Speedway
Mit künstlicher Hüfte erobert Martin Smolinski den WM-Titel auf der Langbahn zurück, stellt sich aber neu auf

23.12.2023 | Stand 23.12.2023, 11:00 Uhr

Martin Smolinski bejubelt den Langbahn-WM-Titel. Foto: Jesper Veldhuizen

Es war ein langer Weg zurück an die Weltspitze des Langbahn-Speedwaysports. Martin Smolinski trotzte den Schmerzen, verdaute Rückschläge und kehrte drei Jahre nach einem schweren Trainingsunfall auf den WM-Thron zurück. Das Ehrenmitglied vom MSC Abensberg blickt auf die emotionalen Finalmomente zurück. Für 2024 hat er sich ein klares Ziel gesetzt, schlägt aber nach 19 Profijahren einen neuen Weg ein.

2018 feierte der Olchinger seinen ersten WM-Titel auf der Langbahn. Zwei Jahre später unterlief ihm dem Speedwaypiloten ein schwerer Trainingsunfall, der drei Hüftoperationen und im Frühjahr 2022 ein künstliches Gelenk nach sich zog. Dennoch kämpfte er sich Schritt für Schritt ins Renngeschehen zurück und kündigte an: „Ich möchte wieder Weltmeister auf der Langbahn werden.“ Den Worten ließ Smolinski Taten folgen.

Dank der vollen Unterstützung seines Teams mischte er bei den sechs WM-Rennen in Herxheim, Ostrowo, Marmande, Scheessel, Morizes und Mühldorf auf Sand und Gras stets im Tagesfinale mit. Ein Rennsieg war Smolinski nicht vergönnt, aber dank konstant starker Leistungen setzte er seinen Konkurrenten Chris Harris in Mühldorf unter Druck.

Emotionen schwappen über

Als Harris den Einzug ins Tagesfinale von Mühldorf verpasste, stand fest: Martin Smolinski ist Weltmeister! „In unserer Box sind alle Dämme gebrochen“, berichtet der 39-Jährige von „absoluten Gänsehautmomenten“. Den Augenblick des Erfolgs habe er mit seinem Team umso mehr ausgekostet, da allen bewusst war, dass die Rückeroberung des WM-Titels angesichts der Vorgeschichte alles andere als selbstverständlich war. „Es gab im Vorfeld viele offene Fragen“, so Smolinski. Zum einen sei er mit „einer sehr starken Konkurrenz“ konfrontiert worden, zum anderen mussten auch Körper und Rennmaschine mitspielen.

Die WM-Serie hätte aber gezeigt: „Wenn ich hart an mir arbeite – und das Team hinter mir steht –, dann bin ich zu Höchstleistungen fähig.“ Crew und Fahrer mussten am Finaltag ans Limit gehen: Der im Training perfekt funktionierende Motor zickte. Für bange Momente blieb keine Zeit.

Die Mechaniker werkelten auf Hochtouren. Der Einsatz lohnte sich: Bei den Rennen auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke lieferte die Speedwaymaschine mit der Startnummer 84 wieder die nötige Leistung ab. Smolinski beendete den Finaltag auf Rang zwei und sicherte sich mit den konstantesten Leistungen der sechs WM-Rennen den Titel.

Erstmals ohne Profivertrag

„Es macht immer wieder Spaß, ganz oben auf dem Siegerpodest zu stehen. Dieses Mal habe ich mich mit künstlicher Hüfte hinaufgeschwungen“, schmunzelt Smolinski. In der nächsten Saison möchte der 39-Jährige aus Olching seinen Titel verteidigen. Einen gravierenden Einschnitt in seiner Sportlerkarriere soll es dennoch geben: „Nach gut 20 Jahren als Profi werde ich erstmals ohne einen Vertrag für ein Team aus den großen Speedwaynationen in die neue Saison gehen“, sagt das Ehrenmitglied vom MSC Abensberg.

Er möchte sich neu strukturieren, das berufliche Standbein abseits der Speedwaybahn stärken. Die Rennkarriere soll aber nicht ausklingen: Neben WM-Titelverteidigung strebt er – über die Qualifikation in Abensberg – zurück in den Grand Prix. „Ich zähle nicht mehr zu den jüngsten Fahrern, aber ich bin noch gut und möchte mich mit den Besten messen.“ Generell sei dank der Nachwuchsförderung die Qualität der Fahrer höher und die Leistungsdichte im Feld enger geworden.

Martin Smolinski setzt sich bereits seit über zehn Jahren aktiv für die Ausbildung von Talenten ein. „Gerade auch beim und mit dem MSC Abensberg konnten wir viel bewegen“, so Smolinski. Er werde weiterhin alles daran setzen, sein Wissen und seine Erfahrung an die Nachwuchsfahrer weiterzugeben – im kommenden Jahr mit Trainerschein.

Gratulation vom MSC Abensberg

Die Mitglieder vom MSC Abensberg drückten Martin Smolinski auf dem Weg zum Langbahn-WM-Titel besonders die Daumen. Entsprechend groß fiel die Freude über den Erfolg Smolinskis aus: „Wir gratulieren Martin von ganzem Herzen und sind sehr stolz, ihn bei uns im MSC zu haben. Er liefert über so viele Jahre hinweg schon Spitzensport und hat sich alles erkämpft. Er ist für unsere Nachwuchsfahrer ein Idol. Wenn ich nur daran denke, wie er seit vielen Jahren im Frühjahr in Lonigo mit unseren Junioren arbeitet“, so MSC-Vorstand Dominic Pecher.