Klare Pläne für die Zukunft
Peter Holmgren ist der Standort-Entwickler bei den Eisbären in Regensburg

09.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:45 Uhr
Peter Holmgren sitzt im Tor auf dem Hosenboden: Seine aktive Karriere hat der Torwart überraschend schnell abgehakt. −Foto: Andreas Nickl

Für Peter Holmgren ist die DEL2 wie ein Klassentreffen: Hier ein alter Bekannter, da ein guter Freund, dort ein ehemaliger Mitspieler. Der bald 36-jährige Ex-Torwart der Eisbären Regensburg hat sich gedanklich verblüffend schnell von der aktiven Karriere verabschiedet. Jetzt schiebt der Deutsch-Schwede mit seinen vielfältigen Erfahrungen im deutschen Eishockey im Hintergrund an.



Sein Metier: Er soll den Eishockey-Standort Regensburg mit frischen Ideen weiterentwickeln. Von Prognosen, ob der Regensburger Eishockey-Zweitligist wie einst wieder in Richtung der Topklubs mitspielen kann, hält Peter Holmgren nichts. „Auf Papier kannst du schreiben, was du willst. Geht es danach, müsste Bad Tölz ja nächstes Jahr deutscher Meister werden.“ Stattdessen hatten die Oberbayern bekanntlich im vergangenen Jahr nach dem Abstieg Mühe, ein Oberligateam auf die Beine zu stellen. Deswegen sagt Holmgren über ein Fünf-Jahres-Ziel nur soviel: „Wir wollen dann ein solide geführter Zweitligist sein. Und wenn wir wachsen wollen, dann dürfen wir alles nichts zu schnell machen wollen, sondern Schritt für Schritt.“

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Mit seiner aktiven Karriere hatte Holmgren flott abgeschlossen. „Seit dem 2. März 2022 war ich kein einziges Mal auf dem Eis – nur viermal in Turnschuhen“, sagt der mit gutem Humor ausgestattete Skandinavier.

Vieles liegt in der Familie

Auch, dass er im Wirtschaftsbereich gelandet ist, ist alles andere als Zufall: Es liegt wie der Sport auch in Holmgrens Genen. Die Mama, eine ehemalige Reiterin in der Nationalmannschaft, war Finanzchefin einer vielfältig vom Transportwesen bis zu Ferienwohnungen aufgestellten Firma, der Papa führte eine Steuerkanzlei. Von ihm lernte er auch Dinge über Aktien. Mit 14 hatte sich Peter Holmgren für 100 Euro erste Papiere gekauft. „Nach eineinhalb, zwei Jahren ging das durch die Decke – und ich habe mir den ersten Fanghandschuh gekauft.“

Im Elternhaus hat Holmgren viel gelernt. „Die einzige Regel war: Erst musst du die Schule machen. Danach kannst du machen, was du willst“, sagt er, der schon in Schweden seinen Abschluss im Sport-Business-Management erledigte. „Ich fand, das war ein guter Deal.“

Jetzt würde er gerne länger in Regensburg tätig bleiben. „Ich habe viele Städte gesehen“, sagt Holmgren, der seit 2008 acht Vereine in Deutschland in seiner Vita stehen hat. „Manchmal willst du ja bleiben“, erzählt er. „Aber dann kommt ein Angebot und du denkst: Ich wäre ja schön blöd, das nicht zu machen. Manchmal hast du dann Glück und manchmal auch nicht.“ Allerdings verändert Familie auch dieses Denke: „Damals hatte ich keine Kinder. Jetzt schon. Und jetzt bauen wir ein Haus.“

Seine neue Heimat Regenstauf ist auch der Hintergrund für einen anderen Holmgren-Spruch zur Eisbären-Prespektive. „Ich sage immer: Crimmitschau hat 2000 Einwohner mehr als Regenstauf. Wenn die das schaffen, in der zweiten Liga zu bleiben, dann müssen wir das doch auch schaffen, oder?“

Manche Voraussetzungen sind dabei gut. „Seit ich hier bin, ist alles weitgehend stabil“, sagt Holmgren. Und manches hat sich gut entwickelt. Das eine Zweitligajahr hat den Eisbären gut getan. „Wir waren mehr präsent auf Werbeplakaten. Armin Wolf macht einen Superjob, ist ein-, zweimal die Woche in Schulen unterwegs. Und der Spieltermin Sonntag, 17 Uhr ist familienfreundlich“, fasst Holmgren zusammen und präsentiert Überraschendes: „Mit 39 Prozent Frauenquote bei den Zuschauern haben wir eine der besten Quoten im deutschen Profisport. Das ist auch den Sponsoren aufgefallen, dass da nicht nur Männer sind, die Bier trinken. Wir haben sogar zwei Abschlüsse nur deswegen gemacht.“

Schlechte VIP-Quote

Anderes klappt weniger so gut. „Im VIP-Bereich sagt man, dass da zehn Prozent von allem, was reinkommt, als Quote gut ist. Bei uns ist es ein Prozent“, bemängelt Holmgren einen Fakt, der nicht allein in GmbH-Hand liegt. „Da müssen wir auf Dauer eine Lösung finden. Aber ich habe soviele Pläne, was man noch machen kann.“

Erst einmal aber gilt es, den Gleichklang von wirtschaftlicher Entwicklung mit sportlichem Erfolg weiter zu sichern. „Das ist wie zwei Unternehmen in einem. Sportlich hatten wir ein Superjahr für einen Aufsteiger. Die Herausforderung ist, das zu bestätigen. Bietigheim war in der DEL ein gutes Beispiel: Erst waren sie die Überraschung – und jetzt sind sie doch wieder abgestiegen.“

Zur Person: Peter Holmgren

Anfänge:Der am 14. Mai 1987 in Göteborg geborene Eishockey-Torwart Peter Holmgren spielte als Youngster in Rögle sowie danach in der dänischen und schwedischen zweiten Liga für Herning und Bäcken. Mit 21 Jahren kam er nach Deutschland. Seine ersten Stationen: 2008/2009 der EHC München sowie der EV Landsberg 2000 in der Oberliga. Danach kam er ordentlich herum.

Erfahrung:Bei den Hannover Indians, in Crimmitschau, Dresden und Heilbronn sammelte Holmgren von 2010 bis 2016 bei vier Klubs in über 50 Partien Zweitliga-Erfahrung, ehe er im Februar 2017 nach einem kurzen Zwischenstopp in Duisburg zu den Eisbären kam. Nach 171 Spielen für Regensburg verkündete der in den Aufstiegs-Playoffs verletzt fehlende Holmgren im Juli 2022 seinen Abschied.