Vom Hussenkrieg
Vor 100 Jahren fand Premiere des Neunburger Festspiels statt – Ausstellung erinnert

24.05.2023 | Stand 14.09.2023, 23:54 Uhr
Ralf Gohlke
Die drei Festspielurgesteine Bruno Spitzhirn, Helmut Mardanow und Norbert Jonas (v. l.) sangen bei der Eröffnung das Kampflied der Hussiten. −Foto: Fotos: Ralf Gohlke

Das Neunburger Festspiel zur Erinnerung an die gewonnene Schlacht gegen die Hussiten anno 1433 in Hiltersried feiert heuer ein doppeltes Jubiläum. 1923 formierte sich erstmals ein Laienensemble, um dem Ereignis Rechnung zu tragen. Nach vielen Unterbrechungen gelang 1983, also genau vor 40 Jahren, ein Neustart.

Da bot sich eine Sonderausstellung im Schwarzachtaler Heimatmuseum zu diesem Thema geradezu an. Sie wurde zum internationalen Tag der Museen feierlich eröffnet. Das Besondere an dieser Ausstellung zeigte sich unter anderem am Ort des Festaktes: Er fand im historischen Festsaal des Schlosses statt. Die Hofmusik eröffnete ihn standesgemäß.

Renommierte Mitstreiter

Museumsleiter Theo Männer nannte bei der namentlichen Begrüßung der vielen Gäste sogar drei relevante Daten: 1023, 1933 und 1983. In seiner geschichtlichen Betrachtung holte er weit aus. Er sprach über die Bedeutung der hussitischen Raubzüge in der Oberpfalz und wie sie heute noch nachklingen würden. Als Beispiel nannte er das Hussitenglöckerl, das bis heute in Burglengenfeld geläutet werde.

Als Initiator der Festspielgeschichte nannte der Museumsleiter Stadtpfarrer Johann Baptist Koller, der damit auch die Schrecken des Ersten Weltkrieges aufarbeiten wollte. Für Text und Musik konnte er den seinerzeit renommierten Autor Fritz Hacker aus München gewinnen. Die Regie übernahm kein geringerer als Fritz Basil, Oberregisseur am Bayerischen Staatstheater und Schauspiellehrer unter anderem von Frank Wedekind und Heinz Rühmann.

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Für die Premiere sei ein enormer Aufwand betrieben worden, wusste Männer zu berichten. Nicht nur, dass dafür extra das katholische Vereinshaus gebaut wurde. Das Ereignis sei auch mit einem Heimattag und einem Bezirkskatholikentag verbunden worden.

Männer sagte, dass die Ausstellung einige der originalen Theaterrequisiten zeige. Gleiches gelte für die Requisiten der Aufführung von 1933 und Zeichnungen des Bühnenbildes von Georg Dorrer. 1933 sei dann zur 500-Jahr-Feier der Hussitenschlacht eine Neuauflage gestartet worden. Männer machte keinen Hehl daraus, dass das Rahmenprogramm bereits sehr nationalsozialistisch geprägt gewesen sei. Inhaltlich sei das Stück sehr einseitig gewesen.

Neues Stück zum 600. Geburtstag des Pfalzgrafen

Zum 600. Geburtstag des Pfalzgrafen Johann sollte 1983 ein neues Stück entstehen. Ausführlich ging Männer auf die Entwicklung ein, die er maßgeblich mit begleitet hatte. Wichtig war allen, auch dem Autor Peter Klewitz, das Stück inhaltlich ausgewogen zu gestalten. Mit der Nennung der nun sechs Regisseure, schlug Männer den Bogen zur Neuinszenierung in diesem Jahr.

Verschiedene Lieder begleiteten Männers Ausführungen. Georg Schmid sang in der Gestalt des Ott Ostmann das historische „Lied vom Hussenkrieg“. Mit „Ich bin ein Hussit, ein Taborit“ von Fritz Hacker in einer Neubearbeitung von Steven Heelein vermittelten Alexander Lottner (Gesang) und David Sorgenfrei (Gitarre) einen Eindruck von dem damaligen Geschehen. Helmut Mardanow, Norbert Jonas und Bruno Spitzhirn steuerten das Kampflied der Hussiten „Ktoz jsu bozi bojovnici – die ihr Streiter Gottes seid“ bei.

Viel Lob für den Verein

Bürgermeister Martin Birner, die Schirmherrin von 2023, Michaela Dettmann, und stellvertretende Landrätin Birgit Höcherl betonten die große Bedeutung des Festspiels für die Stadt und lobten das ehrenamtliche Engagement des Vereins. Dettmann unterstrich ebenso die Bedeutung des Museums, in dem sie schon einmal ein Fotos ihres Urgroßvaters entdeckt hatte.

Die Sonderausstellung und das Museum werden, neben den gewohnten Öffnungszeiten – Mittwoch von 14 Uhr bis 16 Uhr und Sonntag von 14 Uhr bis 17 Uhr – auch während der Aufführungen des Festspiels geöffnet sein.