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CSU-Frontfrau Marianne Deml hört auf

Die Neunburgerin ist 70 Jahre alt. Nach und nach zieht sie sich aus der Politik zurück. Doch Neunburg bleibt ihr wichtig.

21.03.2019 | Stand 16.09.2023, 5:46 Uhr
Ralf Gohlke

Ihren Laptop und den Terminkalender wird Marianne Deml mit Sicherheit noch nicht so schnell aus der Hand Legen. Foto: Ralf Gohlke

Im Esszimmer von Marianne Deml duftet es nach Rosen. Ein kurzer Blick in den angrenzenden Wohnbereich klärt auf, woher der Duft kommt. Einige Rosensträuße unterschiedlicher Größen und in ebenso unterschiedlichen Vasen sind die Urheber. Die Sträuße sind Zeugnisse für einen besonderen Tag und Zeichen der Wertschätzung für die besondere Lebensleistung der Neunburgerin. Dieser besondere Tag, den die Stadträtin und ehemalige Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium jetzt feierte, war ihr 70. Geburtstag.

Doch nun sitzt sie schon wieder an ihrem Laptop und sichtet ihre vielen Termine. Künftig sollen es deutlich weniger und damit mehr Zeit für sich selbst, die Familie und vor allem die Enkel werden. Deml will sich aus der Politik zurückziehen. Neunburgs CSU-Ortsverband muss bei den Kommunalwahlen 2020 ohne ihre Grande Dame auskommen.

Schon Marianne Demls Vater war Politiker

Darüber, ob ihr Weg in die Politik vorgezeichnet war, lässt sich nur spekulieren. Immerhin war schon ihr Vater ehrenamtlicher Bürgermeister der kleinen Gemeinde Hiltenbach, wo sie mit vier Geschwistern auf einem Bauernhof aufgewachsen ist. Ihre Mutter fungierte als Gemeinde-Schreiberin. „Die Sitzungen des Gemeinderates und alle Wahlen fanden in unserer Wohnstube statt“, erinnert sie sich im Gespräch mit der Mittelbayerischen.

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Nach dem Besuch der Volksschule in Alletsried und der Realschule Neunburg wechselte sie auf die höhere Fachschule Triesdorf. Doch genug hatte sie damit nicht. Während ihrer Familienpause besuchte sie auf dem zweiten Bildungsweg die Fachakademie für Sozialpädagogik in Regensburg. Ihren Abschluss machte sie als Meisterin für Hauswirtschaft. Sie arbeitete unter anderem als Diözesanbeauftragte der Landjugendbewegung und war in der Erwachsenenbildung und stundenweise an der Landwirtschaftsschule Neunburg tätig. Während ihrer Zeit als Vorsitzende der Landvolkbewegung wurden Hilfsprojekte mit den Senegal initiiert – Deml reiste nach Afrika.

„Bei meiner ersten politischen Initiative dort ging es um Einsparungen beim Bau der Kläranlagen in Neunburg, Schwarzenfeld und Schwandorf mit einem Volumen von rund 100 Millionen D-Mark“, sagt Deml. Auslöser war die notwendige Erweiterung der Kläranlage Neunburg auf 35 000 sogenannte Einwohnergleichwerte mit Kosten von rund 54 Millionen D-Mark. Dies hätte eine Verdreifachung der Abwassergebühren bedeutet und wäre zugleich existenzbedrohend für das Chips-Werk gewesen.

Viel Geld für Neunburg

„Ich konnte die Beamten aus vier Ministerien überzeugen, ein gerade in Norddeutschland eingeführtes neues System zu testen und dass das Abwasser eigentlich eine Bundesangelegenheit sei“, meinte sie. Übrig blieben am Ende 5,1 Millionen D-Mark für eigene Kläranlagen von Flessner und Efruti.

Während ihrer Zeit als Staatssekretärin (1993 bis 2001) kam es zur BSE-Krise, weshalb ein neues Verbraucherministerium gegründet wurde. Demls Stelle wurde gestrichen, weil die Zahl der Abgeordneten gesetzlich festgeschrieben war.

Bereits seit 2002 hat Marianne Deml ihren Sitz im Stadtrat. Dort fungiert sie seit 2014 als Beauftragte für die Spitalstiftung und das Marienheim. Neunburg für Familien und für Senioren attraktiv zu machen liegt ihr am Herzen. Besonders engagiert sie sich für seniorengerechtes und selbstbestimmtes Wohnen auf der Basis einer Genossenschaft. Derzeit laufen die Anmeldeverfahren und ein Architekten-Wettbewerb für eine Wohnanlage an der Ufertalstraße. Im Mai wird der Architekt die Modelle vorstellen.

Darauf fiebert Deml nun hin. Aber auch auf die Zeit ab 2020 freut sie sich. Auf mehr Zeit für ihre Familie und für Freundschaften.

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