autofahrer: Die Kröten kommen

Der Frühling lockt Amphibien aus ihren Winterverstecken. Helfer des Bundes Naturschutz bringen sie sicher ins Laichgebiet.

16.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:44 Uhr
Alina Hoffmann
Sogar eine Unterführung haben die Naturschützer für die wandernden Amphibien eingerichtet. Von links Reinhard Scheuerlein (BN-Regionalreferent Oberpfalz), Klaus Pöhler (Vorsitzender BN-Kreisgruppe Schwandorf), Richard Mergner (BN-Landesvorsitzender) und Zaunbetreuer Gerhard List. −Foto: Alina Hoffmann

Das Thermometer steht auf Plus, die ersten Sonnenstrahlen erwärmen das Teichgebiet in der Nähe der Staatsstraße zwischen Nabburg und Schmidgaden: Die alljährliche Wanderung der Amphibien steht an. Den ganzen Winter über haben sich Frösche, Kröten und Molche in der Winterstarre vor dem Tod durch den Frost geschützt. Nun müssen sie vom Waldboden aus, in dem sie überwinterten, über die Landstraße zum angrenzenden Teichgebiet kriechen, um sich dort fortzupflanzen.

Die Überquerung der Straße ist für dieKleintiere eine tödliche Gefahr. Viele werden bei der alljährlichen Wanderung überfahren. Um das zu vermeiden, stellen die BN-Kreisgruppe Schwandorf zusammen mit den Straßenbaubehörden im Frühjahr, wenn die Wanderungszeit beginnt, Schutzzäune am Straßenrand auf.

Per Eimer oder Unterführung zum rettenden Ufer

Vor den Zäunen stehenEimer, in die die Amphibien reinfallen, wenn sie sich auf den Weg von ihrem Winterquartier im Wald zum Teich auf der anderen Straßenseite machen. Morgens und abends werden die Eimer von freiwilligen Helfern kontrolliert und auf die andere Straßenseite gebracht, wo sie ihre Reise fortsetzen können. Zusätzlich gibt es eine Unterführung, durch die Frösche und Kröten selbstständig auf die andere Seite kommen können.

Wenn die Temperaturen steigen, sind sie nicht mehr zu halten

Man könne nie genau wissen, wann die Tiere anfangen zu wandern, sagt Zaunbetreuer Gerhard List. Es sei auch schon vorgekommen, dass die Wanderungszeit bereits im Februar begonnen habe. „Noch sind die Frösche nicht gelaufen, da es die letzten Wochen viel zu kalt und trocken war“, erklärt Josef Hierhammer, Vorstandsmitglied der BN-Kreisgruppe. Aber mit den nun ansteigenden Temperaturen soll es demnächst wieder so weit sein.

„Leichter Regen ist optimal“, sagt List. Seien diese Voraussetzungen erfüllt, kämen die Tiere gleichzeitig aus dem Boden hervor. „Dieser Schwung muss erwischt werden“, sagt BN-Landesvorsitzender Richard Mergner. Der Einsatz werde um die vier Wochen dauern, bis alle Tiere auf der anderen Straßenseite angekommen seien.

Ohne Kröten und Co. gibt es auch keine Störche

„Rettet die Artenvielfalt“, betont Klaus Pöhler, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe. Jeder kenne den Aufruf „Rettet die Bienen“ und verstehe, wieso diese geschützt werden müssten. Doch wenn es um Amphibien gehe, sähen viele Leute nicht, dass diese Tiere genauso geschützt werden müssten. „Amphibien sind Teil der Natur und Teil des Netzwerks des Lebens“, sagt Pöhler. In der Natur sei jeder auf jeden angewiesen. Um das zu veranschaulichen, nennt Pöhler als Beispiel den Storch, der sich von Fröschen und Kröten ernähre. Würde es diese Tiere nicht mehr geben, hätte der Storch auch keine Nahrungsquelle mehr.

„Amphibien sind nicht nur Opfer der Klimakrise“, erklärt BN-Landesvorsitzender Richard Mergner. Auch Spritzmittel und Straßenbau gefährdeten Frösche, Kröten und Molche. Mergner appelliert an die Gesellschaft, Landschaftszerschneidung und die Nutzung der Pestizide zu reduzieren. Mergner forderte außerdem, den ökologischen Landbau in Bayern voranzubringen. Der Straßenbau gefährde nicht nur die Artenvielfalt. Es gebe auch Energie- und Klimagründe, die für die Bewahrung der Natur sprächen.

Helfer sollten die verschiedenen Arten kennen

Jährlich rettet der Bund Naturschutz in Bayern nach eigenen Angaben 500.000 bis 700.000 Amphibien das Leben. Man müsse kein Spezialist sein, um bei der Rettung der Amphibien zu helfen, sagt Klaus Pöhler.Die Helfer solltennur grob die verschiedenen Arten kennen. Außerdem wünsche sich der BN von den Straßenbaubehörden Warnschilder und eine Geschwindigkeitsbegrenzung in den Amphibienzaungebieten. Dadurch solle die Sicherheit der ehrenamtlichen Helfer gewährleistet werden, die bei Dunkelheit den Schutzzaun betreuen.