Hallenliga mit vielen Promis
Die Baller League von Hummels und Podolski: Nur Show oder die Zukunft des Fußballs?

31.01.2024 | Stand 01.02.2024, 12:25 Uhr
Julian Alexander Fischer

In der Baller League wird im Modus „Sechs gegen Sechs“ gespielt.  − Fotos: Rolf Vennenbernd/dpa

Wie Menschen Medien konsumieren, hat sich im Verlauf der Zeit immer wieder geändert. Bei den Regeln des Fußballs hat sich in den vergangenen Jahrzehnten hingegen wenig getan. Um den Fußball dennoch an die Sehgewohnheiten der jüngeren Zielgruppe anzupassen haben Mats Hummels und Lukas Podolski die Baller League ins Leben gerufen – eine Hallenliga mit prominenten Managern, speziellen Regeln und neuen Übertragungswegen.



Bereits das Regelwerk des neuen Formats zeigt, worum es den Machern der Baller League geht. Es soll mehr Spektakel, weniger Langeweile geben, immer soll etwas passieren: Sechs gegen Sechs auf einem 50 mal 30 Meter großen Spielfeld, zweimal 15 Minuten Spielzeit und am Ende jeder Halbzeit kommt eine zufällige Regel hinzu. Das kann bedeuten, dass Tore nur noch per Volley erzielt werden dürfen oder sich die Mannschaftsgröße vorübergehend auf drei Spieler pro Seite verringert.

Ex-Ingolstädter Gilbert Diep: „Sehr viel Attraktion bei der Baller League“



Mit dabei ist auch Gilbert Diep. Als Spieler der Gönrgy Allstars stand er im ersten Spiel der Baller-League-Geschichte auf dem Platz. Obwohl seine Mannschaft 1:6 gegen das Team Hardstuck Royale verlor und eine Woche später Calcio Berlin mit 4:6 unterlegen war, zeigt er sich begeistert: „Es ist ein ganz neues Erlebnis, es gibt viel Attraktion und ist einfach sehr abwechslungsreich.“

Wie die meisten anderen Spieler der Baller League ist Diep neben der Baller League im Amateurbereich des organisierten Fußballs aktiv. Aktuell spielt er in der Landesliga beim SV Pullach im Landkreis München. In der Jugend war er auch beim TSV 1860 Rosenheim und beim FC Ingolstadt am Ball. Zur Baller League kam er, weil ihn einer alter Teamkollege kontaktierte, der die Liga mitorganisiert.

Insgesamt bewarben sich letztlich über 16.000 Spieler für einen der zehn Kaderplätze der zwölf Teams. Die Teammanager konnten im Vorfeld bei einem Draft auswählen, wen sie im Team haben wollten. Diep zweifelte zwischenzeitlich bereits: „Nachdem ich in den ersten Runden nicht ausgewählt wurde, kam ich etwas ins Schwitzen. Erst in der sechsten Runde kam ich dann als Nachrücker ins Team. Da war ich schon sehr erleichtert.“

Streamergrößen MontanaBlack und UnsympathischTV als Teammanager



Seine Teammanager sind die beiden Streamer MontanaBlack und Sascha Hellinger von UnsympatischTV, die wöchentlich mehrere Millionen Menschen mit ihren Livestreams von Videospielen erreichen. Grundsätzlich kommen zahlreiche Manager aus dem Streamingbereich, andere sind bekannte (Ex-)Fußballer wie Kevin Prince Boateng, Christoph Kramer, Jule Brand, Hans Sarpei oder Max Kruse. Auch Rapper Kontra K und Comedian Felix Lobrecht haben ein gemeinsames Team.

Zwar laufen die Spiele teilweise im Free-TV bei Prosieben Maxx, die meisten Teammanager kommentieren ihre Spiele im Internet aber auch selbst und reagieren auf die Kommentare der Zuschauer in Echtzeit auf der Streamingplattform Twitch: Das Event ist ein Gegenentwurf zu einem eher unpersönlicher werdenden Profifußball.

Auch auf dem Feld ist einiges anders. Die Regeln verändern die Spielweise. „Die Intensität ist sehr hoch, es gibt ein enormes Tempo gegen den Ball. Da kommen viele Spieler gar nicht in ein Eins-gegen-Eins“, berichtet Diep. Aus diesen Erkenntnissen die richtigen Schlüssen für das eigene Spiel zu ziehen, sei dabei nicht immer einfach – schließlich trainieren die Teams nicht zusammen.

Spiele in Köln: Weite Anreise aus Bayern



Die Spiele finden nämlich in einer alten Lagerhalle in Köln statt. Diep reist jeden Montag aus München an, wo er als Individualtrainer Fußballer trainiert, unter anderem die Jugend des SpVgg Unterhaching. Jeden Dienstagmorgen kommt er erst um 8 Uhr vom Spieltag heim, da bleibt nicht viel Zeit für gemeinsame Trainingseinheiten. „Das ist eines der weitesten Auswärtsspiele, die ich bisher hatte“, erklärt Diep schmunzelnd. Der Aufwand sei es ihm für diese Erfahrung allerdings wert.

Schließlich haben Diep und zahlreiche andere Spieler nie auf allerhöchstem Niveau gespielt, ein Event mit großer medialer Aufmerksamkeit ist Entbehrungen wert. Neben den Amateurkickern haben einige Teams aber auch den ein oder anderen Ex-Profi im Team. Ehemalige Bundesligaspieler wie Konstantin Rausch, Richard Sukuta-Pasu, Christian Clemens oder Bastian Oczipka sind bereits in der Baller League aufgelaufen.

„Die haben eine ganz andere Routine und spielen zielstrebiger“, ist Diep aufgefallen. Besonders das Auftreten vom Ex-Ingolstädter Patrick Ebert hat ihm imponiert: „Er ist ein absoluter Straßenfußballer, übernimmt Verantwortung und spielt clevere Pässe.“ Doch die Profi-Erfahrung hilft nicht immer. Das Team von Diego Contento, Moritz Leitner und Ex-Bayern Keeper Lukas Raeder verlor am ersten Spieltag direkt mit 0:6.

Ist eine solche Liga nun ein echter Ersatz zur Bundesliga für eine jüngere Generation oder doch nur eine Show-Veranstaltung, bei der der Sport an zweiter Stelle kommt? Teammanager Kevin Prince Boateng erklärte der dpa, im Fußball sei es inzwischen „sehr zäh, ein Spiel über 90 Minuten zu schauen. Egal, ob Italien, Spanien oder wo auch immer.“ Kollege Christoph Kramer berichtet Ähnliches: „Früher, wenn Champions League war, war Feiertag und du hast nichts anderes gemacht. Jetzt bist du schon nebenbei am Handy und willst ständig neue Reize. Vielleicht ist deshalb sowas mit zweimal 15 Minuten und Sonderregeln gar nicht so verkehrt.“

Diep kann zwar verstehen, wenn es Kritik an dem Ansatz gibt, betont aber auch: „Bisher habe ich nur positives Feedback bekommen. Ich bin erstaunt, wie groß das Interesse ist. Alle unterstützen mich sehr.“ Seine Teamkollegen in Pullach verschieben nun sogar regelmäßig ihr Training, um vorher noch gemeinsam die Baller-League-Auftritte Dieps zu sehen. Eine Koexistenz beider Formate ist also möglich.