Lukas Dauser stellte sich vor der versammelten Gästeschar dem sogenannten „Handstand-TÜV“ und bestand diesen natürlich mit Bravour. Drei Sekunden im Stand, drei Meter auf den Händen vorwärts und Abgang mit voller Drehung – für den Silbermedaillengewinner am Barren bei den Olympischen Spielen von Tokio eine der leichtesten Übungen. Der gebürtige Ebersberger ist als „Turnfestbotschafter“ eines der Gesichter des sportlichen Großereignisses, das vom 28. April bis 1. Mai in Regensburg über die Bühne gehen wird.
„Kleine Olympische Spielen“ seien dann zu erwarten, sagte Dauser. Der Countdown läuft, und die Veranstalter läuteten ihn im Beisein von Vertretern der Politik und der Sponsoren mit einer Pressekonferenz in den Räumen der Sparkasse an der Lilienthalstraße ein. Rund 450 Vereine aus dem Freistaat haben sich fürs 33. Landesturnfest angemeldet, rund 8000 Wettkämpfer und weitere 5000 Aktive werden „Regensburg ein Stück weit einnehmen“, wie Alfons Hölzl sagte. Der Präsident des Bayerischen Turnverbandes (BTV), gleichzeitig Chef des Deutschen Turner-Bundes (DTB), sprach von „riesiger Vorfreude auf die größte Breitensportveranstaltung im Freistaat“.
Organisatorischer Kraftakt
Unter dem Motto „Vielfalt, Erlebnis, Gemeinschaft“ verheißt die Veranstaltung über den Sport hinaus Shows, Kultur und Bildung. Nach 1875, 1930 und 2001 ist Regensburg zum vierten Mal Schauplatz eines Landesturnfestes. Für die Stadt stellt das Event unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Markus Söder auch eine große organisatorische Herausforderung dar, der man sich „mit großem Elan“ gestellt habe, wie Sportbürgermeisterin Astrid Freudenstein sagte. Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer hofft auf einen „Schub für unsere Vereine“ und fügte hinzu: „Unsere Stadt wird zu einem bayerischen Leuchtturm des Sports.“
Aus einer Vielzahl von Wettkämpfen, Mitmachangeboten und Veranstaltungen sticht unter anderem der Spitzensport heraus. In fast allen 20 Turndisziplinen, zu denen beispielsweise auch Rope-Skipping und das Trampolinspringen zählen, werden bayerische Meister gekürt. Ins Programm des Landessportfestes eingebettet sind die Wettkämpfe der 1. und 2. Frauen-Bundesligen. Gut möglich also, dass Stars wie Pauline Schäfer-Betz (2017 Weltmeisterin auf dem Schwebebalken) oder Elisabeth Seitz (amtierende Europameisterin am Stufenbarren) in der Donau-Arena zu bewundern sein werden. Lukas Dauser muss indes passen, er laboriert noch an den Nachwirkungen einer schweren Schulterverletzung, die auch seinen Start bei den Turn-Europameisterschaften im Antalya Mitte April verhindert. Für einen perfekt ausgeführten „Handstand-TÜV“ reichte es jedoch trotz der Blessur allemal.
In seiner Funktion als „Turnfestbotschafter“ sehe er die „Chance, meinem Sport etwas zurückzugeben“. Er habe „viel Unterstützung erfahren“, sagte Dauser, für den als damals Achtjähriger die Veranstaltung 2001 in Regensburg ein entscheidender Impuls war, eine Karriere als Leistungsturner anzustreben.
Die Anmeldungen für das Landesturnfest sind seit Mitte Februar abgeschlossen, es besteht jedoch weiterhin Bedarf an freiwilligen Helfern. „Wir benötigen noch jede Menge Unterstützung“, sagte Sportmoderator Armin Wolf, der sich als „Botschafter des sozialen Engagements“ bei der Veranstaltung einbringt. Interessierte finden Informationen dazu auf der Homepage turnfest23.de. Wolf baut auch darauf, „dass der Funke überspringt“ und das Landesturnfest nicht nur bei den Teilnehmern auf große Resonanz stößt. Die Veranstalter hoffen auf bis zu 100000 Zuschauer.
Über die Wettkämpfe hinaus bietet das Event diverse Mitmachangebote – über die Kinderturnwelt, eine Gymwelt-Area und den 4XF Games bis hin zum Bayern-Turn-Warrior und einer Team-Challenge. „Angebote für alle Altersklassen“ offeriere das Programm, lobte Sportbürgermeisterin Freudenstein. Bezirkstagspräsident Franz Löffler hob derweil hervor, dass das Landesturnfest über Regensburg hinaus in die gesamte Oberpfalz ausstrahle. „Sport vermittelt Werte, die eine Gesellschaft stabilisieren“, merkte Löffler an.
Integrativ und nachhaltig
Regensburg werde das vergangene Landesturnfest 2019 in Schweinfurt sicherlich „toppen“, sagte Alfons Hölzl. Die insgesamt 3200 Vereine in Bayern, die Turnabteilungen haben, stellten „eine große gesellschaftliche Kraft“ dar. Der DTB-Präsident versprach überdies eine nachhaltige Veranstaltung, die auch eine „große Integrationsleistung“ erbringe. „Turnen ist sehr bunt“, so Hölzl.
